"Was die US-Fitneß-Trainer machen, ist richtig!"

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Von Ingeborg Bördlein

Erfolg und Mißerfolg der deutschen Nationalelf bei der WM hängen nicht nur von der Spielstärke, sondern auch von der Fitneß ab. Kein Problem, die deutschen Kicker seien fit, so Mannschaftsarzt Dr. Tim Meyer vom Institut für Sport- und Präventivmedizin der Uni Saarbrücken.

Der Sportmediziner kennt die Athleten jahrelang und kann oft schon per Blickdiagnose einschätzen, wie es um die körperliche und seelische Verfassung der Hoffnungsträger der Nation bestellt ist. Meyer führt während des Trainings und auch bei den Turnieren sein, wie er sagt, "kleines Labor" mit sich. So kann er jederzeit Werte erheben, die Auskunft geben über Gesundheit und Beanspruchung der Spieler wie zum Beispiel CR, AST/ALT, Kalium, Harnsäure, Harnstoff und CK.

In die Trainingsplanung und vor allem die Trainingsdosierung war der Sportmediziner stets einbezogen, wenngleich er im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung" betont, daß er sich in erster Linie als ärztlicher Betreuer der Mannschaft sieht und es ihm vor allem um die Gesundheit der Spieler geht. So wacht er auch während der WM über Ernährung und Flüssigkeitszufuhr der Spieler.

Über die Fitneß der Nationalspieler wurde im Vorfeld schon viel diskutiert. Die Spieler seien durch die umstrittenen Leistungstests sowie durch eine Zunahme der Spielfrequenz und der Laufarbeit überlastet und deshalb nicht fit, unkten die Kritiker von Jürgen Klinsmann.

Läufe gegen Widerstand und Übungen mit dem Theraband

Klinsmann hatte eigens den US-Fitneß-Trainer Marc Verstegen nach Deutschland geholt. Mannschaftsarzt Meyer hat sich von der Effizienz dieses Trainings überzeugen können: "Was die amerikanischen Trainer machen, ist begründet und professionell", lautet sein Urteil. Die konditionellen Grundlagen wie Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit, Gewandtheit, Sprungfähigkeit verstärkt zu trainieren, hält der Arzt für wichtig und richtig.

Zum US-Fitneß-Programm gehörten vor allem Stabilitätsübungen des Rumpfes, Läufe gegen mechanische Widerstände, Schrittübungen und Übungen mit dem Theraband. Fixpunkt war dabei die Stabilität. Die Übungen sollten vor allem die Rumpfmuskulatur stärken. Es wurden nicht einzelne Muskeln trainiert, sondern eine komplette Muskelkette, die durch die drei "Säulen der Kraft" von den Beinen über den Rumpf bis zu den Schultern verläuft. Dadurch verbessere sich die neuromuskuläre Effizienz, betonte Physiotherapeut Oliver Schmidtlein, einziger deutscher Trainer im Fitneßteam, kürzlich in der Zeitschrift "Physiotherapie". Daraus resultierten eine stabile Schußhaltung und ein schneller Richtungswechsel. Nicht die Kraft allein, sondern auch komplexe Bewegungen würden trainiert. Dies solle "zu einer Verbesserung von Explosivkraft, Beschleunigung und Schnelligkeit und zu einer Senkung der Verletzungsgefahr führen".

Fitneßtrainer Verstegen, anfangs in Deutschland mißtrauisch beäugt, hatte versprochen, daß jeder Spieler mit seinem Fitneßprogramm seine Leistung um 20 Prozent steigern könne. Dies glaubt auch Meyer, der das eher kraftbetonte US-Training begrüßte, sich aber nicht auf eine prozentuale Angabe der Leistungssteigerung festlegen will. Die immer wieder geäußerte Gefahr eines "Übertrainings" sieht der Arzt nicht.

Er selbst hat in mehreren sportmedizinischen Studien nachgewiesen, daß die Ausdauer am effektivsten gefördert wird, wenn knapp unter der Dauerleistungsgrenze trainiert wird und eben nicht betont langsam, wie vielfach propagiert.

Auch die Kritik, die Leistungstests hätten zu einer Überbelastung der Spieler geführt, weist Meyer zurück. Daß die Spieler bei den Tests kurzfristig an ihre Leistungsgrenzen herangeführt wurden, sei absolut richtig, und er habe keineswegs den Eindruck, daß sie dadurch überfordert worden seien. Als Königsdisziplin einer objektiven Leistungsbeurteilung für die Ausdauerfähigkeit sieht Meyer den Laktattest an. Er sei der anstrengendste und bei ungünstigem Wert auch "der folgenreichste Test."

Mannschaftsarzt Meyer gibt sich optimistisch, was die WM angeht. Nach einer FIFA-Untersuchung könnte auch der Heimvorteil der deutschen Mannschaft bei der WM dazu beitragen, die Chancen auf den Titel zu erhöhen - besonders, wenn die Zuschauer kräftig anfeuern. So wurde anhand von Speicheltestproben gezeigt, daß Schlachtenrufe den Testosteronanstieg der Spieler bei Heimspielen ankurbeln - vor allem bei den Torhütern.

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