„ÄrzteTag“-Podcast

Habemus GKV-Finanzloch – und nun, Michael Hubmann?

Was Papstwahl, Kanzlerkür und Kabinettsbesetzung mit Klinikreform und Kassenlage zu tun haben – BVKJ-Präsident Dr. Michael Hubmann ordnet ein, in Folge 6 unserer Podcast-Reihe „Kindergarten Gesundheitspolitik“.

Denis NößlerVon Denis Nößler und Dr. Michael HubmannDr. Michael Hubmann Veröffentlicht:

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🎙️ In Folge VI unsere Podcast-Serie „Kindergarten Gesundheitspolitik“ entwirft Dr. Michael Hubmann, Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzt*innen (BVKJ), eine politische Parallelerzählung: Papstwahl, Kanzlerkür und Gesundheitsministerinnenbesetzung sind für ihn mehr als bloß tagespolitisches Personaltheater – sie spiegeln den Systemdruck, unter dem auch die Gesundheitspolitik steht.

Die Papstwahl als Metapher

Was auf den ersten Blick wie ein globales Ritual erscheint, liest Hubmann als Sinnbild der Gegenwart: „Es spielt sich alles in Echtzeit unter den Augen der Weltöffentlichkeit ab.“ Die Wahl von Kardinal Robert Francis Prevost zum Papst Leo XIV. zeigt: Die Prozesse haben sich beschleunigt, symbolisch aufgeladen – doch der eigentliche Wandel liegt tiefer. Und er betrifft auch die Politik in Berlin.

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Kanzlerwahl als Schockdiagnose

Der erste gescheiterte Wahlgang für Friedrich Merz wirkt für Hubmann wie ein „Schockmoment“ mit politischem Diagnostikwert: eine fragile Demokratie, verunsicherte Mitte, drohender Kontrollverlust. Die Sorge: „Wenn jeder Vierte kein Problem damit hat, Rechtsextreme zu wählen, dann macht das keine Laune.“ Für das Gesundheitswesen heißt das: Reformpolitik braucht Rückhalt – und der ist nicht garantiert.

Kabinettsumbildung als therapeutischer Eingriff?

Mit Nina Warken übernimmt eine Juristin das Gesundheitsressort. Für viele überraschend – für Hubmann aber auch ein möglicher Neustart: „Wenn jemand von außen kommt, kann das helfen, alte Denkstrukturen aufzubrechen.“ Ihre Loyalität zum Kanzler könnte zum Vorteil werden: weniger innenpolitisches Gerangel, mehr Durchsetzungsfähigkeit?

Gleichzeitig mahnt er: „Die Probleme im Gesundheitswesen sind komplex.“ Eine neue Person allein könne sie nicht schultern. Gefordert sei eine „gesamtgesellschaftliche Strategie“ – und eine Politik, die wieder über Gesundheitssysteme im Ganzen spricht.

Hubmann skizziert drei zentrale Herausforderungen für die neue Legislatur, eine davon: „Der kalte Strukturwandel droht – wir brauchen neue Anreize für junge Ärztinnen und Ärzte.“ Zusätzlich fordert er eine echte Debatte zur Patientensteuerung: „Wir können es uns nicht mehr leisten, dass jeder rund um die Uhr beliebig durchs System navigiert.“

Zwischen Bibel und Bürgerversicherung

Die Rückbindung ans Christentum bleibt kein Kalauer: Wenn der Pfarrer predigt, aber die Falschen im Frühschoppen sitzen, dann funktioniert das auch in der Gesundheitspolitik nicht. Hubmanns Appell: Die Bürger müssen Verantwortung übernehmen – „mit der Ressource Gesundheitsversorgung verantwortungsbewusst umgehen.“

Pecunia non habemus: Geldmangel als strukturelle Wahrheit

Der GKV-Finanzstatus ist laut Hubmann dramatisch: „0,08 % Monatsreserve – faktisch insolvent.“ Die Pflegeversicherung? „Desolat.“ Und: „Die Tricks mit Rentenversicherung und Selbstständigen sind Papiertiger.“

Sein Fazit: Ohne eine große Strukturreform – jenseits von Ministerien und Ressortgrenzen – werde es nicht gehen. Nicht nur ein neuer Kanzler oder eine neue Ministerin müssen liefern. „Wir brauchen ein neues Denken für das Gesundheitssystem. Und das wird nicht aus dem Kabinett allein kommen.“ (Länge: 44:27 Minuten)

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