Branchenreport

apoBank: Insolvenzwelle im Pflegemarkt ebbt wieder ab

Erholung in der Pflege? Dass reihenweise Betriebe aufgeben müssen, scheint vorerst vorbei zu sein. Doch der Investitionsbedarf bleibt hoch – vor allem im vollstationären Sektor.

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Düsseldorf. Die Insolvenzwelle unter ambulanten und stationären Pflegebetrieben hat ihren Höhepunkt überschritten. So das optimistische Fazit des Branchenreports „Pflegemarkt 2025“, den die Apotheker- und Ärztebank (apoBank) am heutigen Mittwoch veröffentlicht hat. „Im Vergleich zu 2023 waren 2024 weniger einzelne große Träger von Insolvenz betroffen, dafür mehr kleine und mittlere Träger“, heißt es.

So dramatisch die Krise auch gewesen sei, habe sie doch „eine bereinigende Wirkung auf den Markt“ gehabt, „der sich allmählich entspannt“. Mittlerweile seien auch einige Ursachen der Krise vom Tisch. „Pflegesätze wurden vielerorts neu verhandelt und die Gelder fließen schneller.“ Das vollstationäre Angebot habe sich zugunsten größerer Träger konsolidiert.

„Viele instabile Strukturen sind verschwunden“

Gegenwärtig befinde sich jeder fünfte Pflegeplatz in Regie eines der 15, nach Marktanteil führenden und überwiegend (12) privaten Pflegeheimbetreiber. Allerdings scheint hier noch Luft nach oben: So werden etwa dem größten Heimbetreiber (Alloheim, 28.000 Pflegeplätze) gerade einmal 3,54 Prozent Marktanteil zugerechnet. Sieben der Top-15-Unternehmen kommen gar auf Marktanteile von weniger als einem Prozent.

2023 hatten laut Report 568 Pflegebetriebe im Bundesgebiet Insolvenz anmelden müssen (66 Heime, 374 Dienste und 128 Tagespflegeeinrichtungen). Vergangenes Jahr rutschten 497 Betriebe in die Zahlungsunfähigkeit (112 Heime, 274 Dienste, 111 Tagespflegeeinrichtungen). Von Januar bis Mai dieses Jahres wurden 219 Pleiten gezählt – mit deutlicher Erholung im stationären und teilstationären Segment (22 Heime, 177 Dienste, 20 Tagespflegeeinrichtungen).

„Der Markt hat sich spürbar verändert. Viele instabile Strukturen sind verschwunden“, fasst Sandro von Korff, Bereichsleiter „Firmenkunden“ der apoBank die Entwicklung zusammen. Allerdings bleibe das Geschäft angesichts des Fachkräftemangels weiterhin herausfordernd. Der zunehmende Pflegebedarf stoße auf fehlende Heimplätze. Dabei würden nicht nur neue Einrichtungen benötigt. Vielmehr seien auch viele Bestandsimmobilien auf Vordermann zu bringen. „Der Investitionsbedarf ist hoch – das durchschnittliche Baujahr ist 1988.“

Auf private Investoren angewiesen

Modernisierungsdruck resultiere etwa aus energetischen Anforderungen, Vorgaben zur Einzelzimmerquote, zum Brandschutz oder zur Demenzspezialisierung. Da sich die öffentliche Hand jedoch zurückhalte, seien „Bau und Betrieb neuer Einrichtungen vielerorts maßgeblich von privatem Kapital abhängig“. Und dementsprechend nicht zuletzt von auskömmlichen Rahmen- und Renditebedingungen.

Was laut Report nach der zurückliegenden Insolvenzphase vor allem das vollstationäre Angebot betrifft. Unterdessen würden Investoren jetzt aber eher auf Anlagen des sogenannten betreuten Wohnens setzen, „weil diese Asset-Klasse weniger reglementiert ist als klassische Pflegeheime“. Auf lange Sicht könnten sich dadurch Versorgungslücken bei schweren Pflegefällen verschärfen, heißt es weiter. (cw)

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