Alzheimer

Warum versagen Antikörper?

Veröffentlicht:

MÜNCHEN. Amyloid-ß-Plaques sind ja ein wichtiges Krankheitsmerkmal von Alzheimer. Eine Therapieoption nutzt spezielle Antikörper, um diese Plaques abzubauen.

Im Tiermodell zeigte dieser Ansatz gute Ergebnisse, in Patientenstudien ist er aber bisher erfolglos. Wissenschaftler der Technischen Universität München (TUM) haben nun eine mögliche Ursache entdeckt (Nature Neuroscience 2015; online 9. November).

Sie stellten fest, dass in Mäusen, die eine Antikörpertherapie erhielten, Funktionsstörungen von Nervenzellen nicht besser und sogar noch verstärkt wurden, teilt die TUM mit.

Die Tiere trugen ein Transgen für das Vorläuferprotein von Amyloid-ß, was wie beim Menschen zur Bildung von Amyloid-ß-Plaques im Gehirn führt und Gedächtnisstörungen verursacht. Die Wissenschaftler behandelten die Tiere mit Immuntherapie-Antikörpern und untersuchten dann die Aktivität von Nervenzellen mit hochauflösender Zwei-Photonen Mikroskopie.

Das Ergebnis: Zwar verschwanden die Plaques, die Anzahl an abnormal hyperaktiven Nervenzellen stieg aber stark an. "Wenn Nervenzellen hyperaktiv sind, können sie ihre normalen Funktionen nicht mehr ausüben und verausgaben sich über längere Zeit. Sie verstummen dann und sterben möglicherweise im späteren Verlauf ab", wird Dr. Marc Aurel Busche von der TUM in der Mitteilung zitiert.

"Bei den Patienten, die die Immuntherapie erhalten haben, könnte das erklären, warum sich ihr Zustand nicht wirklich besserte, obwohl die Plaques weniger wurden", ergänzt der Wissenschaftler. Auch junge Alzheimer-Mäuse, bei denen noch gar keine Plaques im Gehirn nachweisbar waren, entwickelten bei der Antikörperbehandlung bereits vermehrt hyperaktive Nervenzellen.

"Mit Blick auf diese Ergebnisse, wäre auch ein früher Einsatz der von uns untersuchten Immuntherapien, noch bevor die Plaques entstehen, wenig aussichtsreich. Denn auch hier treten die Nebenwirkungen der Therapie bereits auf", erklärt der Wissenschaftler.

"Wir vermuten, dass der Mechanismus folgendermaßen ist: Die eingesetzten Antikörper setzen verstärkt lösliche Oligomere frei. Das sind Vorstufen der Plaques und gelten schon länger als problematisch. Das könnte die Zunahme der Hyperaktivität verursachen", sagt Busche. (eb)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

„ÄrzteTag“-Podcast

Wie erkenne ich Schmerzen bei Menschen mit Demenz, Professorin Miriam Kunz?

Das könnte Sie auch interessieren
Was die MS-Behandlung auszeichnet

© Suphansa Subruayying | iStock

Lebensqualität

Was die MS-Behandlung auszeichnet

Anzeige | Merck Healthcare Germany GmbH
Unsichtbare MS-Symptome im Fokus

© AscentXmedia | iStock

Lebensqualität

Unsichtbare MS-Symptome im Fokus

Anzeige | Merck Healthcare Germany GmbH
Prognostizierbares Therapieansprechen?

© Stockbyte | gettyimages (Symbolbild mit Fotomodellen)

Antidepressiva

Prognostizierbares Therapieansprechen?

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Depression und Schmerz gehen häufig Hand in Hand

© brizmaker | iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Depressionsscreening

Depression und Schmerz gehen häufig Hand in Hand

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
7-Jahres-Daten belegen günstiges Nutzen-Risiko-Profil von Ofatumumab

© Vink Fan / stock.adobe.com

Aktive schubförmige Multiple Sklerose

7-Jahres-Daten belegen günstiges Nutzen-Risiko-Profil von Ofatumumab

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novartis Pharma GmbH, Nürnberg

ADHS im Erwachsenenalter

Wechseljahre und ADHS: Einfluss hormoneller Veränderungen auf Symptomatik und Diagnose

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MEDICE Arzneimittel Pütter GmbH & Co. KG, Iserlohn
Neue Ansätze zur Behandlung seltener Krankheitsbilder

© Dr_Microbe / stock.adobe.com

Entwicklungen in der Therapie neuromuskulärer Erkrankungen

Neue Ansätze zur Behandlung seltener Krankheitsbilder

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Roche Pharma AG, Grenzach-Wyhlen
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

„ÄrzteTag“-Podcast

Wie erkenne ich Schmerzen bei Menschen mit Demenz, Professorin Miriam Kunz?

Systematisches Review und Metaanalyse

Antidepressiva absetzen: Welche Strategie ist am wirksamsten?

Lesetipps
Übersichtsarbeit: Wie wirken Hochdosis-, rekombinante und mRNA-Vakzinen verglichen mit dem Standardimpfstoff?

© Sasa Visual / stock.adobe.com

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an