Onkologie

Op oder Radio(chemo)therapie bei Oropharynx-Karzinom?

Weniger Probleme mit dem Schlucken könnte ein Grund sein, dass Patienten mit Oropharynx-Karzinom lieber eine Radio(chemo)-Therapie haben wollen als eine Op. Experten erinnern an die Notwendigkeit, Betroffene für eine freie Entscheidung alle verfügbaren Infos an die Hand zu geben.

Veröffentlicht:

Berlin. Patienten mit einem Oropharynx-Karzinom haben nach einer Radiotherapie weniger Schluckstörungen als nach Roboter-gesteuerter Op, meldet die DEGRO (Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie e. V.).

Bei Karzinomen im Mund-Rachen-Bereich werden ja in Abhängigkeit von der Ausdehnung des Tumors Operation, Strahlentherapie und Chemotherapie singulär oder in Kombination eingesetzt. Bei Tumoren im Frühstadium stehe in vielen Ländern die Operation im Vordergrund; dieser Trend werde durch die Roboterchirurgie verstärkt, so die DEGRO in ihrer Mitteilung.

Bisher lagen nur Fallserien vor

Randomisierte Vergleiche zwischen einer Radio(chemo)therapie und Operation hätten bisher gefehlt; bisher seien hierzu nur Fallserien publiziert worden so, die DEGRO. Diese Lücke sei jetzt durch eine kanadisch-australische Studie geschlossen worden (Lancet Oncol 2019; 20(10):1349-59).

In dieser Studie seien die tumorspezifischen Daten, etwa die Überlebensrate, für beide Verfahren ähnlich gewesen, aber die Lebensqualität – bezogen auf Schluckstörungen nach einem Jahr – sei nach einer Radiochemotherapie signifikant besser gewesen. Das Schluckvermögen war in der Studie mit dem MDADI-Score („MD Anderson Dysphagia Inventory“) erfasst worden. Der Score geht von 20 bis 100 (schlechteste bis normale Schluckfunktion).

„Beide Optionen anbieten!“

Insgesamt waren also in der Strahlentherapie-Gruppe Schluckstörungen und Krämpfe der Kaumuskulatur seltener als nach der Operation. Der Unterschied von knapp 7 Punkten im Dysphagie-Score (86,9 vs. 80,1) war zwar statistisch signifikant (p=0,042), als klinisch bedeutsam gilt jedoch erst ein Unterschied von 10 Punkten, fasst die DEGRO zusammen.

Die Autoren der Studie fordern, dass alle Patienten immer über beide Therapieoptionen informiert werden sollten. Dieser Forderung schließt sich die DEGRO an. „Auch wegen der unterschiedlichen Toxizitätsmuster müssen die Therapien individuell gegeneinander abgewogen und unbedingt mit dem Patienten besprochen werden. Ihm sollten beide Optionen angeboten werden und sowohl vom Operateur als auch vom Radioonkolgen dargestellt und erläutert werden, so dass sich der Patient frei entscheiden kann“, wird Professor Stephanie Combs, Pressesprecherin der DEGRO, zitiert.

Studie ORATO

In der Studie ORATO sind Patienten berücksichtigt worden, die ein Oropharynxkarzinom im Stadium T1-T2, N0-2 (≤4 cm) hatten. Eine Gruppe erhielt eine Radio(chemo)therapie (Dosis 70 Gy, plus Chemotherapie bei Lymphknotenbefall cN1-2); die andere Gruppe erhielt eine Operation plus Neck Dissection (TORS+ND) gefolgt von einer Strahlentherapie mit oder ohne zusätzliche Chemotherapie bei bestimmten wohl definierten Risikofaktoren (abhängig von der Gewebeuntersuchung). Die mediane Nachbeobachtungszeit lag in der Strahlentherapie-Gruppe bei 25 (20-33) Monaten und in der TORS+ND-Gruppe bei 29 (23-43) Monaten. (eb)

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