Trotz Querschnittlähmung: Gesunde Nieren

MURNAU (wst). Daß Querschnittgelähmte heute eine weitgehend normale Lebenserwartung haben, liegt vor allem daran, daß urologische Komplikationen inzwischen weitgehend vermieden oder beherrscht werden können - durch eine moderne Therapie und Versorgung.

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Besonders bei höheren Rückenmarksverletzungen oberhalb des 12. Brustwirbels drohe Querschnittgelähmten Gefahr durch eine reflexgesteuerte Detrusorhyperaktivität in Verbindung mit spastisch enggestelltem Blasenschließmuskel, so Professor Manfred Stöhrer von der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik Murnau.

Werde nicht behandelt, bedeutet eine Reflexblase nicht nur Inkontinenz, sondern sie entwickle sich relativ rasch zur sogenannten kleinkapazitären Hochdruckblase, sagte er auf einer Veranstaltung von Pfizer in Murnau. Der Harnrückstau wird immer gravierender, und häufige Harnwegsinfekte schädigen die Nieren zusätzlich. Schließlich droht der vollständige Verlust renaler Funktionen.

Ein solches Schicksal kann heute bei den meisten Patienten mit einer detrusordämpfenden anticholinergen Therapie in Verbindung mit einer mehrmals täglichen Selbstkatheterisierung zur kontrollierten Blasenentleerung abgewendet werden. Als Anticholinergika der Wahl nannte Stöhrer Oxybutinin, Propiverin, Trospiumchlorid und das besonders gut verträgliche Tolterodin (Detrusitol®).

Viele seiner querschnittgelähmten Patienten mit anticholinergisch gedämpfter Reflexblase katheterisieren sich seit über 20 Jahren; im Mittel fünfmal täglich. Mit aseptischer Technik und gutem Material liegt dabei bei den männlichen Patienten die urologische Infektionsrate unter einem Infekt (0,90) pro Jahr. Mit im Mittel 1,14 Infekten pro Jahr ist die Inzidenz bei den Frauen nur geringfügig höher.

Ob sich diese guten Zahlen halten lassen, wenn sich die GKV mit ihrer Forderung nach billigen Kathetersystemen durchsetze, sei zweifelhaft, sagte Stöhrer.

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