Clostridium ramosum

So fördert ein Darmkeim Übergewicht

Clostridium ramosum erhöht die Konzentration von Serotonin im Darm und die Zahl der Fettsäuretransporter. Die mögliche Folge: Übergewicht.

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POTSDAM-REHBRÜCKE. Clostridium ramosum kommt verstärkt im Darm übergewichtiger Menschen vor. Unklar ist, ob die Betroffenen durch das Bakterium an Gewicht zunehmen. Im Tierversuch ist die Datenlage eindeutiger, teilt das Deutsche Institut für Ernährungsforschung (DIfE) mit.

„In früheren Studien mit Mäusen beobachteten wir, dass Clostridium ramosum Übergewicht fördert, indem es die Zahl der Fettsäuretransporter im Darm erhöht“, wird Professor Michael Blaut, Leiter der Abteilung Gastrointestinale Mikrobiologie am DIfE, in der Mitteilung zitiert.

Dieser Spur gingen die Wissenschaftler nun weiter nach. Dafür untersuchten sie Mäuse und Darm-Organoide, die aus Stammzellen gewonnen werden und ähnliche Eigenschaften wie normales Darmgewebe aufweisen (Scientific Reports 2019, 9: 1177). Sie werden deshalb auch als „Mini-Därme“ bezeichnet.

Die Forscher beobachteten laut DIfE, dass Clostridium ramosum den Darm der Tiere dazu bringt, vermehrt enterochromaffine Zellen zu bilden. Und diese produzieren Serotonin. Somit kann das Bakterium die Konzentration von Serotonin im Darm erhöhen und die Anzahl der Fettsäuretransporter steigern. Eine mögliche Folge für Maus und Mensch: Übergewicht. Blaut: „Die Studie zeigt einmal mehr, wie stark der Einfluss einer einzelnen Bakterienspezies im Darm sein kann“.

Besonders eine fettreiche Ernährung könnte problematisch sein, so das DIfE. Das Bakterium vermehre sich gerade unter einer fettreichen Diät optimal. „Unsere Ergebnisse liefern einen wichtigen Hinweis auf das Zusammenspiel zwischen Ernährung, Stoffwechsel des Wirts und Darmbakterien“, so Dr. Ana Mandic, wissenschaftliche Mitarbeiterin am DIfE.

Im nächsten Schritt sei es wichtig zu prüfen, in welchem Maße Clostridium ramosum beim Menschen zu Übergewicht beiträgt. Zudem wollen die Forscher herausfinden, ob das Bakterium durch eine bestimmte Ernährung und andere Mikroorganismen ausgebremst werden könnte. (eb/ikr)

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