COPD

Nichtinvasive Beatmung kann Leben retten

Die nichtinvasive außerklinische Beatmungstherapie kann die Prognose von schwer kranken COPD-Patienten verbessern - und ihnen gar das Leben retten. Doch das geht nur mit genügend Druck und genügend hoher Frequenz, wie auf dem Pneumologen-Kongress zu hören war.

Von Friederike Klein Veröffentlicht:
COPD-Patienten profitieren von der nicht-invasiven Beatmung.

COPD-Patienten profitieren von der nicht-invasiven Beatmung.

© Mathias Ernert, Universitäts-HNO-Klinik Mannheim

BERLIN. Die nichtinvasive Beatmung (NIV) unterstützt das Einatmen und entlastet die Atemmuskulatur. Die Behandlung kann einem von fünf Patienten mit schwerer COPD und Hyperkapnie das Leben retten, hat eine deutsch-österreichische Studie mit 195 Patienten ergeben (Lancet Respir Med 2014; 2: 698).

Die Ein-Jahres-Mortalität konnte dort von 33 Prozent unter Standardtherapie auf 12 Prozent bei NIV gesenkt werden. Die Behandlungsdauer der NIV betrug in der Studie mindestens sechs Stunden täglich.

Entscheidend für die Wirksamkeit ist, dass eine deutliche Reduktion des CO2-Partialdrucks (PaCO2) erreicht wird, betonte Privatdozent Dominic Dellweg, Chefarzt der Klinik Kloster Grafschaft in Schmallenberg, beim DGP-Kongress. Ziel in der Studie war eine Verringerung des PaCO2 im Blut um 20 Prozent oder auf unter 6,5 kPa (48,1 mmHg).

Dazu ist ein ausreichend hoher Inspirationsdruck notwendig - in der Studie im Mittel 21,6 cm H2O. Es muss zudem die Atemfrequenz (Back-up-Frequenz) des Geräts auf die Atemfrequenz des Patienten abgestimmt werden.

Ist sie zu niedrig, kommt es zur Alkalose, der ph-Wert steigt, es tritt eine Atempause ein und das Gerät springt automatisch an (wird angetriggert) - eine zyklische Be- und Entlastung entsteht.

Synchronität von Mensch und Gerät wichtig

"Für eine geringere Atembelastung ist ein glattes Durchlaufen besser", betonte Dellweg. Eine höhere NIV-Frequenz verhindert das Antriggern und kann die Atemarbeit um 40 Prozent reduzieren. In der Studie lag die mittlere Back-up-Frequenz bei 16,1 pro Minute.

Die Compliance ist bei hochintensiver NIV mit hohem Druck und hoher Atemfrequenz dabei sogar besser als bei geringer Intensität.

Wichtig für die Reduktion des PaCO2 ist die Synchronität von Mensch und Gerät. Dabei spielt die Erfahrung des Behandlers eine große Rolle. Automatisierte Systeme (AVAPS oder IVAPS) sind laut Dellweg manuellen NIV-Systemen mit erfahrenen Behandlern nicht überlegen.

In einer Schlaflabor-Studie wurden Maßnahmen zur besseren Synchronisierung entwickelt, berichtete Dellweg. Bei ineffektivem Antriggern der Atmung sollte primär unter PaCO2-Kontrolle der inspiratorische Druck reduziert werden.

Wenn das nicht ausreicht, kann der expiratorische Druck erhöht, der expiratorische Trigger sensibler eingestellt und die "Rise-Time" (Anstiegssteilheit) erhöht werden. Bei Auto-Triggern sollte geprüft werden, ob es irgendwo ein Leck gibt - das ist laut Dellweg der häufigste Fehler.

Außerdem kann eine geringere Sensibilitätseinstellung des Inspirationstriggers helfen. Bei häufigen Doppeltriggern schließlich wird vorgeschlagen, die Inspirationszeit zu erhöhen. Tatsächlich konnten diese Maßnahmen die Asynchronität von Mensch und Ventilator in der Studie drastisch reduzieren.

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