Gastkommentar zur Schlafapnoe-Studie

Was hat der Patient wirklich davon?

Von Professor Georg Nilius Veröffentlicht:

Eine wirksame und gut verträgliche pharmakologische Therapie von Obstruktionen der oberen Atemwege im Schlaf wäre ein großer Fortschritt in der Behandlung der Volkskrankheit obstruktive Schlafapnoe.

Insoweit bietet die aktuelle Studie zu der kombinierten Therapie mit bereits für andere Indikationen zugelassenen Medikamenten, einem Norepinephrin-Wiederaufnahme-Hemmer und einer breit wirksamen antimuskarinen Substanz, einen interessanten Ansatz für zukünftige Entwicklungen. Die Kombination beider Substanzen hat offenbar eine synergistische Wirkung auf den Tonus des Musculus genioglossus und kann so die Anzahl der Atmungsstörungen wirksam reduzieren.

Diese auf den ersten Blick beeindruckenden Ergebnisse dürfen jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass diese Studie erst der Beginn eines langen Weges sein wird. Die mit dem Apnoe-Hypopnoe-Index AHI gemessene Anzahl der Atmungsstörungen im Schlaf ist nur ein Surrogatparameter für die Erkrankung.

Ziel der Behandlung ist Verbesserung der Lebensqualität

Aus Sicht des Patienten ist das Ziel der Behandlung nicht primär die Reduktion des AHI, sondern eine Verbesserung der Lebensqualität, die Reduktion der Tagesschläfrigkeit und der Unfallhäufigkeit am Tage sowie die Reduktion insbesondere von kardiovaskulären Folgeerkrankungen.

Ob dies mit der hier vorgestellten pharmakologischen Kombinationstherapie möglich sein wird, ist alles andere als klar. Im Verlauf der Nacht im Schlaflabor war sowohl die Pulsfrequenz signifikant erhöht und als auch tendenziell der Blutdruck.

Beides erfordert eine kritische Betrachtung und die Effekte auf die Schlafqualität müssen unbedingt weiter untersucht werden.

Insoweit bietet die Kombinationstherapie ATO-OXY interessante Perspektiven, aber noch ist eine gut gemachte CPAP-Therapie die beste Option für die Patienten. Weitere pharmakologische Ansätze mit Beeinflussung des Serotoninstoffwechsels oder sedierenden Substanzen zur Beeinflussung der Arousalschwelle werden folgen.

Professor Georg Nilius ist Direktor der Klinik für Pneumologie, Allergologie, Schlaf- und Beatmungsmedizin am Klinikum Essen-Mitte; G. Nilius@kem-med.com

Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

© Aleksandr | colourbox.de

Fatal verkannt

Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

© polkadot - stock.adobe.com

Vitamin-B12-Mangel

Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

B12-Mangel durch PPI & Metformin

© Pixel-Shot - stock.adobe.com

Achtung Vitamin-Falle

B12-Mangel durch PPI & Metformin

Stigmatisierung von Depressionen

© Getty Images/iStockphoto

Häufige Vorurteile

Stigmatisierung von Depressionen

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

NHANES-Analyse

Bei Hörminderung: Hörgeräteträger leben länger

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen

Lesetipps
Neue Hoffnung für Patienten mit Glioblastom: In zwei Pilotstudien mit zwei unterschiedlichen CAR-T-Zelltherapien blieb die Erkrankung bei einigen Patienten über mehrere Monate hinweg stabil. (Symbolbild)

© Richman Photo / stock.adobe.com

Stabile Erkrankung über sechs Monate

Erste Erfolge mit CAR-T-Zelltherapien gegen Glioblastom

Die Empfehlungen zur Erstlinientherapie eines Pankreaskarzinoms wurden um den Wirkstoff NALIRIFOX erweitert.

© Jo Panuwat D / stock.adobe.com

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert