Test weist Hypersensitivitätsreaktion bei HIV-Therapie nach
MÜNCHEN (awa). Ein Test, der mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Hypersensitivitätsreaktion auf das HIV-Medikament Abacavir vorhersagt, könnte zum Meilenstein in der Pharmakogenetik werden.
Veröffentlicht:Der nicht-nukleosidische Hemmstoff des HIV-Enzyms Reverse Transkriptase Abacavir (enthalten in Ziagen®, Trizivir® und Kivexa®) ist ein wichtiger Bestandteil in der HIV-Therapie. Allerdings entwickeln etwa fünf Prozent der Patienten eine Hypersensitivitätsreaktion (HSR).
Diese immunologisch vermittelte Wirkung äußere sich durch Fieber, Exanthem, gastrointestinale Beschwerden und allgemeine Abgeschlagenheit. Daran hat Dr. Stefan Esser vom Uniklinikum Essen bei der Veranstaltung des Unternehmens Glaxo SmithKline erinnert.
Die Symptome treten im Median nach neun Tagen auf und verstärken sich mit jeder weiteren Einnahme. Nach Absetzen von Abacavir klingen die Symptome innerhalb von 24 Stunden ab. Wenn eine HSR nicht sicher auszuschließen ist, muss die Substanz aufgrund der Verdachtsdiagnose abgesetzt werden. Eine Reexposition muss wegen möglicher schwerer Verläufe unterbleiben.
Demnächst könne wahrscheinlich ein pharmakogenetischer Test eine Abacavir-HSR mit hoher Sicherheit vorhersagen, so Esser. Denn mittlerweile ist bekannt, dass die HSR mit dem HLA-B*5701-Allel assoziiert ist, wie Esser bei der Münchner Aids-Werkstatt berichtete. Aus unkontrollierten australischen und britischen Untersuchungen geht bereits hervor, dass sich mit dem genetischen Screening auf HLA-B*5701 vor Therapie mit Abacavir die Rate der HSR von 6 auf 0,5 Prozent senken lässt.
Der Test wird jetzt in der kontrollierten Studie PREDICT-1, an der mehr als 1 800 HIV-Patienten in Europa, Israel und Australien teilnahmen, validiert. Ergebnisse der Auswertung werden im Sommer erwartet. Demnächst startet in Deutschland eine Studie, in der die Prävalenz von HLA-B*5701 bei HIV-Infizierten festgestellt werden soll, hieß es bei der Veranstaltung.
Sollte sich mit dem Test die Rate der Abacavir-HSR senken lassen, werde er in die Therapierichtlinien aufgenommen werden, sagte Esser. Für die HLA-B*5701-Typisierung eignen sich bisher nur von der Europäischen Föderation für Immungenetik zertifizierte Labore, die schon mit der HLA-Testung bei Transplantationen Erfahrung haben.