Neu entdecktes Gen bewahrt vor Hirnschäden

Forscher eröffnen neue Perspektiven für die Therapie bei Schlaganfall und neurodegenerativen Erkrankungen.

Veröffentlicht:

HEIDELBERG (eb). Ein Gen, das vor den Folgen eines Schlaganfalles schützt, haben Wissenschaftler der Universität Heidelberg unter Leitung von Professor Hilmar Bading entdeckt.

Die Forscher am Interdisziplinären Zentrum für Neurowissenschaften (IZN) konnten nachweisen, dass die vermehrte Herstellung dieses Genproduktes Neuronen im Gehirn widerstandsfähiger macht. Sauerstoffmangel und zu hohe Konzentrationen von Neurotransmittern führen bei einem Schlaganfall zu ausgedehntem Zelluntergang im Gehirn.

Eigenes Schutzschild aufgebaut

Gehirnzellen, die durch Gentransfer mit dem neu entdeckten Gen ausgestattet wurden, sind unter diesen toxischen Bedingungen überlebensfähiger (J Neurosci 2011; 31: 4978), heißt es in einer Mitteilung der Uni.

Zu den besonderen Eigenschaften des entdeckten Gens gehört, dass es Teil eines körpereigenen Schutzprogramms ist: Es wird immer dann von Neuronen angeschaltet, wenn diese aktiv sind - ein aktives Gehirn baut sich also sein eigenes Schutzschild auf.

"Erste Hinweise auf eine mögliche Schutzfunktion dieses Gens erhielten wir durch Experimente an Nervenzellkulturen, mit denen man die Bedingungen, denen das Gehirn bei einem Schlaganfall ausgesetzt ist, simulieren kann. Wir konnten daraufhin in einem Mausmodell zeigen, dass die Hirnschädigung, die durch mangelhafte Blutversorgung bei einem Schlaganfall hervorgerufen wird, durch das Schutzgen vermindert werden kann", wird Bading in der Mitteilung zitiert.

Gen könnte die Zellen generell widerstandsfähiger machen

Die Forscher gehen davon aus, dass das Gen nicht nur vor den Schlaganfallfolgen schützt, sondern die Zellen generell widerstandsfähiger macht. So könnte es auch gegen das Absterben von Neuronen als Folge von Alterungsprozessen oder etwa auch in der Therapie bei neurodegenerativen Erkrankungen wie Morbus Alzheimer eingesetzt werden.

Der genaue Mechanismus, über den das Gen die Zelle vor dem Sterben schützt, ist zwar noch nicht bekannt, die Ergebnisse deuten jedoch darauf hin, dass das Schutzgen bestimmte "Selbstmordgene" blockieren kann.

Die Tatsache, dass der Körper dieses Gen eigenständig anschalten kann und damit in der Lage ist, sich diesen Schutz selbst aufzubauen, bedeute, so Bading, "dass man nicht nur ins Fitnessstudio gehen sollte, um seinen Körper fit zu halten, sondern sich auch geistig betätigt - denn ein aktives Gehirn ist besser geschützt".

Die Erkenntnisse der Wissenschaftler bieten einerseits neue Perspektiven für die Therapie bei Schlaganfällen und neurodegenerativen Erkrankungen. Sie unterstreichen aber auch, wie wichtig geistige Aktivität für die Gesundheit ist.

Mehr zum Thema

Studie mit Daten zu 11.000 Schlaganfällen

Tropische Nächte sind offenbar ein Risikofaktor für Schlaganfälle

Kein Progress durch Training

Koronararterien-Kalzifizierung: Entwarnung für den Sport

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Inkretinmimetika

GLP-1: Wie aus dem kleinen Hormon ein Rockstar wird

Risikoanalyse

Komplikation nach Hernien-Operation: Wer ist gefährdet?

Lesetipps
Mehrkosten für die Entbudgetierung der hausärztlichen Versorgung seien Investition in den Erhalt der Praxen, betont Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. 

© Michael Kappeler / dpa

Kabinett winkt GVSG durch

Lauterbach macht Hausarztpraxen Mut: „Jede Leistung wird bezahlt“

Brücke zwischen zwei Steilklippen. Auf der Brücke stehen zwei Menschen.

© Usman / stock.adobe.com

Aktuelle Forschung

Antikörper – die Verkuppler der Krebsmedizin

Heiße Nächte können nicht nur nervig sein. Sie gehen auch mit einem höheren Risiko für Schlaganfälle einher, so das Ergebnis einer Studie aus München und Augsburg.

© samuel / stock.adobe.com

Studie mit Daten zu 11.000 Schlaganfällen

Tropische Nächte sind offenbar ein Risikofaktor für Schlaganfälle