Kommentar zu imland-Kliniken im Norden
Gefühlte Wahrnehmung
Eine Analyse liefert zwar Fakten zu den imland- Standorten, die Kommunalpolitik steht trotzdem vor schweren Entscheidungen.
Veröffentlicht:Jede Reduzierung des medizinischen Angebotes löst in der Bevölkerung der betroffenen Region Skepsis, bisweilen auch Ängste aus. Das ist verständlich, besonders wenn es um Notfallaufnahmen, Geburtshilfen oder pädiatrische Versorgung geht. Umso wichtiger ist es, wenn vor solchen Entscheidungen transparent informiert wird: Was kostet der Status quo, wo liegen die Probleme, welche Alternativen gibt es, welche Folgen hätten die Veränderungen?
Unverzichtbar ist dafür eine Analyse des Versorgungsbedarfs. All das wird im Kreis Rendsburg-Eckernförde derzeit mustergültig praktiziert. Die Versorgungsbedarfsanalyse zeigt für die Region im Herzen Schleswig-Holsteins nichts anderes als für das gesamte Bundesgebiet: Der Bedarf verändert sich, deshalb passen bestehende Strukturen nicht immer.
Mehr Patienten können und wollen ambulant versorgt werden, weshalb weniger Klinikbetten nötig sein werden. Die Ansprüche an die Sicherheit in der Geburtshilfe steigen, weshalb immer mehr Schwangere größere Perinatalzentren vorziehen. Wenn sich eine Region das weniger nachgefragte Angebot dennoch leisten möchte, ist nichts dagegen einzuwenden. Nur: Sie muss es dann auch bezahlen. Das heißt in diesem Jahr 18 Millionen nicht durch den Klinikbetrieb gedeckte Euro zuschießen, um beide Krankenhaus-Standorte zu halten. Das kann sich der Kreis dieses Jahr leisten, aber dauerhaft?
Die Analyse bietet zwar Fakten gegen gefühlte Wahrnehmungen – die Kommunalpolitiker sind dennoch nicht zu beneiden: Sie müssen ein medizinisches Angebot gegen Widerstand reduzieren oder die Bürger für ein Angebot bezahlen lassen, das nicht kostendeckend und weniger nachgefragt ist, als Interessengruppen glauben machen.
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