Kommentar zu Krebsregistern

Föderales Datenrauschen

Große Hoffnungen haben sich 2013 mit der Etablierung von klinischen Krebsregistern in den Ländern verbunden. Ihre Umsetzung ist keine föderale Erfolgsgeschichte.

Florian StaeckVon Florian Staeck Veröffentlicht:

Gern rühmt sich Deutschland – zu recht – seiner föderalen Vielfalt. Bei den klinischen Krebsregistern indes zeigen sich die Schattenseiten des föderalen Flickenteppichs.

Der dritte Bericht des Prognos-Instituts, in dem die Umsetzung der Register auf Länderebene aufgezeigt wird, zeichnet ein streckenweise deprimierendes Bild. Gewiss, außer den vier Ländern Baden-Württemberg, Bremen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland, die aktuell bereits über arbeitsfähige klinische Register verfügen, sind auch weitere Länder auf einem guten Weg. Doch Ende dieses Jahres werden voraussichtlich in acht von 18 Fällen die Register nach wie vor eine Baustelle sein.

In einzelnen Ländern geht die Uhr sogar rückwärts – in Brandenburg-Berlin und Mecklenburg-Vorpommern rücken arbeitsfähige Register dem Prognos-Bericht zu Folge in immer weitere Ferne.

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Liest man in den Länderberichten nach, welche Gründe dafür aufgeführt werden, ist oft von „technischen Problemen“ oder „personellen Engpässen“ die Rede. Diese sind in der Regel hausgemacht: So verschicken offenbar einzelne Gesundheitsämter in Mecklenburg-Vorpommern amtliche Todesbescheinigungen noch als Kopien – die Daten müssen dann erst händisch erfasst und elektronisch aufbereitet werden. Deutschland im Jahr 2020.

Leidtragende sind Krebskranke: Daten, die Leben retten oder helfen könnten, Therapien zu verbessern, stehen bisher nicht oder nur in eingeschränktem Umfang zur Verfügung. Die politische Verantwortung für diese Missstände dürfte schwer dingfest zu machen sein – verdunstet in der föderalen Vielfalt.

Schreiben Sie dem Autor: florian.staeck@springer.com

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