Deutsche Ärzte helfen irakischen Folter-Opfern

MÜNCHEN (ag). Die Anfrage kam aus Jordanien: Ob die HNO-Experten des Münchener Klinikums Großhadern bei der praktischen und theoretischen Vermittlung von Ohrmuschelrekonstruktion helfen könnten? Unter abgetrennten Ohren leiden derzeit etwa 3000 irakische Patienten.

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Der Direktor der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, Professor Alexander Berghaus, und sein Oberarzt Dr. Andreas Naumann sagten zu. Die in München seit etwa zwei Jahren praktizierte Methode der Ohrmuschelrekonstruktion ist nach Auskunft der Klinik bundesweit einmalig.

Fehlende Anteile des Ohrmuschelgerüsts werden aus porösem Polyethylen-Material statt - wie sonst üblich - aus körpereigenem Rippenknorpel wiederhergestellt. Doch bei dem Hilferuf aus Jordanien ging es nicht um Patienten mit genetischen Ohrfehlbildungen oder Ohrmuscheldefekten zum Beispiel nach Autounfall, fehlgeschlagenen Vor-Operationen oder Bißverletzungen, sondern um traumatische Ohrdefekte nach Folterung und Stigmatisierung. Etwa 3000 Frauen und Männer stehen derzeit auf der Warteliste irakischer Ärzte, die das Stigma des abgetrennten Ohres ablegen wollen.

Die Jordanische Gesellschaft für plastische Chirurgie hat in einer Kooperation mit dem Nachbarland die Münchener Experten gebeten, Ende Mai irakischen Chirurgen ihre neue Operationstechnik vorzustellen, um das spezielle Know-how in den Aufbau des irakischen Gesundheitssystems zu integrieren. Bei der gängigen Op-Methode wird die Ohrmuschel aus dem eigenen Knorpel-Material rekonstruiert.

Dem Vorteil der guten Biokompatibilität des Knorpels, bei der keine Transplantatabstoßung zu erwarten ist, stünden gravierende Nachteile gegenüber, so Berghaus: die Resorption, Verbiegung oder Schrumpfung von körpereigenem Knorpelgewebe, überschießende Narbenbildung und Brustkorbdeformität (der Entnahmestelle) sowie die möglichen operativen Komplikationen wie Pneumothorax oder Infektion. Zudem sind bis zum endgültigen Resultat drei bis vier Operationen erforderlich.

Poröses Polyethylen habe auch eine gute Biokompatibilität, so Berghaus, und erlaube durch die Porosität das rasche Einwachsen von umgebendem körpereigenen Gewebe. "Ein großer Vorteil ist auch, daß in der Regel nur ein Op-Schritt benötigt wird, der stationäre Aufenthalt liegt zwischen sechs und acht Tagen."

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