Mikrozensus-Auswertung

Destatis: Jeder dritte Arzt in Deutschland ist über 55 Jahre alt

Ein Großteil der Medizinerinnen und Mediziner dürfte in den nächsten Jahren aus dem Berufsleben ausscheiden: Nach Angaben des Statistischen Bundesamts sind nämlich 30 Prozent älter als 55 Jahre.

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Viele Ärzte in Deutschland sind älter als 55 Jahre - ein Großteil scheidet in den kommenden Jahren aus dem Berufsleben aus (Symbolbild).

Viele Ärzte in Deutschland sind älter als 55 Jahre - ein Großteil scheidet in den kommenden Jahren aus dem Berufsleben aus (Symbolbild).

© Robijn Page/Westend61/picture alliance

Wiesbaden. Ein großer Teil der Mediziner in Deutschland dürfte in den nächsten Jahren altersbedingt aus dem Berufsleben ausscheiden: Im Jahr 2023 waren gut 31 Prozent der Ärztinnen und Ärzte in der Human- und Zahnmedizin 55 Jahre und älter, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) auf Grundlage von Ergebnissen des Mikrozensus am Montag mitteilte.

Der Anteil dieser Altersgruppe lag damit deutlich über dem bei allen Erwerbstätigen mit 26 Prozent (siehe nachfolgende Grafik).

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Insgesamt sei die Zahl der Ärztinnen und Ärzte in der Human- und Zahnmedizin binnen zehn Jahren zwar um gut 23 Prozent auf 502.000 im Jahr 2023 gestiegen, heißt es. Doch auch der Anteil der Altersgruppe 55plus hat bei den Ärztinnen und Ärzten zugenommen: Zehn Jahre zuvor hatte er in der Human- und Zahnmedizin noch bei 26 Prozent gelegen.

Dagegen ist der Anteil der Medizinerinnen und Mediziner im mittleren Alter gesunken: 48 % waren 35 bis 54 Jahre alt, 2013 waren es noch 54 %. Der Anteil junger Berufskolleginnen und -kollegen unter 35 Jahren hat sich laut Destatis kaum verändert und lag zuletzt bei 21 Prozent (2013: 20).

Anteil ausländischer Ärzte deutlich gestiegen

In der Human- und Zahnmedizin ist der Anteil ausländischer Ärztinnen und Ärzte deutlich gestiegen. Gut 12 % oder 62.000 Mediziner hatten 2023 keine deutsche Staatsangehörigkeit. Zehn Jahre zuvor waren es noch 7 Prozent oder 29.000. Zum Vergleich: Bei den Erwerbstätigen insgesamt lag der Anteil jener mit ausländischer Staatsangehörigkeit 2023 bei knapp 15 Prozent. Von den 62.000 ausländischen Ärztinnen und Ärzten im Jahr 2023 war rund die Hälfte (48 %) jünger als 35 Jahre.

Dass vor allem in den vergangenen zehn Jahren viele Ärzte aus dem Ausland nach Deutschland gekommen sind, zeigt sich auch mit Blick auf die Einwanderungsgeschichte der Erwerbstätigen. In der Human- und Zahnmedizin arbeiteten 2023 insgesamt 115.000 aus dem Ausland zugewanderte Ärzte, das war knapp ein Viertel (23 Prozent) der gesamten Ärzteschaft.

Ein Teil der zugewanderten Kollegen besitzt inzwischen die deutsche Staatsbürgerschaft, wie die oben angeführten Zahlen zur Staatsangehörigkeit dieser Berufsgruppe zeigen. 46.000 oder 40 Prozent waren weniger als zehn Jahre in Deutschland. Dabei könne keine Aussage darüber getroffen werden, ob die Zugewanderten in der Human- und Zahnmedizin ihre Ausbildung bereits vollständig im Ausland abgeschlossen hatten, so die Statistiker.

Berufsgruppe mit den zweitmeisten Anerkennungen

Neben dem Medizinstudium und der Approbation hierzulande können auch im Ausland erworbene Abschlüsse mit voller Gleichwertigkeit anerkannt werden. Im Jahr 2022 waren Ärztinnen und Ärzte die Berufsgruppe mit den zweitmeisten Anerkennungen ausländischer Abschlüsse: Demnach wurden im Jahr 2022 die Abschlüsse von 5.500 Ärztinnen und Ärzte anerkannt, etwa 400 davon waren Syrerinnen und Syrern.

Zum Vergleich: Zahnärzte lagen auf Rang 5 der Berufe mit den meisten Anerkennungen ausländischer Abschlüsse.

Die Daten über die Anerkennung ausländischer Abschlüsse zeigten, dass viele Medizinstudierende aus Deutschland den Umweg über ein Studium im Ausland wählen – oft, um die Zulassungsbeschränkungen des Studienfachs hierzulande zu umgehen. Allein in Österreich studierten im Jahr 2021/22 2.600 Deutsche Humanmedizin, in Ungarn waren es knapp 2.100 und in Polen 900.

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Mehr Studienanfänger in der Humanmedizin

In Deutschland ist die Zahl der Studienanfängerinnen und -anfänger in der Humanmedizin in den vergangenen Jahren nahezu kontinuierlich gestiegen. Im Wintersemester 2022/2023 begannen 14.300 Studierende ein Studium der Humanmedizin. Das waren 17 Prozent mehr als zehn Jahre zuvor (12.300).

In der Zahnmedizin hat sich die Zahl der Studienanfängerinnen und Studienanfänger in den vergangenen Jahren kaum verändert und lag im Wintersemester 2022/2023 wie auch im Wintersemester 2012/2013 bei rund 1.900 Studentinnen und Studenten. Zum Vergleich: Über alle Fächergruppen ist die Zahl der Studienanfänger im selben Zeitraum um 7 Prozent gesunken auf 398.200.

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Arbeitszeiten weiterhin auf hohem Niveau

Laut Auswertung sind die Arbeitszeiten von Ärztinnen und Ärzten in der Human- und Zahnmedizin sind – ähnlich wie bei Erwerbstätigen insgesamt auch – in den vergangenen Jahren gesunken. Ein Grund dafür sei der gestiegene Anteil der Teilzeitarbeit.

Dennoch zählen Ärztinnen und Ärzte nach wie vor zu den Erwerbstätigen mit überdurchschnittlich langen Arbeitszeiten. 2023 leisteten sie normalerweise im Durchschnitt 40,7 Stunden pro Woche (46,2 Stunden in Vollzeit, 25,9 Stunden in Teilzeit). Das waren rund sechs Stunden pro Woche mehr als der branchenübergreifende Schnitt (34,4).

Auch innerhalb der Human- und Zahnmedizin unterscheiden sich die Arbeitszeiten je nach Fachrichtung teils erheblich. In der Chirurgie arbeiteten Fachärztinnen und Fachärzte in Vollzeit im Schnitt 49,8 Stunden pro Woche und damit sechs Stunden mehr als Fachärztinnen und Fachärzte im Bereich Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie (43,9 Wochenstunden in Vollzeit). Zahnärztinnen und Kieferorthopäden arbeiteten im Schnitt 43,0 Stunden pro Woche in einer Vollzeitbeschäftigung. (kaha)

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