Deutsche verbringen immer mehr Zeit im Sitzen

Gesundheitsreport: „Sitzen ist der Feind der Gesundheit“

Die Bundesbürger verbringen laut einer aktuellen Befragung an Werktagen immer mehr Zeit auf dem Stuhl. Im Schnitt sind es 9,2 Stunden am Tag – eine halbe Stunde länger als im Corona-Jahr 2021. Studienautor Froböse verweist auf gesundheitliche Folgen des Sitzens.

Veröffentlicht:
Ein Mann sitzt an einem Schreibtisch.

„Die Deutschen sitzen von Jahr zu Jahr immer länger“ – vor allem die Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen: Auszug aus dem neuen Gesundheitsreport „Wie gesund lebt Deutschland?“

© Seventyfour / stock.adobe.com

Berlin. Die Deutschen bewegen sich zu wenig und sitzen immer länger auf ihren „vier Buchstaben“: Laut einer am Montag vorgestellten Studie der Deutschen Krankenversicherung (DKV) sowie der Sporthochschule Köln und der Universität Würzburg ist die durchschnittliche Sitzzeit eines jeden Bundesbürgers an Werktagen seit 2016 ständig gestiegen.

Im vergangenen Jahr lag die Sitzzeit dem Report zufolge bei 554 Minuten beziehungsweise 9,2 Stunden am Tag. Im Corona-Jahr 2021 waren es noch gut 30 Minuten weniger (insgesamt 8,7 Stunden täglich), die ein Bundesbürger damals im Schnitt sitzend verbrachte.

Der Osten sitzt weniger

In Brandenburg verbringen die Menschen der Studie zufolge mit 505 Minuten beziehungsweise 8,4 Stunden täglich die kürzeste Zeit im Sitzen. Das sich immer mehr zum „Dienstleistungsland“ entwickelnde Nordrhein-Westfalen hält mit knapp zehn Stunden werktäglicher Sitzzeit den Negativrekord.

Lesen sie auch

Die Berlinerinnen und Berliner sitzen im Mittelfeld. Sie verbringen im Schnitt täglich 533 Minuten sitzend, die Hamburgerinnen und Hamburger 539 Minuten. Insgesamt wird in den neuen Ländern kürzer gesessen als in den alten. Besonders ausgeprägt ist das Sitzfleisch bei den 18- bis 29-Jährigen – sie verbringen am Tag im Schnitt mehr als zehn Stunden auf dem Stuhl.

„Sitzen ist der Feind der Gesundheit“

Studienautor Professor Ingo Froböse von der Sporthochschule Köln bezeichnete Sitzen als der Gesundheit grundsätzlich abträglich. „Wir müssen verstehen, dass Sitzen der Feind der Gesundheit ist.“ Langes Sitzen erhöhe das Risiko, an Krankheiten wie Diabetes, Adipositas oder Hypertonie zu erkranken. Umgekehrt könne eine Verminderung der täglichen Sitzzeiten mittels Bewegung das Sterberisiko erheblich senken.

Lesen sie auch

Die Bundesbürger sollten „ihre Gesundheit nicht sitzen lassen“, appellierte der Kölner Sportwissenschaftler. Die Verantwortung, sich mehr zu bewegen und am Arbeitsplatz regelmäßige Pausen mit ausreichend Bewegung einzulegen, sei aber nicht nur eine individuelle. Auch Politik, Gesellschaft und Wirtschaft müssten mehr tun, um Bewegungsmöglichkeiten und „Räume“ für körperliche Aktivitäten zu schaffen.

Autoren fragen seit 2010 nach Lebensstil

Für die Studie „Wie gesund lebt Deutschland?“ befragte das Meinungsforschungsinstitut Ipsos von Anfang Februar bis Anfang März telefonisch insgesamt 2.800 Bundesbürger ab 18 Jahren. Gefragt wurde unter anderem nach dem individuellen Lebensstil inklusive Bewegungs- und Sitz- sowie Ernährungsverhalten und dem Alkohol- und Nikotinkonsum.

