Berlin

Bürgermeister Müller erwägt Aufhebung der Corona-Impfpriorisierung

Neben den Modellpraxen steigen in Berlin am 7. April erst mal nur die Hausärzte in die Corona-Impfungen ein. Der Regierende Bürgermeister denkt darüber nach, die Impfpriorisierung aufzugeben.

Von Julia Frisch Veröffentlicht:
Michael Müller (SPD), Regierender Bürgermeister von Berlin denkt über eine Aufhebung der Priorisierung nach.

Michael Müller (SPD), Regierender Bürgermeister von Berlin denkt über eine Aufhebung der Priorisierung nach.

© Christoph Soeder / dpa

Berlin. Über kurz oder lang werde der Punkt kommen, an dem die Corona-Impfpriorisierung aufgegeben werden und neue Schwerpunkte gesetzt werden müssen, sagte Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller in seiner Regierungserklärung im Abgeordnetenhaus. Im Blick hat er vor allem junge Menschen wie Studenten und Azubis. Dazu beruft sich Müller auf Wissenschaftler, mit denen er im Gespräch sei. Es gebe Empfehlungen, die Infektionsketten bei besonders mobilen Bevölkerungsgruppen zu durchbrechen.

Während inzwischen gut 200 Modellpraxen in der Hauptstadt das Vakzin von AstraZeneca an chronisch kranke Patienten verimpfen, werden die Hausarztpraxen zumindest in den ersten beiden Wochen mit Comirnaty von BioNTech/Pfizer versorgt. Grund dafür sind wohl nicht die Thrombosefälle, die am 15. März zum Impfstoff geführt hatten, sondern die Tatsache, dass die Lieferungen bei AstraZeneca stark schwankend sind. „BioNTech ist da sicherer“, sagte KV-Vorsitzender Dr. Burkhard Ruppert bei der Vertreterversammlung (VV).

Bestellung in der Apotheke

Nur gut 20 Dosen pro Woche werden anfangs den Hausärzten zur Verfügung stehen. Diese sollen komplett an Patienten gemäß der Prioritätsliste der Impfverordnung verabreicht werden. Rücklagen für die zweiten COVID-19-Impfungen seien nicht nötig, so Ruppert. „Wir haben die Zusage vom Senat, dass die zweite Lieferung sicher ist.“

Gleichzeitig neben den Hausärzten werden in Berlin auch die Modellpraxen weiter impfen. Dieses Projekt wurde am 11. März gestartet und soll offiziell dazu dienen, die Prozesse durchzuspielen. Inzwischen gibt es 200 Modellpraxen in Berlin, ihre Zahl soll im Laufe des Aprils je nach Impfstoffmenge auf 300 aufgestockt werden. Am Ende des Monats werden dann beide Systeme zusammengeführt, so Ruppert. Im Mai „rechnen wir mit massenweise Impfungen“.

Auch aus diesem Grund hat die KV jüngst vorsorglich den Kooperationsvertrag mit dem Land zum Betrieb der Impfzentren zu Ende April gekündigt. Wenn im Mai der Impfturbo in den Praxen hoffentlich starte, werde die KV nicht mehr die Menge an Ärzten zur Verfügung stellen können, die jetzt Dienst in den Zentren tun.

Zudem, so Ruppert, würde ein Ausbau des Betriebs in den Zentren der Ansicht der KV widersprechen, dass schnelles Impfen in die Praxen gehört.

Anders mit Impfzentren zusammenarbeiten

Ruppert betonte, dass die KV weiterhin mit dem Senat bei dem Betrieb der Impfzentren zusammenarbeiten will. Dafür benötige die KV künftig aber entweder eine kürzere Kündigungsfrist oder mehr Flexibilität bei der Steuerung der Arztzahlen in den Zentren.

Dazu habe die KV schon Gespräche mit dem Regierenden Bürgermeister Michael Müller und Staatssekretär Martin Matz in der Gesundheitssenatsverwaltung geführt. Es müsse klar sein, „dass der Impfstoff zunehmend in die Praxen kommt“, sagte Ruppert.

Nur so sei es möglich, schnellst-möglich die Berliner Bevölkerung zu impfen. Außerdem habe sich gezeigt, dass die Zahl der Patienten, die vereinbarte Impftermine nicht wahrnehmen, in den Praxen geringer sei als in den Impfzentren. Dort liege die No-Show-Quote teilweise bei 10 bis 15 Prozent.

Pragmatisches Handeln gefordert

Die VV stellte sich ausdrücklich hinter den Vorstand. Die „initiierte veränderte zukünftige Zusammenarbeit“ sehe die VV als unbedingt notwendig an, heißt es in einer Erklärung. Die dritte Welle erfordere „pragmatisches Handeln anstatt an Strukturen festzuhalten, die vor Monaten ihre Berechtigung hatten.

Es sei nicht mehr sinnvoll, die Impfzentren unverändert weiterlaufen zu lassen oder diese sogar noch auszubauen.

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