Sören Schmidt-Bodenstein

Neuer LVGSH-Chef wünscht weniger Reparaturbetrieb, dafür mehr Vorsorge

Der neue Vorsitzende der Landesvereinigung für Gesundheitsförderung Schleswig-Holstein, Sören Schmidt-Bodenstein, wünscht sich von Ärzten mehr Engagement bei gesundheitsfördernden Angeboten.

Von Von Dirk Schnack Veröffentlicht:
Erwartet einen Schub für Impfungen bedingt durch die Corona-Impfkampagne: Sören Schmidt-Bodenstein, neuer Vorsitzender der LVGSH.

Erwartet einen Schub für Impfungen bedingt durch die Corona-Impfkampagne: Sören Schmidt-Bodenstein, neuer Vorsitzender der LVGSH.

© Dirk Schnack

Kiel. Die Landesvereinigung für Gesundheitsförderung Schleswig-Holstein (LVGSH) hat einen neuen Vorsitzenden: Sören Schmidt-Bodenstein folgt auf Dietmar Katzer, der frühere vdek-Chef im Norden beendete seine Tätigkeit aus persönlichen Gründen.

Mit Schmidt-Bodenstein kommt auch der neue Vorsitzende aus dem „Kassenlager“. Der Leiter der Kieler TK-Landesvertretung setzt allerdings ausdrücklich auf die Zusammenarbeit und Vernetzung aller Akteure im Gesundheitswesen.

Mit seinen Stellvertretern Dr. Sylvia Hakimpour-Zern, einer Ärztin aus dem ÖGD, und dem SPD-Gesundheitspolitiker Bernd Heinemann bringt der künftige Vorstand breite Erfahrung aus unterschiedlichen Bereichen mit. Insbesondere für die Zusammenarbeit mit den Kommunen erhofft sich die LVGSH neue Impulse.

Mehr mit Kommunen kooperieren

„Die Kommunen haben einen hohen Stellenwert für die Gesundheitsförderung und ich würde es begrüßen, wenn wir die Zusammenarbeit stärken könnten“, sagte Schmidt-Bodenstein.

Er hofft zum Beispiel, dass andere Akteure und Kreise von den Erfahrungen der in einigen Regionen kommunal tätigen Gesundheitsplanern profitieren können. Sie könnten aus seiner Sicht dazu beitragen, dass gesundheitliche Aspekte bei jedem kommunal behandelten Thema berücksichtigt werden. „Wenn das bei jeder Frage mitgedacht wird, hätten wir schon viel gewonnen“, sagte Schmidt-Bodenstein.

Von Ärzten könnte er sich zwar eine ganze Reihe von Feldern vorstellen, in denen sie der Gesundheitsförderung und Prävention Impulse vermitteln könnten – er weiß aber auch um die begrenzten zeitlichen Möglichkeiten. Sein Wunsch: Das Gesundheitssystem insgesamt stärker vom „Reparaturbetrieb“ in Richtung Vorsorge ausrichten – ein Thema, bei dem er Krankenkassen genauso angesprochen sieht wie Ärzte oder Politik.

Ärztliche Unterstützung im Quartiermanagement

Größeres Engagement von Ärzten wäre nach seiner Ansicht zum Beispiel bei gesundheitsfördernden Angeboten in Sportvereinen oder im Quartiermanagement wünschenswert. Er sagt aber auch einschränkend: „Mir ist bewusst, dass es zahlreiche Themen gibt, die ebenfalls an die Ärzte herangetragen werden und dass die Hausarztpraxen ohnehin extrem belastet sind.“

Ein Thema, das traditionell von der Landesvereinigung im Norden forciert wurde, ist das Impfen. Dies soll nach Angaben Schmidt-Bodensteins auch so bleiben. „Gerade für das Impfen könnte die Pandemie auch eine Chance bedeuten“, sagte er im Gespräch mit der „Ärzte Zeitung“.

Im Winter sind neue Impulse nötig

Schließlich sei die Bevölkerung in den vergangenen Monaten so stark wie nie auf die Bedeutung des Impfens für die eigene Gesundheit aufmerksam gemacht worden: „Ich könnte mir vorstellen, dass dies einen Schub insgesamt für das Impfen bedeutet.“

Warum ausgerechnet die LVGSH sich in der Pandemie mit Informationen zurückgehalten hatte, erklärt Schmidt-Bodenstein mit den vielen anderen Stellen, die diese Aufgabe erfüllt haben. „Es gibt zahlreiche gute Hinweise und Kampagnen für das Impfen gegen Corona. Und zwar von Stellen, die dafür in einer akuten Pandemie besser geeignet sind als wir“, so Schmidt-Bodenstein.

Mir ist bewusst, dass es viele Themen gibt, die an Ärzte herangetragen werden und dass Hausarztpraxen ohnehin extrem belastet sind.

Sören Schmidt-Bodenstein, Vorsitzender, Landesvereinigung für Gesundheitsförderung Schleswig-Holstein

Im Fall einer sinkenden Impfbereitschaft in der zweiten Jahreshälfte kann er sich vorstellen, dass die Landesvereinigung einen passgenauen Austausch für Fachpersonen initiiert. Für den Winter braucht es seiner Sicht nach dann neue Impulse für die allgemeine Impfkampagne.

Um auf anderen Feldern der Prävention und Gesundheitsförderung voranzukommen, wünscht er sich eine bessere Zusammenführung von Daten aus verschiedenen Erhebungen wie Schuleingangsuntersuchungen, Früherkennungsuntersuchungen und Studien zur Einkommens- und Bildungssituation: „Wenn wir Daten aus solchen unterschiedlichen Quellen zusammenführen könnten, wäre die Entwicklung zielgenauer Angebote für die Gesundheitsförderung möglich.“

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