Saarland

Über 700 Kassenärzte im Südwesten wollen sich an Corona-Impfungen beteiligen

Die niedergelassenen Saar-Ärzte sind bereit, in den Praxen gegen Corona zu impfen und haben bereits einen genauen Plan.

Andreas KindelVon Andreas Kindel Veröffentlicht:
Saarlands Hausärzte sind bereit, in den Praxen gegen SARS-CoV-2 zu impfen.

Saarlands Hausärzte sind bereit, in den Praxen gegen SARS-CoV-2 zu impfen.

© Matthias Stolt / stock.adobe.com

Saarbrücken. Die saarländischen Kassenärzte wollen ab April die Bevölkerung in großem Umfang gegen das Coronavirus impfen. „Das Gerüst dafür steht“, versicherte der stellvertretende Chef der KV Saarland, Dr. Joachim Meiser, am Mittwoch in einer Videokonferenz der KV-Vertreterversammlung. Mehr als 700 Kassenärzte hätten sich bereit erklärt, bei den Impfungen mitzumachen.

Im Saarland waren zuletzt öffentlich Forderungen laut geworden, die Kassenärzte unverzüglich an den Impfaktionen zu beteiligen. So hatte das Ambulante Ethik-Komitee der saarländischen Ärztekammer „den sofortigen Beginn“ der Coronaimpfungen durch die niedergelassene Ärzteschaft verlangt. „Es ist unerträglich, dass Menschen am Rollator oder im Rollstuhl in Regen und Kälte vor den Impfzentren anstehen müssen“, hieß es in einer Erklärung.

Bisher nur Modellprojekt

Die Landesregierung hatte die Kassenärzte Anfang März zunächst nur im Rahmen eines Modellprojekts mit sieben Praxen an den Impfungen beteiligt. Anschließend war der Verdacht laut geworden, die Politik wolle erst mal sehen, ob die niedergelassenen Ärzte eine solche Impfaktion auch stemmen können.

KV-Vize Meiser berichtete nun, dass im Saarland allein im April 200.000 Impfdosen erwartet werden. 80.000 davon könnten die niedergelassenen Ärzte verimpfen. Das sei zu schaffen“, so Meiser, „ohne sich zu verrenken“. Und für den Mai rechne man dann mit dreimal so viel Impfstoff.

Die Lieferketten würden dafür inzwischen aufgebaut. Die KV hat auch schon einen „Bestellplan“ vor Augen. Die Praxen sollten ihren Wochenbedarf an Impfstoff jeweils bis dienstags ihrer Apotheke melden, die die Impfdosen dann im Pharma-Großhandel bestellt. Anschließend kämen die Lieferungen dann in die Praxen.

Priorisierung plus Flexibilität

Auch wenn in den Praxen geimpft wird, soll nach den Vorstellungen der KV-Spitze an der Priorisierung festgehalten werden. Man brauche aber auch „Flexibilität“. Als Beispiel nannte Meiser die Situation, dass ein Hausarzt abends noch mRNA-Impfdosen übrig habe während im Wartezimmer mehrere Diabetes-Patienten sitzen. Dann sollte der Arzt über die Verteilung des Rest-Impfstoffs auch selbst entscheiden dürfen.

Aus der Vertreterversammlung kam allerdings die deutliche Aufforderung: Nach außen müsse klargemacht werden, dass es bei der Priorisierung bleibe. Die Kirkeler Allgemeinmedizinerin Dr. Gudula Zimper meinte, die Patienten hätten schon jetzt den Eindruck, dass die Priorisierung nicht mehr gelte. „Heute hat mich in der Praxis jeder Zweite darauf angesprochen“.

Auch der Vorsitzende des Saarländischen Hausärzteverbandes, Dr. Michael Kulas, warnte vor einer „Flexibilisierung“ der Kriterien. Das sei „ganz gefährlich“. „Die Patienten“, so Kulas, „denken dann, dass da was gebogen werden kann“.

Impfstoff nicht frei wählbar

Die Patienten wollten auch wissen, ob sie sich den Impfstoff aussuchen können, berichtete der St. Wendeler Hausarzt Dr. Axel Thiel. KV-Vize Meiser stellte aber klar: „Es wird keine Auswahlmöglichkeit geben.“

In der Diskussion seien derzeit zwei Bestell-Varianten: Entweder orderten die Ärzte nur ganz allgemein die Zahl der pro Woche benötigten Impfdosen. Bei Variante zwei könnten die Mediziner immerhin angeben, wie viele Dosen mRNA-Impfstoff und wieviel Vektorimpfstoff sie brauchen.

Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Grippeschutzimpfung: Jüngere Risikogruppen nicht vergessen

© Springer Medizin Verlag

Intens. Video-Podcast

Grippeschutzimpfung: Jüngere Risikogruppen nicht vergessen

Herz mit aufgemalter Spritze neben Arm

© Ratana21 / shutterstock

Studie im Fokus

Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Prävention durch Influenzaimpfung?

Arzt im Gespräch mit Patientin

© Ground Picture / shutterstock

STIKO-Empfehlungen

Handlungsbedarf bei Grippeschutz für Chroniker

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Dr. Iris Dötsch Fachärztin für Innere Medizin, Diabetologin und Ernährungsmedizinerin hat die Hauptstadtdiabetologinnen, eines neues Netzwerk für Frauen in der Diabetologie, gegründet.

© snyGGG / stock.adobe.com

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen