Fußball-Bundesliga

Dr. Jochen Drees: Job in der Zentrale der Video-Schiedsrichter ist anstrengender als der als Hausarzt

Vor fünf Jahren gab Dr. Jochen Drees seinen Beruf als Hausarzt auf, um Leiter des „Video-Assist-Centers“ beim Deutschen Fußball-Bund zu werden. Die Gründe für seine Entscheidung hat der Schiedsrichter-Funktionär im „ÄrzteBall“-Podcast erläutert.

Thorsten SchaffVon Thorsten Schaff Veröffentlicht:
Im Oktober 2018 übernahm Allgemeinmediziner Dr. Jochen Drees die Leitung des „Video-Assist-Centers“ beim DFB. Dafür gab er seinen Job in einer Gemeinschaftspraxis auf.

Im Oktober 2018 übernahm Allgemeinmediziner Dr. Jochen Drees die Leitung des „Video-Assist-Centers“ beim DFB. Dafür gab er seinen Job in einer Gemeinschaftspraxis auf.

© Bernd Feil / picture alliance / M.i.S.

Frankfurt/Main. Das Stethoskop hat er noch, „sowohl das normale für Erwachsene als auch das Kinder-Stethoskop“, wie Dr. Jochen Drees betont. Doch in seinem Leben spielt die Medizin nur noch eine untergeordnete Rolle, gibt der Allgemeinmediziner im „ÄrzteBall“-Podcast preis.

„Es gibt natürlich Freunde und Bekannte, die mich um ärztlichen Rat bitten. Auch habe ich einen großen Freundeskreis von Kolleginnen und Kollegen aus verschiedenen Fachrichtungen, mit denen ich mich austausche“, erzählt der 54-Jährige, der lange Zeit als Hausarzt in einer Gemeinschaftspraxis im rheinland-pfälzischen Münster-Sarmsheim gearbeitet hat.

Arztberuf aufzugeben war „pragmatische Entscheidung“

Vor fünf Jahren entschied sich Drees dazu, seinen Arztkittel an den Nagel zu hängen, um hauptberuflich seiner zweiten Leidenschaft nachzugehen: der Schiedsrichterei. Beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) trat er im Oktober 2018 die Stelle als Leiter des „Video Assist-Centers“ an - und steht somit den Video-Schiedsrichtern, auch „Video Assistant Referees (VAR) genannt, vor.

Die Entscheidung für den Jobwechsel und den Ausstieg aus der medizinischen Versorgung hat sich Drees gut überlegt. Mehrere Faktoren spielten dabei eine Rolle, wie er im „ÄrzteBall“, dem Fußball-Podcast der Ärzte Zeitung, verrät: „Es war eine pragmatische Entscheidung. Ich habe damals in einer Gemeinschaftspraxis gearbeitet mit zwei Kollegen. Einer davon ging in den Ruhestand und der andere hat sich inhaltlich verändern wollen. Ich habe dann versucht, die hausärztliche Praxis alleine fortzuführen, aber schnell festgestellt, dass ich an meine persönlichen Grenzen komme.“

An dieser Stelle finden Sie Inhalte aus Podigee Um mit Inhalten aus Podigee und anderen sozialen Netzwerken zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir Ihre Zustimmung. Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte aus Sozialen Netzwerken und von anderen Anbietern angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät notwendig. Weitere Information dazu finden Sie hier.

So habe es nicht lange gedauert, bis Unzufriedenheit in ihm aufkam. „Irgendwann habe ich gemerkt, dass ich dem Anspruch an meine Arbeit und auch an die Qualität, die ich abliefern möchte, nicht mehr gerecht werden kann.“

Just in dieser Phase sei der DFB an ihn herangetreten und habe gefragt, ob er die Tätigkeit als VAR-Chef übernehmen wolle. Drees war vorher schon als VAR-Projektleiter eingesetzt und bringt zudem eine langjährige Erfahrung als Schiedsrichter in der Fußball-Bundesliga mit. Zwischen 2003 und 2017 hat der gebürtige Bad Kreuznacher selbst 233 Partien in den beiden deutschen Profiligen geleitet.

