"Wissensstand wird in grotesker Weise konterkariert"

Zum "Spiegel"-Online-Interview "Ärzte schüren falsche Hoffnungen" vom 21. April nimmt der Bundesverband Gastroenterologie Deutschland Stellung.

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Der Dickdarmkrebs gehört zu jenen Krebserkrankungen, die mittels geeigneter Vorsorge, nämlich durch die Dickdarmspiegelung, frühzeitig erkannt und behandelt werden können. Umso unverständlicher sind Aktionen wie das in "SPIEGEL-ONLINE" am 21. April 2009 verbreitete Interview mit Professor Ingrid Mühlhauser, das in grotesker Weise den gegenwärtigen Wissensstand um die Darmkrebsverhütung konterkariert.

Es ist falsch, wenn Mühlhauser behauptet, dass "es eine große Wahrscheinlichkeit gibt, dass durch die Darmspiegelung mehr Menschen Schaden erleiden als letztlich durch diese Untersuchung einen Nutzen haben". Das Gegenteil ist der Fall. Da zur Darmspiegelung nur Fachärzte mit hohen Qualitätsanforderungen zugelassen sind, ist die Komplikationsrate extrem niedrig. Der Nutzen übertrifft bei weitem etwaige Nebenwirkungen. Bisher wurden durch die Vorsorgekoloskopie 15 000 Karzinome vermieden.

Es ist richtig, dass viele Polypen, die bei einer Darmspiegelung entdeckt werden, bei der Untersuchung harmlos sind. Sie lassen sich meist komplikationslos entfernen. Das ist wichtig, weil sie größer werden und entarten können. Es ist eine kaum zu überbietende Geringschätzung von Stiftungen wie der Burda-Stiftung oder der "Stiftung Lebensblicke, diesen "Vorsorge-Propaganda" und "Missbrauch prominenter Bürger" vorzuwerfen.

Viele dieser Prominenten sind zum Teil selbst betroffen und wissen sehr wohl, wofür sie sich engagieren.Vorsorgeuntersuchungen mit "Heilversprechungen" und "Voodoo-Ritualen" gleichzusetzen, lässt auf eine fahrlässige und sträfliche Missachtung von Forschungsergebnissen schließen, die zu einer seriösen Forscherin nicht passen.

Prof. Rudolf Arnold, Prof. Jürgen Riemann, Bundesverband Gastroenterologie Deutschland. E-Mail: info@bvgd-online.de

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