Rheuma und Schwangerschaft - das klappt

Rheumamedikamente in der Schwangerschaft sind das bestimmende Thema einer speziellen Beratung für Rheumatikerinnen am Uniklinikum Düsseldorf. Die "Ärzte Zeitung" hat das Rheumazentrum besucht und an der Schwangeren-Sprechstunde teilgenommen.

Von Michael Hubert Veröffentlicht:
Auch die Palpation der Gelenke ist Teil der Schwangeren-Sprechstunde von Dr. Rebecca Fischer-Betz. © hub

Auch die Palpation der Gelenke ist Teil der Schwangeren-Sprechstunde von Dr. Rebecca Fischer-Betz. © hub

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"Meist bringen die Patientinnen mit Kinderwunsch ihren Partner gleich mit in die Beratung", sagt Dr. Rebecca Fischer-Betz, Initiatorin der Sprechstunde. Und so ist es auch an diesem Morgen. Vier Paare lassen sich beraten, eine Patientin kommt allein. Die Sorgen um das Wunschkind treibt beide Partner um. Beim Zuhören wird aber auch klar: Die Männer sind eher auf die Gesundheit des potenziellen Nachwuchses fokussiert, die Frauen haben auch ihre Erkrankung im Blick. "Im Mittelpunkt der Beratung steht die Medikation, was kann weiter genommen werden, welche Therapie muss umgestellt werden", erklärt die Rheumatologin.

Bei Beratung ist vor allem soziale Kompetenz wichtig

Bei dem insgesamt sensiblen Thema sind daher nicht nur rheumatologische und gynäkologische Fachkenntnisse gefordert, sondern auch soziale Kompetenz. Fischer-Betz nimmt sich daher auch Zeit für die Beratung. Unter einer halben Stunde geht hier nichts, die Regel ist eine dreiviertel bis volle Stunde. "Das wäre von niedergelassenen Kollegen gar nicht zu leisten." Ruhig, sachlich und einfühlsam spricht Fischer-Betz mit den Ratsuchenden. "Ich muss gemeinsam mit den Betroffenen einen Weg finden, wie Krankheit und Schwangerschaft vereinbar sind."

Die meist gestellte Frage ist, ob die Rheumaarzneien dem Kind schaden, wenn sie während der Schwangerschaft weiter genommen werden. "Es gibt keinerlei Studien zu Arzneien mit Schwangeren. Frauen müssen bei der Teilnahme an Studien unterschreiben, nicht schwanger zu sein, und das wird auch getestet", erläutert Fischer-Betz. Der Hinweis "nicht in der Schwangerschaft" stünde daher bei allen Arzneien in der Fachinfo. "Das hilft also nicht weiter." Allerdings sei jede zweite Schwangerschaft ungeplant. "So werden auch Daten zu Arzneien in der Schwangerschaft gesammelt."

Viel Erfahrungen in der Schwangerschaft gebe es mit Hydroxychloroquin bei Frauen mit systemischem Lupus erythematodes (SLE). "Über 50 Schwangere mit dieser Arznei habe ich selbst betreut und es gibt mehrere Hundert auf der ganzen Welt", sagt Fischer-Betz einer SLE-Patientin und ihrem Partner. Es sei keine erhöhte Fehlbildungsrate unter der Therapie festgestellt worden. "Aber es gibt immer eine natürliche Fehlbildungsrate von drei bis fünf Prozent", sagt Fischer-Betz dann. "Ob mit oder ohne Arznei." Die Rheumatologin rät, das Hydroxychloroquin weiter zu nehmen. Der SLE könne schon allein durch die Hormonumstellung Probleme machen. Falle dann auch noch der Schutz durch die Therapie weg, sei das Schubrisiko deutlich erhöht.

Es gibt immer ein natürliches Risiko für Fehlbildungen

"Sulfasalazin ist in der Schwangerschaft sehr gut untersucht", erklärt die Rheumatologin einer Patientin mit chronischer Oligoarthritis. Auch hier rät sie, die Therapie nicht zu beenden. "Die Wirkung von Sulfasalazin hält nach Absetzen zwei bis drei Monate an. Nehmen die Schwellungen dann wieder zu, und Sie nehmen erneut die Arznei, dauert es nochmal so lang, bis die Wirkung erneut voll einsetzt", begründet die Expertin ihren Rat. "Aber ausgeschlossen ist eine Fehlbildung nicht?", will der Partner wissen. Fischer-Betz spricht wieder von natürlicher Fehlbildungsrate. Und davon, dass bei keiner Rheumaarznei, die in der Schwangerschaft eingesetzt wird, irgendein Fehlbildungsmuster wie etwa bei Thalidomid beobachtet worden sei. "Eine Garantie kann Ihnen aber niemand geben". Aber das gelte eben auch, wenn die Therapie abgebrochen werde.

"NSAR sollten nur bis zur 32. Schwangerschaftswoche genommen werden", erklärt Fischer-Betz einer Patientin mit ankylosierender Spondylitis (AS, Morbus Bechterew), die alle zwei bis drei Tage einen Cox-2-Hemmer nimmt. "NSAR können dann die Nierenfunktion des Kindes beeinträchtigen." Vor allem in der Spätschwangerschaft leide der Rücken, das gelte besonders für AS-Patientinnen. "Suchen Sie sich daher einen guten Physiotherapeuten", rät die Expertin. Da die Patientin schon TNFa-Hemmer genommen hatte, erklärt Fischer-Betz, dass es nach Erfahrungen mit mehreren hundert Schwangeren auch hier kein erhöhtes Risiko für das Ungeborene gebe. Weitere Informationen:

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