Medibus der Deutschen Bahn

Arzt nach Fahrplan

Die Deutsche Bahn will bei der Versorgung auf dem Land mitspielen – als Mobilitätspartner. Sie will Ärzte in der rollenden Praxis zu Patienten bringen.

Matthias WallenfelsVon Matthias Wallenfels Veröffentlicht:
Modernste Technik kompakt im Busformat soll Ärzte bei der mobilen Patientenversorgung unterstützen. Deutsche Bahn

Modernste Technik kompakt im Busformat soll Ärzte bei der mobilen Patientenversorgung unterstützen. Deutsche Bahn

© Deutsche Bahn

BERLIN. Drastischer Gewinnrückgang in den vergangenen Jahren und hohe Unpünktlichkeitsraten bei vielen Zügen sind Themen, die ein eher negatives Bild auf die Deutsche Bahn (DB) werfen. Nun will der Mobilitätskonzern ein neues Geschäftsfeld ausbauen – die rollende Arztpraxis, den DB Medibus.

„Mit dem Medibus bringen wir auf dem Land den Arzt zum Patienten“, sagte Klaus Müller, Vorstand DB Regio Bus, am Freitag in Berlin. So könne der Zugang zur medizinischen Infrastruktur verbessert und absehbare Probleme bei der ärztlichen Versorgung angegangen werden.

„Insbesondere älteren Menschen fällt in schwächer versorgten ländlichen Gebieten der Weg zum Arzt immer schwerer. Mit dem DB Medibus kann die medizinische Grundversorgung gestärkt werden“, meint Müller.

Erfahrungen mit dem Konzept hat die DB bereits in Kooperation mit der Kassenärztliche Vereinigung Hessen (KVH) gesammelt, die so auf den Ärztemangel auf dem Land reagiert.

Im Bereich „Versorgung und Sicherheit“ reüssierte die KVH vor Kurzem beim Innovationspreis des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland (Zi) „ausgezeichnete Gesundheit 2019“ mit dem Medibus als Sieger.

"Wir brauchen immer einen Partner"

Wie eine Sprecherin der Sparte DB Regio Bus im Gespräch mit der „Ärzte Zeitung“ erläuterte, stehe die Bahn als Mobilitätsdienstleister für weitere Versorgungsprojekte in Deutschland bereit. „Wir brauchen aber immer einen Partner, der den medizinischen Teil der Kooperation übernimmt“, schränkte sie ein.

Im Fall der KVH stelle die DB den umgebauten und wie eine kleine Arztpraxis ausgestatteten Linienbus mit Sprechzimmer, Behandlungsraum, Labor und Wartebereich zur Verfügung. Ebenso inklusive sei der Busfahrer.

Die KV sorge für das jeweilige Praxispersonal. Für Patienten entstünden keinerlei zusätzliche Kosten, es werde wie in der Vertragsarztpraxis abgerechnet.

Für die zweijährige Pilotphase veranschlagt die KVH insgesamt 600.000 Euro – für Busmiete und Personalkosten.

Auch in Berlin war der Medibus schon im Auftrag der Charité unterwegs. Das sächsische Sozialministerium plane den Medibus-Einsatz für eine zeitlich begrenzte Impfaktion, verwies die Sprecherin auf weitere Einsatzbereiche der rollenden Arztpraxis.

Da der Medibus zumeist auf Marktplätzen in unterversorgten Gebieten halte, seien die telemedizinischen Optionen für den behandelnden Arzt gewährleistet.

Mobile Arztpraxis und telemedizinische Einrichtung in einem

Vom Konzept her sollen die Allgemeinmediziner im Versorgungsalltag an Bord zum Beispiel ihre fachärztlichen Kollegen ins Konsil ziehen, um Hilfe bei Diagnostik und Therapie zu erfahren. Auch aus gesundheitspolitischer Sicht setzt die DB auf einen gesetzlich angestoßenen Zukunftstrend.

Denn der Medibus ist mobile Arztpraxis und telemedizinische Einrichtung in einem – beides Instrumente, die medizinisch unterversorgte Regionen zukünftig nach dem Willen des Terminservice- und Versorgungsgesetzes (TSVG) absichern sollen.

Laut Deutscher Bahn verfügt das Unternehmen bis dato über insgesamt vier Medibusse. Derweil arbeitet die DB in Kooperation mit „zahneins“, einem Betreiber zahnmedizinischer Versorgungszentren, an einem Zahn-Medibus. Dieser soll zunächst in Ostfriesland und Südbayern getestet werden.

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