Wenn Sektorengrenzen fallen

Garg: „Es sind genügend Patienten für alle da“

Für ein künftiges stabiles Gesundheitswesen müssen heute Sektorengrenzen zusammenwachsen, sind sich Ärzte und Politiker auf einer PKV-Veranstaltung in Kiel einig. Dafür müssten noch einige Hürden überwunden werden.

Dirk SchnackVon Dirk Schnack Veröffentlicht:
Diskutierten in Kiel über die Vernetzung der Sektoren: PKV-Direktor Dr. Florian Reuther, Moderatorin Christina Beinke (PKV), Spifa-Chef Dr. Dirk Heinrich (Bildschirm), Schleswig-Holsteins Gesundheitsminister Dr. Heiner Garg (FDP) und Sana-Regionaldirektorin Angela Bartels (von links). Textbaustein: Fotohinweis Dirk Schnack

Diskutierten in Kiel über die Vernetzung der Sektoren: PKV-Direktor Dr. Florian Reuther, Moderatorin Christina Beinke (PKV), Spifa-Chef Dr. Dirk Heinrich (Bildschirm), Schleswig-Holsteins Gesundheitsminister Dr. Heiner Garg (FDP) und Sana-Regionaldirektorin Angela Bartels (von links). Dirk Schnack

© Dirk Schnack

Kiel. Das Zusammenwachsen der Sektoren halten Gesundheitsakteure in Schleswig-Holstein für eine der wichtigsten Herausforderungen, die das Gesundheitswesen in den kommenden Jahren meistern muss.

Bei einer Veranstaltung des Verbands der Privaten Krankenversicherung (PKV) und der Privatärztlichen Verrechnungsstellen (PVS) am Mittwoch in Kiel sahen sie darin die Voraussetzung, um knappe Ressourcen zielgerichteter einsetzen zu können.

„Alles, was ambulant geht, sollten wir auch ambulant machen“, mahnte Dr. Dirk Heinrich, Vorstandsvorsitzender des Spitzenverbands Fachärzte Deutschlands (SpiFa). Er setzt auf eine Vernetzung der Sektoren und als Folgen auf eine verstärkte ambulante Leistungserbringung, mehr Attraktivität und mehr Freiheitsgrade für die Leistungserbringer. Diese sehen sich nach seiner Darstellung zu vielen Reglementierungen ausgesetzt, etwa, wenn niedergelassene Ärzte in Krankenhäusern tätig werden.

Mehr Gestaltungsspielräume mahnte auch Sana-Regionalgeschäftsführerin Angela Bartels an. Sie nimmt die Akteure in den Regionen als kooperationsbereit wahr, nur: „Dem stehen oft bundesweite Regeln entgegen.“ Größtes Hindernis ist aus ihrer Sicht die getrennte Vergütung.

Der dringend benötigte Nachwuchs in allen Bereichen des Gesundheitswesens hat dafür nach ihrer Überzeugung kein Verständnis. Folge: „Als Schulabgänger entscheide ich mich heute nicht unbedingt für eine Tätigkeit im Gesundheitswesen.“

Niemanden werden Patienten „weggenommen“

Schleswig-Holsteins Gesundheitsminister Dr. Heiner Garg (FDP) machte klar, dass man mit diesen Forderungen bei ihm willkommen ist. Allerdings ist das Bewusstsein für diesen erforderlichen Wandel nach seiner Wahrnehmung bei vielen Akteuren erst langsam gewachsen und noch immer nicht bei allen vorhanden.

Er müsse noch immer die Sorge ausräumen, berichtete Garg, dass bei fallenden Sektorengrenzen einzelnen Leistungserbringern „etwas weggenommen werden soll“. „Das ist Unfug. Es sind genügend Patienten für alle da“, sagte Garg.

Sektorenübergreifend sei die GOÄ heute schon, gab Dr. Florian Reuther, Direktor des Verbands der Privaten Krankenversicherung (PKV) zu bedenken. In der neuen GOÄ sei zudem ein eigenes Kapital zur Telemedizin, die ebenfalls zur Überwindung von Sektorengrenzen beitragen könne, enthalten.

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Reuther warb in Kiel zugleich dafür, die neue GOÄ politisch stärker in den Fokus zu nehmen. Nach seinen Angaben gibt es bei den insgesamt 5500 GOÄ-Positionen nur noch überschaubaren Klärungsbedarf.

Auch Garg sieht keinen Grund, einen mit der Ärzteschaft geeinten Entwurf politisch zu verzögern – „oder man hat andere Absichten“. Heinrich sähe darin ein klares Signal dafür, dass die Politik den freien Arztberuf abschaffen wolle und kündigte für diesen Fall „Ärzte auf der Straße“ an.

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