Niedersachsen

200 neue Studienplätze für Medizin?

SPD und CDU verhandeln über eine Koalition in Niedersachsen – und wollen die medizinische Versorgung verbessern.

Christian BenekerVon Christian Beneker Veröffentlicht:

HANNOVER. SPD und CDU in Niedersachsen wollen im Falle einer Großen Koalition 100 bis 200 zusätzliche Medizinstudienplätzen im Land schaffen. Das ist jüngstes Ergebnis der Koalitionsverhandlungen der beiden Parteien nach der Niedersachsen-Wahl vor vier Wochen.

Man müsse mehr für die ärztliche Versorgung im Land tun, erklärten SPD-Landesgeschäftsführer Georg Brockmeyer und CDU-Generalsekretär Ulf Thiele am Freitag nach dem zweiten Treffen der Lenkungsgruppe Wirtschaft und Kultur in Hannover. "Es geht uns auch darum, die medizinische Versorgung auf dem Land zu unterstützen", hieß es. Da seien die zusätzlichen Studienplätze ein erster Schritt.

In einem zweiten Schritt wolle man sich dann im Besonderen um die hausärztliche Versorgung kümmern, erklärten Brockmeyer und Thiele. Wie genau mehr Hausärzte in die Fläche gebracht werden könnten, sei "noch nicht abschließend beraten", hieß es.

Unikliniken sollen saniert werden

Darüber hinaus "gibt es ein Bekenntnis zur Sanierung der beiden Universitätskliniken Göttingen und der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) sowie zu Investitionen am Standort Oldenburg", sagte Brockmeyer.

SPD und CDU wollen auch die Digitalisierung im Land beschleunigen. Die Digitalisierung sei ein "riesiges Thema". So wollen die beiden Parteien auch zusätzliche Informatik-Studienplätze und Professuren schaffen. Allerdings stehen alle Maßnahmen unter Haushaltsvorbehalt. Die konkrete Ausgestaltung müsse der Landtag beschließen. In den zurückliegenden Wochen haben die KV Niedersachsen (KVN) und die Ärztekammer des Landes (ÄKN) von den verhandelnden Parteien mehr Studienplätze und Maßnahmen gegen den Ärztemangel verlangt. Kammerpräsidentin Dr. Martina Wenker hat "mindestens 100" zusätzliche Medizinstudienplätze gefordert.

Unterdessen begrüßte der Hartmannbund Niedersachsen (HB) die Absicht der beiden Parteien. "Der Hartmannbund steht für eine zukünftige konstruktive Zusammenarbeit mit der neuen Landesregierung jederzeit gern zur Verfügung", erklärte die Vorsitzende des HB Niedersachsen, Professor Anke Lesinski-Schiedat. "Wir benötigen in Niedersachsen wieder eine ausreichende Zahl an Studienplätzen." Außerdem sei ein sinnvolleres Auswahlsystem zur Zulassung zum Medizinstudium dringend geboten. Hier verwies sie auf die Vorschläge des Ausschusses Medizinstudierende des Hartmannbundes.

Allerdings kritisierte Lesinski-Schiedat die Forderung der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN) und des Städtebundes nach einer Landarztquote im Land. Das Aufwärmen von bekannten aber nicht lösungsorientierten Forderungen könne die ärztliche Versorgung in Niedersachsen nicht verbessern, hieß es. Derartige Quoten trügen nicht zu der von der Bevölkerung zurecht verlangten guten ärztlichen Versorgung in Niedersachsen bei. Insofern wäre dies auch eine Verschwendung von Steuergeldern. 

Bahn frei für Telemedizin

Die Vorsitzende forderte stattdessen "Tatkraft und Investitionsbereitschaft", um die Voraussetzungen für mehr Telemedizin im Land zu schaffen. Gerade Niedersachsen eigne sich dafür, intelligente Mobilitätsdienstleistungen auszuarbeiten.

Die SPD ist zwar mit 36,9 Prozent als stärkste Kraft aus der Landtagswahl in Niedersachsen hervorgegangen. Aber dir Grünen waren mit 8,7 Prozent nicht stark genug, um die bisherige Koalition mit der SPD fortzuführen. Die von Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) favorisierte Ampel-Koalition scheiterte aber am Nein der FDP. Ende der laufenden Woche soll nun der Vertrag über die rot-schwarze Koalition an der Leine ausverhandelt sein.

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