vfa-Herbstsymposium

Europäische Pharmaindustrie in die „Weltliga“ befördern

Die Pharmaindustrie soll in der „Weltliga“ spielen, sagt Gesundheitsminister Jens Spahn zu Gast bei der Pharmaindustrie. Dafür soll dann auch staatliche Unterstützung fließen. Der vfa will indes den Export ausbauen.

Von Anno Fricke Veröffentlicht:
Erwartet durch Corona einen Schub bei der Entwicklung neuer Impfstoffe: Han Steutel, Präsident des Verbandes der forschenden Pharma-Unternehmen.

Erwartet durch Corona einen Schub bei der Entwicklung neuer Impfstoffe: Han Steutel, Präsident des Verbandes der forschenden Pharma-Unternehmen.

© Stephanie Pilick

Berlin. Die Impfstoffe aus Mainz, Tübingen und Dessau haben Deutschland auf der Landkarte der Pharmastandorte zu mehr Profil verholfen.

Dieses Momentum fordere nicht nur die Gesundheitspolitik, sondern auch die Wirtschaftspolitik heraus, sagte der Präsident des Verbands der forschenden Pharmaunternehmen Han Steutel am Dienstag in Berlin bei dem moderierten Zwiegespräch mit Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU), zu dem das traditionelle „vfa-Herbstsymposium dieses Mal coronabedingt schrumpfen musste.

70 Prozent der Impfstoffforschung, -entwicklung und -produktion finde in Europa statt. Corona werde einen „unglaublichen Schub“ für die Entwicklung und Produktion bei Impfstoffen auslösen, sagte Steutel voraus. Diese Anteile an der Produktion und den Export wolle man nun ausbauen, kündigte der vfa-Chef an.

Bedeutung der Pharmaforschung für die Volkswirtschaft

Wenn Impfstoffe hierzulande produziert würden, wolle die Welt die auch haben. „Wir setzen darauf, dass wir als forschende Pharmaunternehmen künftig nicht nur bei Themen wie Verhandlungen über Erstattungspreise eine Rolle spielen, sondern auch bei der Entwicklung der Volkswirtschaft“, sagte Steutel.

Spahn näherte sich bei seiner Replik dem gleichen Gegenstand aus einer anderen Richtung. „Wir dürfen uns nicht zu abhängig machen, wenn es um Gesundheit geht“, sagte der Minister mit Blick auf die Verschiebung der Gewichte in der Weltwirtschaft.

Corona habe die „schmerzhafte Abhängigkeit“ des Landes bei Wirkstoffen und Medizinprodukten wie zum Beispiel Schutzmasken von einem einzigen Land wie China deutlich gemacht. Europa wolle nun ein noch besserer Forschungsstandort werden und ein guter Produktionsstandort sein. Das gehe nur mit einer starken Industrie. Und um in die „Weltliga“ vorzustoßen, bedürfe es staatlicher Unterstützung der Industrie.

Die aktuelle Förderung der Corona-Impfstoffentwickler BioNtech, Curevac und IDT könne zum Beispiel der Nukleus sein, um den herum sich ein innovationsgetriebener Biotech-Cluster bilden könne, der Fortschritte auch in der Krebsbekämpfung erzielen könnte, sagte Spahn.

Die Vorarbeiten bei der Entwicklung der aktuellen mRNA-Impfstoffe gegen Corona lägen tatsächlich in der Krebsforschung, bestätigte Steutel. Hier seien weitere Fortschritte also naheliegender als zum Beispiel beim Kampf gegen Alzheimer.

Proaktive Aufklärung – Futter für Impfskeptiker?

Proaktive Aufklärung über Risiken sei für die Pharmaindustrie immer ein Drahtseilakt, sagte Steutel von Moderatorin Dunja Hayali auf die Impf- und Pharmaskeptiker angesprochen. Das Sprechen über Nebenwirkungen verstärke den Eindruck, diese seien häufig.

Tatsächlich lasse sich für einen Impfstoff, der Milliarden Menschen helfen könne, in klinischen Prüfungen nicht jedes Risiko ausschließen. Spahn betonte, dass bei aller Dringlichkeit des Bedarfs keine Abstriche bei der Zulassung gemacht würden. Die Impfstoffe müssten anders als zum Beispiel das russische Produkt „Sputnik V“ alle klinischen Prüfungen mit ausreichend Probanden vor der Zulassung abschließen.

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2024

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Eine Sanduhr, durch die Geldstücke fall

© fotomek / stock.adobe.com

Tag der Privatmedizin 2024

Outsourcing: Mehr Zeit für Patienten!

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Buch mit sieben Siegeln oder edles Werk? KI-Idee einer in Leder eingebundenen neuen Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ)

© KI-generiert mit ChatGPT 4o

Exklusiv Entwurf unter der Lupe

Das brächte Ihnen die neue GOÄ

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Detailansicht eines Windrades: Bringt eine ökologisch nachhaltige Geldanlage auch gute Rendite? Anleger sollten auf jeden Fall genau hinschauen.

© Himmelssturm / stock.adobe.com

Verantwortungsbewusstes Investment

„Nachhaltig – das heißt nicht, weniger Rendite bei der Geldanlage!“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank)
Manchmal kommt Künstliche Intelligenz ziemlich abstrakt daher. Doch es gibt zunehmend auch konkrete Anwendungen, sogar für Arztpraxen.

© 3dkombinat - stock.adobe.com

Praxisorganisation

Mit KI zu mehr Entlastung fürs Praxisteam

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Blutzuckervariabilität

Wie die Time Below Range das Diabetes-Management verbessert

Vor der Ferienzeit

Beratungsfall Reisemedizin: Worauf es im Patentengespräch ankommt

Lesetipps
Prophylaktische Maßnahmen sind der beste Weg, um Infektionen bei Krebspatientinnen und -patienten zu verhindern. Während und nach ihrer Chemotherapie sind sie dafür besonders anfällig. (Symbolbild)

© RFBSIP / stock.adobe.com

Vorbeugen ist besser als heilen

Wie die Infektionsprophylaxe bei Krebspatienten gelingt

Eine Frau liegt auf dem Sofa und hält sich den Bauch.

© dragana991 / Getty Images / iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Schmerzerkrankung

Endometriose-Leitlinie aktualisiert: Multimodale Therapie rückt in den Fokus