Influenza

Nur jede vierte Infektion mit Symptomen?

Nach neuesten Daten aus Großbritannien gibt es offenbar mehr Influenzafälle als bislang bekannt. Denn die allermeisten verlaufen offenbar asymptomatisch.

Veröffentlicht:
Influenzavirus: Die meisten Infektionen verlaufen ohne Symptome, glauben britische Forscher herausgefunden zu haben.

Influenzavirus: Die meisten Infektionen verlaufen ohne Symptome, glauben britische Forscher herausgefunden zu haben.

© Springer Verlag

LONDON. Dreiviertel aller Influenzainfektionen verlaufen offenbar asymptomatisch. Die Folgen: Die Patienten stellen sich nicht beim Arzt vor und die epidemiologische Beobachtung von Influenzawellen liefert nur ein Bild von der "Spitze des Eisberges". Zu diesen Schlüssen kommen zumindest britische Forscher um Dr. Andrew Hayward vom University College in London nach der Auswertung einer großen Kohortenuntersuchungen über fünf aufeinanderfolgende Influenzaperioden.

Die Forscher hatten für ihre "Flu Watch Studie" seit 2006 über Dutzende Hausarztpraxen in Großbritannien freiwillige Teilnehmer rekrutiert. Die Haushalte und ihre dort lebenden Personen hatten sie seit Beginn der Influenzasaison 2006/2007 bis zum Ende der Saison 2010/2011 begleitet.

Die Zahl der teilnehmenden Haushalte schwankte von Saison zu Saison ebenso wie die Zahl der rekrutierenden Arztpraxen. Am höchsten war sie während der H1N1-Pandemie in der Saison von Ende 2009 bis 2010. Über die Zeit kamen 5448 "Personensaisons" zusammen (Lancet Respir Med 2014; online 17. März).

Den Teilnehmern wurden jeweils vor und nach der Saison Blutproben abgenommen und die Influenzaserologie bestimmt. Während der Periode wurden die Haushalte wöchentlich befragt, ob es Erkrankungsfälle gibt. Bei ersten Symptomen mussten die Probanden zwei Tage nach dem ersten Auftreten nasale Abstriche nehmen, über die die Influenzastämme bestimmt wurden.

Den Ergebnissen zufolge erkrankten im Schnitt 18 Prozent aller ungeimpften Personen. Einen Unterschied zwischen der normalen saisonalen Influenza und der Pandemie von 2009 fanden die Forscher nicht. Auffällig war jedoch, dass immerhin 77 Prozent von diesen "erkrankten" Personen keinerlei Symptome entwickelten. Selbst bei den Fällen, in denen ein positiver Influenzabefund mittels PCR erhoben werden konnte, gingen nur 17 Prozent der Betroffenen zum Arzt.

Für die Forscher wird anhand dieser Daten deutlich, dass die heutige Überwachung die eigentlichen Influenzawellen "in hohem Maße unterschätzt". In ihrer Studie seien die gemessenen Raten von Influenzaerkrankungen 22-mal höher gewesen als vom britischen Influenza-Warndienst ermittelt. (nös)

Jetzt abonnieren
Mehr zum Thema

Sie fragen – Experten antworten

Ist eine Grippe-Impfung sinnvoll bei einem immunsupprimierten über 60-Jährigen?

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Skizze eines alternativen Versorgungsmodells

Wenn der „Zuhause-Arzt“ alle Hausbesuche übernimmt

Interview zu den Empfehlungen

Allgemeinmediziner: „Die 24h-Blutdruckmessung ist nicht besonders praktikabel“

Lesetipps
Auch einem CT-Bild ist ein Prostata-Karzinom markiert.

© samunella / stock.adobe.com

Aktualisierung der S3-Leitlinie

Früherkennung von Prostatakrebs: Tastuntersuchung vor dem Aus

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung