Kognitive Verhaltenstherapie

Psychotherapie normalisiert das Hirn bei Sozialphobie

Mithilfe einer kognitiven Verhaltenstherapie normalisieren sich bei Patienten mit Sozialphobie die durch die Angststörung ausgelösten Hirnveränderungen.

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ZÜRICH. Die Behandlung einer Sozialen Angststörung mit einer kognitiven Verhaltenstherapie (KVT) zeigt Wirkung: Mithilfe der Therapie werden wichtige Hirnstrukturen, die bei der Verarbeitung von Emotionen involviert sind, normalisiert. Das haben Forscher der Universität Zürich, des Universitätsspitals Zürich sowie der Psychiatrischen Universitätsklinik in einer Studie nachgewiesen (Mol Psych 2016; online 6. Dezember).

Die Wissenschaftler analysierten in ihrer Studie mittels Magnetresonanz-Tomografie, ob es nach einer spezifischen, zehnwöchigen KVT zu strukturellen Veränderungen im Gehirn von Patienten mit einer Sozialen Angststörung kommt.

Denn bei Patientinnen und Patienten mit Sozialen Angststörungen können frontale und seitliche Hirnareale unbegründete Angstgefühle nicht ausreichend regulieren.

"Wir können zeigen, dass es zu strukturellen Veränderungen in Hirnarealen kommt, die mit Selbstkontrolle und Emotionsregulation zusammenhängen", wird Annette Brühl, Mitautorin der Studie, in einer Mitteilung der Universität zitiert.

Je erfolgreicher sich die Behandlung für die Patienten auswirkte, desto ausgeprägter waren ihre Hirnveränderungen. Die Forschungsgruppe konnte darüber hinaus nachweisen, dass nach der KVT die tiefen Hirnareale, die an der Emotionsverarbeitung beteiligt sind, stärker vernetzt sind. "Die Psychotherapie normalisiert die durch eine Soziale Angststörung ausgelösten Hirnveränderungen", fasst Brühl die Ergebnisse zusammen.

Für die Behandlung der Sozialen Angststörung ist die KVT zentral. Indem verschiedene Strategien zur Emotionsregulation eingeübt werden, soll die Balance der Emotionen wieder hergestellt werden.

Anhand konkreter Beispiele werden in Gruppensitzungen Erklärungsmodelle besprochen und Ansatzpunkte für Veränderungen erarbeitet. Durch Selbstbeobachtung, Rollenspiele oder Videoaufnahmen können alternative Sichtweisen entwickelt werden. Diese können dann individuell angepasst und in alltagsrelevanten Situationen erprobt werden.

Angst im sozialen Umgang ist weit verbreitet: Rund jeder zehnte Mensch ist nach Angaben der Universität Zürich im Laufe seines Lebens von einer Sozialen Angststörung betroffen, die ihn im Alltag stark einschränkt.

So fällt es Menschen mit einer Sozialphobie beispielsweise schwer, vor einer größeren Personengruppe oder mit unbekannten Menschen zu sprechen. (eb)

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