Schleswig-Holstein

Brustkrebsprogramm QuaMaDi wird digital

Eine elektronische Fallakte ersetzt bislang papiergebundene Abläufe durch digitale Prozesse. Welche Vorteile versprechen sich die Beteiligten davon?

Von Dirk Schnack Veröffentlicht:
Setzen auf elektronisches QuaMaDi: Thomas Haeger (AOK Nordwest), Schleswig-Holsteins KV-Chefin Dr. Monika Schliffke, Landesgesundheitsminister Dr. Heiner Garg und Armin Tank, Leiter der vdek-Landesvertretung in Schleswig-Holstein.

Setzen auf elektronisches QuaMaDi: Thomas Haeger (AOK Nordwest), Schleswig-Holsteins KV-Chefin Dr. Monika Schliffke, Landesgesundheitsminister Dr. Heiner Garg und Armin Tank, Leiter der vdek-Landesvertretung in Schleswig-Holstein.

© Dirk Schnack

Kiel. Das Brustkrebs-Früherkennungsprogramm QuaMaDi wird digitalisiert. Eine elektronische Fallakte ersetzt alle bislang papiergebundenen Abläufe durch digitale Prozesse. Die Beteiligten des Schleswig-Holstein-spezifischen Programms erwarten schnellere Diagnosen, geringere Wartezeiten auf Untersuchungsergebnisse und schneller beginnende Therapien.

Bis März sollen dafür rund 380 gynäkologische und 40 radiologische Praxen Zugriff auf die Befundakte im Datenzentrum der KV Schleswig-Holstein erhalten. In einem weiteren Schritt sollen auch die Pathologen eingebunden werden.

Sterblichkeitsrate deutlich gesenkt

Beim 2001 gestarteten QuaMaDi (Qualitätsgesicherte Mammadiagnostik) befunden zwei Radiologen unabhängig voneinander Mammografien und ergänzende Aufnahmen. In Zweifelsfällen werden Experten aus einem der vier Brustzentren in Schleswig-Holstein hinzugezogen, um das Risiko eines falschen Befundes zu verringern.

Jährlich werden rund 75.000 Frauen im Rahmen des Programms untersucht. Seit es 2005 von einer Region auf ganz Schleswig-Holstein ausgeweitet wurde, ist die Brustkrebssterblichkeit im Land um 22 Prozent gesunken und die 5-Jahres-Überlebenschance liegt deutlich über dem Bundesdurchschnitt.

Dafür wurden bislang jährlich rund 250.000 Papierbefunde und rund 75.000 Mammografieaufnahmen von einem Kurierdienst zwischen den beteiligten Ärzten im ganzen Bundesland hin- und hertransportiert.

Diese Fahrten entfallen künftig. Die KV-Vorstandsvorsitzende Dr. Monika Schliffke erwartet durch die Umstellung Einsparungen von bis zu 25 Prozent. Bislang kostete das Programm ohne die Untersuchungen rund 650.000 Euro im Jahr.

Eröffnung der e-Akte dauert nur wenige Minuten

Künftig kann ein Gynäkologe, der bei einer Patientin ein Brustkrebsrisiko oder einen auffälligen Befund feststellt, eine elektronische Akte mit dem Befund eröffnen. Dies dauert nach Angaben der Berufsverbandsvorsitzenden Dr. Doris Scharrel nur wenige Minuten. Sie erwartet, dass viele ihrer Kollegen den Weg in die neue eQuaMaDi-Welt mitgehen werden.

„Das wird ein schnell akzeptiertes Programm werden“, sagte Scharrel. Die Zuweisung des Befundes zur unabhängigen Zweitmeinung erfolgt automatisiert, ebenso wie die Konsens-Dissens-Prüfung und die Einschaltung eines Referenzzentrums und die Rückmeldungen an den Gynäkologen zur Information der Patientin.

Programm wird von einer Firma aus Barcelona betreut

Überzeugt haben die QuaMaDi-Partner bereits Landesgesundheitsminister Dr. Heiner Garg, dessen Ministerium sich mit 150.000 Euro an der Digitalisierung von QuaMaDi beteiligt hat. Für ihn ist entscheidend, dass das Programm hilft, die Überlebenschancen von Patientinnen mit Brustkrebs zu erhöhen – diese Chance sieht er durch die Digitalisierung noch einmal verbessert.

Das Programm wird im Norden von allen Krankenkassen getragen. AOK-Landesdirektor Thomas Haeger kann sich genauso wie KV-Chefin Schliffke vorstellen, dass die neue Plattform als Blaupause für den Austausch über weitere onkologische Erkrankungen dienen kann, etwa in der Urologie.

Das für eQuaMaDi erforderliche Programm musste zwei Mal europaweit ausgeschrieben werden, den Zuschlag erhielt eine Firma aus Barcelona. Nach Angaben von Schliffke konnte kein deutscher Anbieter die gestellten Anforderungen erfüllen.

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