Auch der Umgang mit Stress, Atmung sowie Pausenverhalten und Erholung am Arbeitsplatz waren Themen des Reports. Die Untersuchung wird seit 2010 alle zwei Jahre durchgeführt. (hom)

Ihr Newsletter zum Thema
Lesen sie auch
Mehr zum Thema

Überraschender Fund

Erstmals wieder Polio-Wildviren im Abwasser nachgewiesen

Glosse

Großer Bruder, kleine Uhren

Das könnte Sie auch interessieren
Der Gesundheitsdialog

© Janssen-Cilag GmbH

J&J Open House

Der Gesundheitsdialog

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

© Springer Medizin

Johnson & Johnson Open House-Veranstaltung am 26. Juni 2025 beim Hauptstadtkongress

Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
J&J Open House beim Hauptstadtkongress

© [M] Springer Medizin Verlag

Video zur Veranstaltung

J&J Open House beim Hauptstadtkongress

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

© Aleksandr | colourbox.de

Fatal verkannt

Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

© polkadot - stock.adobe.com

Vitamin-B12-Mangel

Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
B12-Mangel durch PPI & Metformin

© Pixel-Shot - stock.adobe.com

Achtung Vitamin-Falle

B12-Mangel durch PPI & Metformin

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Kommentare
Dr. Horst Grünwoldt 16.08.202312:06 Uhr

Für den aufrechten Zweibeiner ist natürlich kurzzeitiges Sitzen zur Erholung, oder für konzentriertes Denken und Arbeiten am Schreibtisch schon sinnvoll. - - -
Was das stundenlange, wenig ergonomische Sitzen im Büro, beim Autofahren oder im Flugzeug (alles mit thrombosefördernder Kniewinkelung) anbelangt, sehe ich als Hygieniker die größte Gesundheitsgefahr für unser Vegetativum; und damit meine ich den lahmgelegten Magen-Darmbereich! . . . Wer sich dann auch noch e i n s e i t i g als menschlicher Omnivore mit Fleisch- und Fischeiweiß "gesättigt" hat, riskiert -ohne begleitende Vegetabilienaufnahme- die amoniakalische Anschoppung im trägen Colon.
Bei häufiger Wiederholung mit der Dauersitzerei im Übergewicht, dürfte sich zuerst die Hämorhoiden aneignen; und irgendwann auch noch faktoriell den Enddarmkrebs aufgrund der chronischen Amin-Noxe.
Deshalb ist mein Hygienerezept dagegen: Begrenze die Sitzung -wie zu Schulzeit- auf max. 45 Minuten, lasse bei der Eiweißkraft-Nahrung niemals das strukturierte Grünzeug weg, und "a apple a day- keeps perhaps the doctor away"! (weil das die pektinreichste Frucht ist, die mit dem neutralen Quellstoff auch im Sitzen die Peristaltik im Gange hält)
Dr. med. vet. Horst Grünwoldt, Rostock

Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Studie DECLARE-TIMI 58: primärer Endpunkt „kardiovaskulärer Tod oder Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz“ in der Gesamtkohorte

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [4]

Diabetes mellitus Typ 2

Diabetes mellitus Typ 2 Präventiv statt reaktiv: Bei Typ-2-Diabetes mit Risikokonstellation Folgeerkrankungen verhindern

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Kardiologie und Hausärzteschaft im Dialog

© Springer Medizin Verlag

Kardiologie und Hausärzteschaft im Dialog

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Puren Pharma GmbH & Co. KG, München
Porträt: Dr. Jörg Sandmann | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

© Porträt: Dr. Jörg Sandmann | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

„ÄrzteTag extra“-Podcast

Der hypogonadale Patient in der Hausarztpraxis

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Besins Healthcare Germany GmbH, Berlin
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Schwierige Therapiesituation

Kopfschmerzen bei Kindern: Diese Optionen gibt es

Lesetipps
Mit einer eher seltenen Diagnose wurde ein Mann in die Notaufnahme eingeliefert. Die Ursache der Hypoglykämie kam erst durch einen Ultraschall ans Licht.

© Sameer / stock.adobe.com

Kasuistik

Hypoglykämie mit ungewöhnlicher Ursache

Ein Jugendlicher hält sich den Rücken.

© kittyfly / stock.adobe.com

Steigende Prävalenz

Kindliche Rückenschmerzen: Eine neue Volkskrankheit?