Wann bei Insult auf Gerinnungsstörung testen?
BAD HOMBURG (ner). Bei etwa einem Drittel aller Schlaganfälle bleibt die Ursache unklar. Treten bei den Patienten immer wieder Thrombosen auf, kann eine Gerinnungsstörung die Ursache sein, berichtete Professor Günther Nabavi aus Berlin beim ANIM*-Kongress in Bad Homburg. Bei Hinweisen auf paradoxe Embolie oder bei Schlaganfallpatienten mit rezidivierenden thrombotischen Ereignissen sollte nach Gerinnungsstörungen gefahndet werden, riet er. Die beste Evidenz für einen Zusammenhang zum Hirninfarkt bestehe, wenn einer dieser Faktoren vorliege: Resistenz gegen aktiviertes Protein C, eine Prothrombin-Mutation, Antiphospholipid-Antikörper, eine Lp(a)-Erhöhung oder ein erhöhter Homocystein-Spiegel. Zusätzlich zu den entsprechenden Laborparametern sollten noch das Protein C, Protein S und Antithrombin-III bestimmt werden, riet Nabavi.
Vor einer Thrombophilie-Diagnostik müssen Vitamin-K-Antagonisten drei Wochen abgesetzt werden. Aber: Bei etwa zehn Prozent liegen Thrombophilien vor, oft ohne Krankheitswert. Zudem muss eine Thrombophilie nicht der Infarkt-Grund sein. Getestet werden sollte nur, wenn eine Embolie als Insultursache feststeht und konventionelle Insultursachen ausgeschlossen sind, betonte Nabavi. Sind arterielle oder kardiale Emboliequellen ausgeschlossen und ist der Patient unter 45 oder liegt ein Risikoindikator für eine Thrombophilie vor, sei die erweiterte Thrombophiliediagnostik gerechtfertigt. Gleiches gilt für paradoxe Embolien bei offenem Foramen ovale.
*ANIM - Arbeitstagung der Deutschen Gesellschaft für Neurointensiv- und Notfallmedizin