Psychoonkologisches Modellprojekt

„Peer2Me“ stellt jungen Krebspatienten Mentoren zur Seite

Junge Krebspatienten bekommen im Zuge eines psychoonkologischen Pilotprojekts gleichaltrige Überlebende als Mentoren für die Krankheitsbewältigung an die Seite gestellt. Was das bringt.

Matthias WallenfelsVon Matthias Wallenfels Veröffentlicht:
Kann eine helfende und tröstende Hand eines gleichaltrigen Krebs-Überlebenden gerade jungen onkologischen Patienten Halt geben? Das soll in einem psychoonkologischen Modellprojekt eruiert und evaluiert werden.

Kann eine helfende und tröstende Hand eines gleichaltrigen Krebs-Überlebenden gerade jungen onkologischen Patienten Halt geben? Das soll in einem psychoonkologischen Modellprojekt eruiert und evaluiert werden.

© Photographee.eu / stock.adobe.com

Leipzig/Hamburg. Wenn Heranwachsende und junge Erwachsene – kurz: AYA (Adolescents and Young Adults) – die Diagnose Krebs erhalten, stehen sie vor ganz anderen Herausforderungen und Problemen als ältere Betroffene. Auch innerhalb dieser Gruppe bestehen große Unterschiede. Es handelt sich um Schüler und Auszubildende, junge Mütter und Väter sowie Berufseinsteiger. Sie sind gerade von zu Hause ausgezogen oder sind dabei, eine Familie zu gründen oder zu versorgen.

In Deutschland erkranken jedes Jahr laut Deutscher Krebshilfe (DKH) etwa 17 .000 junge Erwachsene im Alter von 15 bis 39 Jahren an Krebs. Dies ist für die Betroffenen mit großen psychischen Belastungen und Herausforderungen verbunden. Hier soll nun ein neues Mentorenprogramm mit dem Namen „Peer2Me“ ansetzen: Junge Patienten, die ihre Erkrankung überstanden haben, werden zu Mentoren für akut Erkrankte.

Wenn sich das Konzept bewährt, könnte das Angebot in Zukunft ausgeweitet werden, so die Vision der Studienleiter, die das Projekt an den Universitätskliniken Hamburg und Leipzig wissenschaftlich begleiten. Die DKH fördert das Vorhaben mit rund 340 .000 Euro.

Welche Idee hinter dem Projekt steht

„Junge Erwachsene mit Krebs benötigen häufig spezifische Hilfestellungen, die sie nicht immer erhalten. Besonders die soziale Unterstützung ist von zentraler Bedeutung“, berichtet Dr. Diana Richter von der Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie am Universitätsklinikum Leipzig. Damit sei nicht nur der Kontakt zu Familie und Freunden gemeint, sondern auch zu gleichaltrigen Krebspatienten. Hier setze das Mentoringprogramm Peer2Me an: „Akut erkrankte junge Erwachsene mit Krebs erhalten bei uns einen Mentor, der sie mit seinen Erfahrungen bei der unmittelbaren Krankheitsbewältigung vor allem emotional unterstützt“, so Richter.

Das Konzept ist laut DKH bereits am Leipziger Uniklinikum erprobt worden. Nun soll es gemeinsam mit dem Uniklinikum Hamburg-Eppendorf ausgeweitet und im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie durchgeführt und ausgewertet werden.Insgesamt 180 akut erkrankte junge Krebspatienten im Alter zwischen 18 und 39 Jahren würden in die Studie eingeschlossen. Entsprechend geschulte Mentoren begleiteten je einen Patienten kurz nach Diagnosestellung für einen Zeitraum von drei Monaten. Betroffene, die nicht von einem Mentoren begleitet werden möchten, erhalten eine 30-minütige standardisierte psychosoziale Beratung und entsprechende Informationsmaterialen. Dadurch werde ein Vergleich der beiden Patientengruppen möglich. Inwieweit der Kontakt zu einem Mentor das psychische Befinden und die Krankheitsbewältigung beeinflusst, bewerten die Wissenschaftler anhand von Befragungen, die sie vor, während und nach der dreimonatigen Begleitung durchführen. „Wenn wir die positiven Effekte unseres Konzeptes belegen können, hätten wir ein neues psychoonkologisches Versorgungsangebot, das speziell auf junge Erwachsene angepasst ist. Für die Zukunft erhoffen wir uns, dass alle jungen Krebspatienten von einem solchen Angebot profitieren können“, so Richter.

Peer2Me soll nach Aussage des DKH-Vorstandsvorsitzenden Gerd Nettekoven auch helfen, Versorgungsdefiziten aus der Vergangenheit zu begegnen: „Patienten im jungen Erwachsenenalter standen in der Vergangenheit nur selten im Fokus einer auf ihre Bedürfnisse angepassten psychoonkologischen Versorgung.“ Die besonderen Bedürfnisse sollten nun adressiert werden.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Primärdiagnostik

So lässt sich Prostatakrebs gezielter aufspüren

S3-Leitlinie

Nachsorge von Schilddrüsenkrebs: Was gibt es zu beachten?

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2024

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Eine Sanduhr, durch die Geldstücke fall

© fotomek / stock.adobe.com

Tag der Privatmedizin 2024

Outsourcing: Mehr Zeit für Patienten!

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Buch mit sieben Siegeln oder edles Werk? KI-Idee einer in Leder eingebundenen neuen Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ)

© KI-generiert mit ChatGPT 4o

Exklusiv Entwurf unter der Lupe

Das brächte Ihnen die neue GOÄ

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Studiendesign der prospektiven, internationalen, multizentrischen, einarmigen Zusatzkohorte zur HD21-Studie mit Patientinnen und Patienten älter als 60 Jahre

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [3]

Fortgeschrittenes Hodgkin-Lymphom

BrECADD seit Juni 2025 zugelassen: geeignete Behandlungsoption auch für ältere Erkrankte

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Takeda Pharma Vertrieb GmbH & Co. KG, Berlin
Abb. 1: Behandlungsalgorithmus der aktualisierten S3-Leitlinie für das SCLC im Stadium T3−4 und/oder N2−3, M0 („Limited Disease“, LD)

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [1]

Kleinzelliges Lungenkarzinom im Stadium Limited Disease (LD-SCLC)

Neuer Standard: Durvalumab beim LD-SCLC in S3-Leitlinie empfohlen

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Neue Leitlinie Myalgien

Das sind die Red Flags bei Muskelschmerz

Lesetipps
Pneumologen hoffen seit Langem, dass man die Entzündung bei COPD endlich in den Griff bekommen und „das Übel an der Wurzel packen“ kann.

© Tahir/Generated with AI/stock.ad

Inflammation in den Griff kriegen

COPD: Welche Neuerungen in der Therapie und Diagnostik stehen an?