Auf sein Herz hören

„Ich habe dann überlegt und lange Gespräche geführt mit meiner Frau, aber auch mit meinem Vater, der selbst in der Arztpraxis tätig war. Mit ihm habe ich zwei Jahre zusammenarbeiten können, das war eine der schönsten Zeiten, die ich in meinem Leben hatte“, berichtet der 54-Jährige. Sein Vater habe ihn als jungen Kollegen, der frisch aus der Uni kam und voller Ideen in den Beruf startete, einfach machen lassen, und sei ihm als erfahrener Mediziner zur Seite gestanden. „Das war eine coole Zeit“, erinnert sich Drees.

Sein Vater habe ihm schließlich geraten, auf sein Herz zu hören. „Und mein Gefühl sagte mir: Ich will das beim DFB machen“, erzählt Drees.

Anstrengender Job im „Kölner Keller“

Statt in die Arztpraxis führt sein Weg seither in den so genannten Kölner Keller, wo sich an den Spieltagen der 1. und 2. Bundesliga die Video-Schiedsrichter einfinden. Pro Partie unterstützt ein Video Assistant Referee mit einem Assistenten den Schiedsrichter auf dem Platz, indem er bei strittigen Szenen Bewegtbilder der verschiedenen Stadionkameras sichtet und begutachtet. Über ein Headset können sich der Video-Schiedsrichter und seine Kollegen auf dem Spielfeld austauschen. Ziel des VAR-Einsatzes ist es, klare Fehlentscheidungen zu verhindern.

Der Job im „Video-Assist-Center“ sei anstrengend, berichtet der Mediziner – und im Vergleich zum Hausarzt-Job sei er sogar anstrengender. „In der Praxis habe ich das nie so als anstrengende Arbeit empfunden. Es gab natürlich stressige Tage, wenn viel los war, das ist klar. Aber ich habe das immer als Privileg empfunden, mich um Menschen kümmern zu können, und ihr Vertrauen zu bekommen“, unterstreicht Drees. Er gibt auch zu, dass ihm vom alten Berufsleben etwas fehlt: „Ich vermisse die Arbeit mit den Menschen und für sie da zu sein.“

Das könnte Sie auch interessieren
Der Gesundheitsdialog

© Janssen-Cilag GmbH

J&J Open House

Der Gesundheitsdialog

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

© Springer Medizin

Johnson & Johnson Open House-Veranstaltung am 26. Juni 2025 beim Hauptstadtkongress

Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
J&J Open House beim Hauptstadtkongress

© [M] Springer Medizin Verlag

Video zur Veranstaltung

J&J Open House beim Hauptstadtkongress

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Glasglobus und Stethoskop, eingebettet in grünes Laub, als Symbol für Umweltgesundheit und ökologisch-medizinisches Bewusstsein

© AspctStyle / Generiert mit KI / stock.adobe.com

Klimawandel und Gesundheitswesen

Klimaschutz und Gesundheit: Herausforderungen und Lösungen

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein MRT verbraucht viel Energie, auch die Datenspeicherung ist energieintensiv.

© Marijan Murat / dpa / picture alliance

Klimawandel und Gesundheitswesen

Forderungen nach Verhaltensänderungen und Verhältnisprävention

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

© Frankfurter Forum für gesellschafts- und gesundheitspolitische Grundsatzfragen e. V.

Das Frankfurter Forum stellt sich vor

Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Krisenkommunikation war Schwachpunkt in der Pandemie

© HL

Herbstsymposium der Paul-Martini-Stiftung

Krisenkommunikation war Schwachpunkt in der Pandemie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung

Corona-Pandemie

Lockdowns: Ein hoher Preis für den Nachwuchs

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung

Weniger Bürokratie

Wie nützt Digitalisierung?

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Verband forschender Pharma-Unternehmen (vfa)
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Lesetipps
Sieht lecker aus und schmeckt — doch die in Fertigprodukten oft enthaltenen Emulgatoren wirken proinflammatorisch. Ein No-Go für Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen.

© mit KI generiert / manazil / stock.adobe.com

Emulgatoren in Fertigprodukten

Hilfreich bei Morbus Crohn: Speiseeis & Co. raus aus dem Speiseplan!