Influenza

Wie Epithelzellen gegen das Virus kämpfen

Epithelzellen sind mehr als eine mechanische Barriere. Sie kämpfen aktiv gegen das Grippevirus, haben Versuche bei Mäusen ergeben.

Veröffentlicht:
Wie Epithelzellen gegen das Virus kämpfen

© MP / Fotolia

BRAUNSCHWEIG / MAGDEBURG. Nach dem Eindringen in den Körper vermehrt sich das Influenza-Virus in den Epithelzellen der Atemwegsoberfläche. Das Eindringen bleibt nicht unbemerkt und wird aktiv bekämpft.

Wissenschaftler des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig und der Otto-von-Guericke Universität Magdeburg haben nun erstmals den Beitrag der, in den unteren Atemwegen vorkommenden, Typ-2 alveolaren Epithelzellen zur Immunantwort in der Lunge direkt im Gewebe mit Grippe infizierter Mäuse untersucht (mBio 2016; 7(3): e00276-16). Dabei beobachteten sie eine starke und vielfältige Reaktion, teilt das HZI mit.

Wichtige Verbindung zum spezifischen Immunsystem

Früher wurde die Rolle des Epithels auf eine rein mechanische Barrierefunktion reduziert. Arbeiten der vergangenen Jahre haben allerdings gezeigt, dass Epithelzellen der Atemwege und Lunge eine Vielzahl immunologisch bedeutsamer Funktionen aufweisen und eine wichtige Verbindung zum spezifischen, adaptiven Immunsystem darstellen.

"Im Falle der Reaktion von Typ-2 alveolaren Epithelzellen auf das Grippevirus handelt es sich um eine besondere Situation, da es genau diese Zellen zur Vermehrung nutzt", wird Dr. Sabine Stegemann-Koniszewski, Wissenschaftlerin in der Arbeitsgruppe Immunregulation am HZI und Erstautorin der Studie, in der Mitteilung zitiert.

Allerdings wird dem Virus die Vermehrung nicht leicht gemacht, da die Epithelzellen sich aktiv gegen den Eindringling wehren. "Wir haben beobachtet, dass sie einerseits die Vermehrung des Virus hemmen und andererseits Nachbarzellen vor dessen Eindringen schützen", sagt Professor Dunja Bruder, Leiterin der Arbeitsgruppe am HZI und Professorin für Infektionsimmunologie am Universitätsklinikum der Universität in Magdeburg.

Zellen reagieren auf Botenstoffe

"Darüber hinaus locken sie zusätzliche Immunzellen zum Ort des Geschehens, aktivieren diese und leiten damit weitere Schritte einer effektiven Immunantwort ein." Außerdem konnten die Wissenschaftler zeigen, dass die Typ-2 alveolaren Epithelzellen auf Botenstoffe reagieren, die von anderen Immunzellen als Reaktion auf das Virus ausgesendet werden.

Bisher war die Reaktion dieser Zellen auf Influenzaviren nur in Zellkulturen untersucht worden. "Das hat den entscheidenden Nachteil, dass man das Zusammenspiel mit anderen Zellen in der Lunge nicht sieht", so Bruder. Nun gelang es, die Reaktion der Epithelzellen in vivo zu untersuchen.

Dazu infizierten sie Mäuse mit dem Virus und isolierten Typ-2 alveolare Epithelzellen an drei aufeinanderfolgenden Tagen nach der Infektion. So ließ sich beobachten, wie die Zellen auf das Virus reagierten. "Wir haben eine überraschend starke, schnelle und vielfältige Reaktion beobachtet", sagt Dr. Andreas Jeron, zweiter Hauptautor der Studie.

Die Zellen reagieren schon am ersten Tag nach der Infektion auf das Virus, indem sie verschiedene Gene, die für eine Immunreaktion wichtig sind, aktivieren und mit ihrer Umgebung aktiv kommunizieren, um das Virus zu bekämpfen. Diese Ergebnisse unterstreichen zum einen, dass Typ-2 alveolare Epithelzellen auch während einer Infektion mit Grippeviren weitaus mehr sind, als eine mechanische Barriere.

Zum anderen liefern sie wichtige Erkenntnisse rund um ihren bis jetzt unterbewerteten immunologischen Beitrag zur Virusbekämpfung, heißt es in der Mitteilung. (eb)

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Chronisches Kreuzweh

Studie: Rauchen lässt den Rücken schmerzen

Blutzuckervariabilität

Wie die Time Below Range das Diabetes-Management verbessert

Lesetipps
Schwindel kann viele unterschiedliche Ursachen haben. Mit den richtigen Fragen kommt man aber zur richtigen Diagnose.

© Andrey Popov / stock.adobe.com

BAM-Kongress 2025

Schwindel in der Hausarztpraxis: Fünf Fragen zur Ursachenfindung

Prophylaktische Maßnahmen sind der beste Weg, um Infektionen bei Krebspatientinnen und -patienten zu verhindern. Während und nach ihrer Chemotherapie sind sie dafür besonders anfällig. (Symbolbild)

© RFBSIP / stock.adobe.com

Vorbeugen ist besser als heilen

Wie die Infektionsprophylaxe bei Krebspatienten gelingt

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung