Autoimmunkrankheiten

Wie das Protein FHR1 im Körper Schaden anrichtet

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JENA. Forscher aus Jena haben ein menschliches Eiweiß identifiziert, das autoinflammatorische Reaktionen auslöst (Nature Communications 2019; online 4. Juli).

Das körpereigene Faktor H-verwandte Protein FHR1 binde an absterbende Zellen, die bei verschiedenen Krankheiten im Menschen entstehen, teilt das Leibniz-HKI (Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie – Hans-Knöll-Institut) mit. Damit setzt es eine Entzündungsreaktion in Gang, welche die Krankheit verstärkt.

Betroffen seien verbreitete Krankheiten aber auch seltene Erkrankungen wie die ANCA-assoziierten Vaskulitiden (AAV), so das Leibniz-HKI in einer Mitteilung zur Veröffentlichung. Bei dieser Erkrankung handelt es sich ja um eine seltene, potenziell lebensbedrohliche systemische Schädigung der kleinen und mittleren Gefäße.

Blutzirkulation wird behindert

Diese und weitere chronische Erkrankungen sind dadurch gekennzeichnet, dass körpereigene Zellen absterben und – häufig durch Einlagerung weiterer Substanzen – Beläge in den Blutgefäßen verursachen, welche so die Blutzirkulation behindern. Hiervon können besonders die Nieren betroffen sein, deren Filtrationsleistung dadurch sinkt.

„Wir konnten in unserer Studie nachweisen, dass FHR1-Moleküle spezifisch an absterbende Zellen in den Blutgefäßen binden, während nah verwandte Proteine wie Faktor H oder FHR2 und FHR3 dies nicht tun“, wird die Leiterin der Studie, Professor Christine Skerka, zitiert.

Skerka leitet am Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie – Hans-Knöll-Institut – eine Arbeitsgruppe, die sich mit dem komplexen Zusammenspiel von Molekülen des Immunsystems bei infektiösen und nichtinfektiösen Krankheiten befasst. „

Erste Erfolge mit Antikörpern

Die Bindung von FHR1 an die Zelloberfläche löst die Aktivierung des Immunproteins NLRP 3 (das Inflammasom) im Körper aus, wodurch schließlich eine ganze Entzündungskette in Gang gesetzt wird, die in einer Autoinflammation mündet“, so Skerka weiter.

Die Ergebnisse der Studie decken sich mit der Beobachtung, dass ein Mangel an FHR1 vor bestimmten Krankheiten schützt.

Das Protein FHR1 könnte damit ein erfolgversprechendes Ziel für Medikamente sein, um Entzündungsreaktionen im Körper zurückzufahren, so das Leibniz-HKI in seiner Mitteilung. Antikörper, die FHR1 inhibieren, seien bereits erfolgreich in vitro getestet worden. (mal)

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