Vorbild Frankreich

Lauterbach will am Montag nationalen Hitzeschutzplan vorlegen

Pflegeeinrichtungen und Pflegedienste, Kommunen und Krankenhäuser: Sind konkrete Empfehlungen für jeweils angepasste Hitzeschutzpläne in Sicht?

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Maßnahmen bei und gegen Hitze: Ideen und Kreativität sind gefragt! Schon der Griff zum Eiswürfel kann helfen.

Maßnahmen bei und gegen Hitze: Ideen und Kreativität sind gefragt! Schon der Griff zum Eiswürfel kann helfen.

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Berlin. Am Montag will Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) einen nationalen Hitzeplan vorlegen, wie die „Bild am Sonntag“ (25. Juni) berichtet.

Sein Plan sieht demnach bundeseinheitliche Empfehlungen für Hitzeschutzpläne in Pflegeeinrichtungen und Pflegediensten vor. Außerdem sollen Ärzte dafür gewonnen werden, besonders hitzeanfällige Menschen bei Hitzewellen zu warnen – also etwa Kinder, schwangere, ältere oder vorerkrankte Personen.

Konkrete Konzepte soll es auch für Kommunen und Krankenhäuser geben, wie es weiter hieß. Zurückgreifen will Lauterbach auf das Hitzewarnsystem des Deutschen Wetterdienstes (DWD). Das „könnte perspektivisch Grundlage für das Auslösen von Interventionskaskaden sein“, so das Papier. Vorbild dafür ist Frankreich, das je nach Außentemperatur seine Maßnahmen bei Hitze staffelt. Geplant ist außerdem die Gründung einer interministeriellen Arbeitsgruppe mit dem Umweltministerium und weiteren Ressorts (Verkehr, Bau, Arbeit und Soziales, Innen).

„Deutschland hinkt im Hitzeschutz hinterher“

Fachleute beklagen derweil, dass Deutschland im Hitzeschutz hinterherhinke. Es brauche „milliardenschwere Investitionen des Bundes und der Länder“, mahnte am Sonntag der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch. Anderweitig seien Absichtserklärungen, Aktionsbündnisse und Papiere nicht viel wert, sagte er der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

In drei Jahren müsse der Hitzeschutz für die Bestandsbauten der 1.900 Krankenhäuser und 12.000 Pflegeheime stehen. Auch dürften Neubauten ohne Temperaturbegrenzung auf maximal 25 Grad in jedem Bewohnerzimmer nicht mehr in Betrieb gehen. Entsprechende Maßnahmen müssten baurechtlich verankert werden. Brysch: „Hier ohne konkrete finanzielle Zusagen von Karl Lauterbach weiter auf Zeit zu spielen, wird das Leiden und Sterben der pflegebedürftigen und kranken Menschen nicht ausreichend begrenzen.“

Kürzlich hatte der Präsident der Bundesärztekammer, Dr. Klaus Reinhardt, erklärt, Maßnahmen brauche es auch in Kitas, Schulen und Unternehmen. Im vergangenen Sommer waren in Deutschland laut Schätzungen 4.500 Menschen infolge der Hitze gestorben.

„Zu spät, um diesen Sommer noch einen Effekt sehen zu können“

Andrew Ullmann, Gesundheitspolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, begrüßte am Sonntag den Hitzeschutzplan von Karl Lauterbach. Er glaube aber, dass es zu spät sei, um diesen Sommer noch einen Effekt sehen zu können, so Ullmann in der Mitteilung.

„Grundsätzlich sehe ich es als richtig an, beim Hitzeschutz bundesweite Vorgaben zu machen. Allerdings ist es dafür schon recht spät. Der Plan wird in diesem Jahr keine Umsetzung mehr finden können. Es muss auch darauf geachtet werden, dass bürokratische Voraussetzungen so klein wie möglich gehalten werden. Nur so können wir pragmatisch die Gesundheit der Menschen schützen. Wichtig ist zudem, dass wir auch in den Gesundheitseinrichtungen Hitzeschutz umsetzen. Aufgeheizte Krankenhäuser und Pflegeheime können zu längeren Liegezeiten und Todesfällen führen.“ (KNA, eb)

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