Moderne Immunsuppressiva verringern Hautkrebsrisiko

MÜNCHEN (wst). Die Prognose von Patienten nach einer Organtransplantation wird immer besser. Allerdings ist durch die immunsuppressive Therapie das Krebsrisiko erhöht, vor allem für nicht-melanozytäre Hauttumoren. Niedrig halten läßt sich das Risiko offenbar mit modernen Wirkstoffen.

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Die Überlebenszeiten von Patienten nach Organtransplantation haben sich in den vergangenen zwei Dekaden erheblich verbessert. Manche leben bereits über 25 Jahre mit einem fremden Organ. Über 70 Prozent aller verpflanzten Organe funktionieren noch nach fünf Jahren. Daran hat Dr. Claas Ulrich von der Charité in Berlin bei einer Tagung in München erinnert.

Allerdings erhöht sich durch die Langzeit-Immunsuppression das Krebsrisiko. Nicht-melanozytäre Hautkarzinome sind mit Abstand diejenigen malignen Erkrankungen, die am häufigsten mit einer Immunsuppression assoziiert sind.

Das geht aus einem US-Register der Jahre 1995 bis 2001 hervor: Bei den mehr als 35 750 Patienten, die erstmals eine fremde Niere erhalten hatten, war im Vergleich zu Gesunden die Inzidenz nicht-melanozytärer Hautkarzinome um mehr als das 20fache erhöht. In Deutschland dürften die Verhältnisse etwas günstiger sein. Denn die Ärzte hier handhabten die Immunsuppression "vorsichtiger" als die US-Kollegen, so Ulrich auf einer vom Unternehmen Wyeth organisierten Veranstaltung.

Nach ersten retrospektiven Analysen treten mit dem mTOR-Hemmer Sirolimus (Rapamune®) deutlich seltener Hauttumoren auf als etwa mit Ciclosporin A. mTOR steht für "mammalian Target Of Rapamycin". Das ist ein wichtiges Protein in der Signalkette der Interleukin-2-vermittelten T-Zell-Aktivierung. In einer Multicenter-Studie solle Sirolimus bei 280 Patienten mit einer fremden Niere und mit multiplen Hautkrebsvorstufen prospektiv geprüft werden, so Ulrich.

Nicht-melanozytäre Hautkarzinome sind während einer Immunsuppression auch deutlich aggressiver. Einer Studie zufolge metastasieren Plattenepithelkarzinome bei Patienten nach Organtransplantation über 200 mal häufiger als bei Menschen mit intaktem Immunsystem (Metastasierungsrate 7 vs. 0,03 Prozent.)



STICHWORT

Sonnenschutz

Wie bei Gesunden entwickeln sich die bei einer immunsuppressiven Therapie gehäuft auftretenden nicht-melanozytären Hauttumoren überwiegend auf sonnenexponierten Hautstellen. Ultraviolettes Licht ist also offensichtlich ein kanzerogener Risikofaktor, der unter den Bedingungen einer eingeschränkten Immunabwehr besonders zum Tragen kommt, wie Dr. Claas Ulrich aus Berlin sagt. Um so wichtiger sei es, bei immunsupprimierten Patienten für einen guten Sonnenschutz zu sorgen. Auch auf bereits bestehende präkanzeröse Lichtschäden sei ein besonderes Augenmerk zu richten. (wst)

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