Geriatrie-Verbund gescheitert

Fingerhakeln der Nordlichter

In Ostholstein sollte die Geriatrieversorgung an einem Standort gebündelt werden. Dann stieg der private Klinikkonzern Sana aus den Gesprächen aus. Jetzt wird nach Schuldigen für das gescheiterte Leuchtturmprojekt gesucht.

Dirk SchnackVon Dirk Schnack Veröffentlicht:
Kraftproben dieser Art sind nicht auf Bayern beschränkt: Fingerhakeln klappt auch im hohen Norden.

Kraftproben dieser Art sind nicht auf Bayern beschränkt: Fingerhakeln klappt auch im hohen Norden.

© Frank Leonhardt / dPA

EUTIN. Es sollte ein Leuchtturm in der Geriatrieversorgung werden, unterstützt mit Mitteln aus dem Strukturfonds. Träger- und sektorenübergreifend sollte kooperiert werden – doch die einstigen Partner des Projektes in Ostholstein verfolgen inzwischen eigene Ziele.

Krankenkassen und das Sankt Elisabeth Krankenhaus in Eutin machen den privaten Klinikkonzern Sana für das Scheitern verantwortlich. Die Sana Kliniken Ostholstein mit ihrem wichtigsten Standort in Eutin spielten bei den Plänen für das Projekt eine wichtige Rolle. Angedacht war eine Konzentration der Geriatrie in einem Neubau auf dem Gelände der Sana Kliniken, betrieben vom Kooperationspartner. Dafür hätten die Sana-Kliniken in Ostholstein auf dieses Angebot verzichten müssen.

Das aber wird nicht passieren. Stattdessen wird Sana nach eigenen Angaben die geriatrischen Betten aus dem kürzlich übernommenen Haus in Middelburg nach Eutin verlegen – aber in das konzerneigene Haus, statt in das benachbarte Elisabeth-Krankenhaus.

Verlieren am Ende alle Akteure?

"Sana will die stationäre Geriatrieversorgung offenbar lieber selbst übernehmen", kommentierte der schleswig-holsteinische Ersatzkassenverband das Scheitern. Wir bedauern außerordentlich, dass Sana sich einseitig nach einer langen Zeit der scheinbaren Verhandlungen aus diesem Modell zurückgezogen hat", sagte die Geschäftsführerin des Elisabeth-Krankenhauses, Kerstin Ganskopf.

Zu den Gründen des Scheiterns teilte Sana nur mit: "Beide Parteien konnten sich nicht auf einen gemeinsamen Handlungsrahmen einigen." Das Elisabeth-Krankenhaus vermutet, dass sich aus Sicht von Sana bei der angestrebten Kooperation die wirtschaftlichen Erwartungen nicht erfüllen würden. Folge der geplatzten Kooperation wird nach Kasseneinschätzung eine Konkurrenzsituation sein, bei der "letztlich alle verlieren", wie der vdek vermutet. Auch Ganskopf sieht nach dem Rückzug von Sana Nachteile für die Versorgungsstruktur in Ostholstein.

"Kirchtumdenken überwinden!"

Offen bleibt, wie stark die Hoffnungen von Sana auf einen geförderten Neubau des Eutiner Krankenhauses die Entscheidung gegen das Projekt beeinflusst haben. Wie berichtet setzt sich die Klinikleitung nach immer neuen Wasserschäden an diesem Haus für einen Neubau, statt für eine Sanierung ein.

"Das Konzept an den Sana Kliniken Eutin, auch im Rahmen eines denkbaren Neubauverfahrens, ein Gesundheitszentrum für die ambulante und stationäre Versorgung mit allen Angeboten von der Geburt bis zur Geriatrie anzubieten, besteht weiter", teilt der Konzern mit.

Ganskopf appellierte dagegen in ihrer Funktion als Vorsitzende des Verbandes der Krankenhausdirektoren (VKD), die "Zeit des Kirchturmdenkens aus Trägersicht" zu überwinden: "Wir müssen endlich lernen, alle Angebote einzig und allein unter dem Auftrag der Sicherstellung der Gesundheitsversorgung in der Region heraus zu bewerten." Für ihre Region wünscht sie sich "eine Regionalkonferenz mit Köpfen, die bereit sind, über ihren eigenen Tellerrand zu schauen."

Kurzfristige Folge der geplatzten Kooperation: Die künftige Lösung muss ohne Mittel des Strukturfonds auskommen. Die erhofften 13 Millionen Euro bleiben "im großen Topf des Bundesversicherungsamtes", wie es die vdek-Landesvertretung ausdrückte – und damit "für Schleswig-Holstein verloren."

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