Vorteile für Antikörper bei Morbus Crohn

BERLIN (hbr). Mit dem TNFa-Hemmer Adalimumab lässt sich bei Patienten mit Morbus Crohn eine Remission langfristig aufrecht erhalten - auch ohne Kortikoide. Auch die Rate der erforderlichen Operationen sinkt erheblich.

Veröffentlicht:
Bauchschmerzen - Leitsymptom bei Morbus Crohn.

Bauchschmerzen - Leitsymptom bei Morbus Crohn.

© Foto: dragon_fang@www.fotolia.de

Das belegen mehrere Studien, die Professor Stefan Schreiber auf einer Veranstaltung von Abbott Immunology in Berlin vorgestellt hat.

An der Studie CHARM etwa nahmen 854 Crohn-Patienten mit mittelschwer bis schwer ausgeprägter Krankheitsaktivität teil. Sie erhielten 80 mg Adalimumab (Humira®) subkutan und nach zwei Wochen noch einmal 40 mg. Die 499 Patienten (60 Prozent der Studienteilnehmer), die nach vier Wochen auf die Therapie angesprochen hatten - definiert als Abfall des CDAI (Crohn's Disease Activity Index) um 70 Punkte - wurden einem von drei Studienarmen zugeteilt: Gruppe 1 erhielt für weitere 52 Wochen eine wöchentliche Adalimumab-Erhaltungstherapie (40 mg), Gruppe 2 eine zweiwöchentliche Adalimumab-Erhaltungstherapie und Gruppe 3 Placebo.

Geprüft wurde, wie viele Teilnehmer sich auch ohne Kortikoide nach 56 Wochen in Remission (CDAI von weniger als 150 Punkten) befanden. Die Kortikoide konnten ab der achten Woche ausgeschlichen werden.

Nach einem Jahr waren bei zweiwöchentlicher Anwendung von Adalimumab noch 29 Prozent der Patienten ohne begleitende Steroid-Therapie in Remission, bei wöchentlicher Therapie noch 23 Prozent. Der Unterschied zu Placebo mit nur sechs Prozent war jeweils signifikant. Es geht also auch ohne Kortikoide.

Gleichzeitig bringt die Behandlung offenbar einen weiteren wichtigen Nutzen. Denn die bisherige Standardtherapie könne zwar Symptome mindern, die Krankheit selbst jedoch schreite trotz Symptomfreiheit fort, so Schreiber. Das führe zu einer permanenten Schädigung des Darms und damit langfristig zu einer intestinalen Invalidität.

Mit einer Anti-TNFa-Therapie lasse sich dagegen eine komplette Reduktion der entzündlichen Aktivität erreichen, berichtete Schreiber. Das belegten Daten von 778 Patienten, die ein Jahr lang behandelt wurden: Im Vergleich zur Zugabe von Placebo war die Zahl der operativen Eingriffe pro Patient unter Adalimumab um 84 Prozent niedriger.

Erste Daten über bis zu zwei Jahre weisen zudem darauf hin, dass dieser Erfolg anhält. Demnach kann die Anti-TNFa-Therapie den natürlichen Verlauf der Krankheit ändern und die Entwicklung der intestinalen Invalidität mindern, betonte Schreiber auf der Veranstaltung.

CDAI - so werden Schübe klassifiziert

Mit dem Aktivitätsindex CDAI (Crohn's Disease Activity Index) lässt sich der Verlauf bei Crohn-Patienten beurteilen. Der CDAI berücksichtigt acht Variablen wie Zahl der Stühle pro Tag, Häufigkeit und Ausprägung von Bauchschmerzen, aber auch den Hämatokritwert. Für jede Variable werden Punkte vergeben, die mit Faktoren multipliziert werden. Ein CDAI von weniger als 150 Punkten entspricht einer Remission, ein CDAI von 150 bis 220 Punkten einem milden Schub, ein CDAI zwischen 220 und 450 Punkten einem moderaten Schub, und ein CDAI über 450 Punkten einem schweren Schub.

(eb)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Sicherheit und Wirksamkeit

CED: Hohe Persistenz mit modernen Therapeutika

Fallbericht im Fokus

Reizdarmsyndrom oder doch organische Ursache?

Das könnte Sie auch interessieren
Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

© Aleksandr | colourbox.de

Fatal verkannt

Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

© polkadot - stock.adobe.com

Vitamin-B12-Mangel

Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
B12-Mangel durch PPI & Metformin

© Pixel-Shot - stock.adobe.com

Achtung Vitamin-Falle

B12-Mangel durch PPI & Metformin

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Porträts: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

© Portraits: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

„ÄrzteTag extra“-Podcast

Die Schilddrüse tickt in jedem Lebensalter anders

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt am Main
Abb. 1: Studie DECLARE-TIMI 58: primärer Endpunkt „kardiovaskulärer Tod oder Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz“ in der Gesamtkohorte

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [4]

Diabetes mellitus Typ 2

Diabetes mellitus Typ 2 Präventiv statt reaktiv: Bei Typ-2-Diabetes mit Risikokonstellation Folgeerkrankungen verhindern

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

© Springer Medizin Verlag

Unternehmen im Fokus

Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Advanz Pharma GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Steigende Prävalenz

Kindliche Rückenschmerzen: Eine neue Volkskrankheit?

Lesetipps