Robert Koch-Institut

Ganz Italien ein Coronavirus-Risikogebiet

Das Robert Koch-Institut will wegen des sich ausbreitenden Coronavirus ganz Italien zum Risikogebiet erklären. Ärzte und Kliniken in Deutschland rief das Institut auf, ihre Krisenpläne zu aktivieren. Der Krisenstab der Regierung erweiterte seine Empfehlungen am Abend.

Von Thomas Hommel Veröffentlicht:
Ganz Italien ist jetzt vom Robert Koch-Institut zum Risikogebiet erklärt worden.

Ganz Italien ist jetzt vom Robert Koch-Institut zum Risikogebiet erklärt worden.

© ArTo / stock.adobe.com

Berlin. Wegen der Ausbreitung des Coronavirus (SARS-CoV-2) will das Robert Koch-Institut (RKI) „mit dem heutigen Tag“ ganz Italien zum Risikogebiet erklären. Das teilte RKI-Präsident Professor Lothar H. Wieler am Dienstag vor Journalisten in Berlin mit.

Zuletzt hatte die entsprechende Risikoeinschätzung des RKI nur für einzelne Regionen Italiens wie etwa Südtirol, Venetien oder die Lombardei gegolten.

In Italien mehr als 7000 infiziert

Bei Risikogebieten handelt es sich laut RKI um „Gebiete, in denen eine fortgesetzte Übertragung von Mensch zu Mensch vermutet werden kann“.

In Italien werden derzeit mehr als 7000 Infizierte und über 360 Tote gezählt. Experten hatten in diesem Zusammenhang zuletzt auch betont, dass die Demografie in den besonders betroffenen Regionen Italiens eine andere sei als in denen Deutschlands etwa.

Bundesweit knapp 1140 Infizierte

In Deutschland ist die Zahl der mit SARS-CoV-2 infizierten Menschen Stand Dienstagmorgen 8.00 Uhr auf knapp 1140 gestiegen, informierte Wieler.

Der Schwerpunkt der Infektionen liege nach wie vor in Nordrhein-Westfalen, wo aktuell 484 laborbestätigte Fälle gemeldet seien, gefolgt von Bayern mit 256 und Baden-Württemberg mit 204 Fällen.

Das RKI habe am Montag auch die Risikobewertung für Deutschland angepasst. „Die Gefährdung für die Gesundheit der Bevölkerung in Deutschland wird derzeit insgesamt als mäßig eingeschätzt. Diese Gefährdung variiert aber von Region zu Region“, fasste Wieler den aktuellen Status zusammen.

Risikoeinschätzung je nach Region

In der Region Heinsberg in Nordrhein-Westfalen, wo es zahlreiche Fälle gibt und bereits ein Mensch an SARS-CoV-2 verstorben ist, liege die Gefährdung naturgemäß höher als anderswo. „Das ist der Grund, warum wir Gebiete unterschiedlich einschätzen.“

Die Wahrscheinlichkeit für schwerere Krankheitsverläufe bei SARS-CoV-2 nehme mit zunehmenden Alter und bestehenden Vorerkrankungen zu.

Das sei in Deutschland und weltweit so. Das Gros der Infektionen geht laut RKI aber bislang mit milden Symptomen einher. Auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte am Montag betont, etwa 80 der Fälle habe einen milden Verlauf.

„Ernste Situation“

Wieler sprach dennoch von einer „ernsten Situation“. Er fordere daher alle Bürgermeister, Landräte, Ärzte und Hospitäler auf, ihre Krisenpläne zu aktivieren.

Deutschland stehe am Anfang einer Coronavirus-Epidemie. „Wir werden sie nur bewältigen, wenn alle Verantwortungsträger in unserem Land mit dieser bevorstehenden Krise entsprechend umgehen.“

Der Gemeinsame Krisenstab von BMI und BMG, der nach Pandemieplan zur Bekämpfung des Coronavirus gegründet wurde, hat am Dienstagabend in seiner fünften Sitzung mehrere weiter reichende Beschlüsse gefasst.

Krisenstab verschärft Empfehlungen

Die Empfehlungen des Gemeinsamen Krisenstabs BMI/BMG in Kürze:

  • Absage aller öffentlichen und privaten Großveranstaltungen mit mehr als 1.000 erwarteten Teilnehmern. Bei allen Veranstaltungen bis 1.000 erwarteten Teilnehmern soll gemeinsam mit der zuständigen Gesundheitsbehörde eine Risikoabschätzung auf Grundlage der RKI-Kriterien getroffen werden.
  • Intensivierung der Kontrollen der Bundespolizei insbesondere an den Südgrenzen.
  • Das Auswärtige Amt rät von Reisen nach Italien ab.
  • Hohe Dringlichkeit der Beschaffung von intensivmedizinischen Kapazitäten: Das BMG beschafft diese zentral.
  • Gegen Versorgungsengpässe: Das Bundesarbeitsministerium fordert die Länder auf, eine Ausnahme vom Verbot der Sonntagsarbeit gem. § 15 Abs. 2 Arbeitszeitgesetz zu erlassen. Eine entsprechende Rechtsverordnung wird vorbereitet. Eine ähnliche Bitte betrifft die Kontrolle des Sonn- und Feiertagsagsfahrverbots, die zunächst bis zum 5. April 2020 ausgesetzt werden soll.
  • Ab 16. März 2020 sollen bis auf Weiteres Besuchergruppen einheitlich für alle Ressorts und deren nachgeordnete Behörden abgesagt werden. Die gleiche Regelung hat auch der Bundestag für den Reichstag beschlossen.
Mehr zum Thema

Pandemie-Management

Parlament überprüft Italiens Corona-Politik

Das könnte Sie auch interessieren
Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Umgang mit Multimorbidität in der Langzeitpflege

© Viacheslav Yakobchuk / AdobeStock (Symbolbild mit Fotomodellen)

Springer Pflege

Umgang mit Multimorbidität in der Langzeitpflege

COVID-19 in der Langzeitpflege

© Kzenon / stock.adobe.com

Springer Pflege

COVID-19 in der Langzeitpflege

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Führen den BVKJ: Tilo Radau (l.), Hauptgeschäftsführer, und Präsident Michael Hubmann im Berliner Büro des Verbands.

© Marco Urban für die Ärzte Zeitung

Doppel-Interview

BVKJ-Spitze Hubmann und Radau: „Erst einmal die Kinder-AU abschaffen!“

Diakonie-Präsident Rüdiger Schuch.

© Rolf Schulten

Interview

Diakonie-Präsident Schuch: Ohne Pflege zu Hause kollabiert das System