Abtreibungen

Zahl der Schwangerschaftsabbrüche leicht rückläufig

Die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche ist nach einem zwischenzeitlichen Anstieg wieder leicht gesunken, liegt aber weiter bei mehr als 100.000.

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Im vergangenen Jahr war mit 72 Prozent der Großteil der Frauen, die einen Schwangerschaftsabbruch haben vornehmen lassen, zwischen 18 und 34 Jahre alt.

Im vergangenen Jahr war mit 72 Prozent der Großteil der Frauen, die einen Schwangerschaftsabbruch haben vornehmen lassen, zwischen 18 und 34 Jahre alt.

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WIESBADEN. Rund 101.000 Eingriffe wurden im vergangenen Jahr gemeldet, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch in Wiesbaden mitteilte. Dies sei ein Rückgang um 0,2 Prozent im Vergleich zu 2017. In Deutschland hatten sich jahrelang immer weniger Frauen für einen Schwangerschaftsabbruch entschieden, 2017 war die Zahl dann erstmals wieder angestiegen.

Im vergangenen Jahr war mit 72 Prozent der Großteil der Frauen zwischen 18 und 34 Jahre alt. Acht Prozent waren den Angaben zufolge älter als 39 Jahre, drei Prozent noch nicht erwachsen. Rund 40 % der Frauen hatten vor dem Schwangerschaftsabbruch noch keine Lebendgeburt.

In den meisten Fällen (96 Prozent) ließen sich die Frauen innerhalb der ersten drei Monate von einer staatlich anerkannten Organisation beraten, um die Berechtigung für den Eingriff zu erhalten. In vier Prozent lagen medizinische Gründe vor, oder es handelte sich um eine Schwangerschaft nach einem Sexualdelikt.

Die Eingriffe erfolgten überwiegend ambulant, rund 80 Prozent in gynäkologischen Praxen. Die meisten Schwangerschaftsabbrüche (59 %) wurden mit der Absaugmethode (Vakuumaspiration) durchgeführt, bei 23 % wurde das Mittel Mifegyne® verwendet. Am dritthäufigsten erfolgte eine Curettage. Acht Prozent der Frauen fuhren dafür in ein anderes Bundesland, wie das Bundesamt mitteilte. Wie ist die letzte Entwicklung in der Statistik?

In den vergangenen 20 Jahren ist die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche in Deutschland zunächst angestiegen und hat dann bis zum Jahr 2016 fast kontinuierlich abgenommen: Brachen 1996 Frauen in knapp 131.000 Fällen eine Schwangerschaft ab, waren es 2016 weniger als 99.000. Dann allerdings, 2017, verzeichnete das Statistische Bundesamt wieder einen Anstieg auf mehr als 101.000. Die Quote pro 10.000 Frauen im gebärfähigen Alter verzeichnete zwischen 2014 und 2016 einen Tiefstand von 56 und stieg 2017 auf 58. Am höchsten war sie bei den 25- bis 30-Jährigen.

Welche Gründe wurden angegeben?

2017 wurden 20 Schwangerschaften wegen einer kriminologischen Indikation abgebrochen, etwa nach Vergewaltigungen. Für schwangere Mädchen vor dem 14. Geburtstag gilt diese Indikation grundsätzlich. In 3911 Fällen lag ein medizinischer Grund vor.

Mit 97.278 entschieden sich die Frauen in den weitaus meisten Fällen für einen Abbruch nach der Beratungsregelung. Das bedeutet, sie gingen in der gesetzlich vorgegeben Frist von drei Monaten zu einer anerkannten Beratungsstelle. Deren Nachweis ist Bedingung für den Eingriff.

Gibt es regionale Unterschiede?

Die höchsten Zahlen wiesen für das Jahr 2017 die Stadtstaaten Berlin und Bremen auf mit 230 und 208 Schwangerschaftsabbrüchen auf 1000 Geburten. In Bayern und Baden-Württemberg waren es dagegen nur 88 beziehungsweise 96. Die Beratungsorganisation Pro Familia erklärt, manche Frauen aus ländlichen Gebieten etwa in Bayern oder Niedersachsen müssten weite Fahrten auf sich nehmen, um einen Arzt oder eine Klinik für den Eingriff zu finden. Sieben Prozent der Frauen fuhren 2017 in ein anderes Bundesland. (dpa)

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