TK-Meinungspuls

Gesundheitssystem ist den Deutschen lieb und teuer

Nicht einmal Corona kann der Marke „Gesundheitssystem“ etwas anhaben. Das zeigt eine Umfrage der Techniker Krankenkasse. Die Kassenfinanzen bereiten gleichwohl Bauchschmerzen.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:
Obwohl über 90 Prozent der GKV-Versicherten mit steigenden Beiträgen rechnen, sind sie mit ihrer Krankenkasse zufrieden. Das hat eine Umfrage der TK ergeben.

Obwohl über 90 Prozent der GKV-Versicherten mit steigenden Beiträgen rechnen, sind sie mit ihrer Krankenkasse zufrieden. Das hat eine Umfrage der TK ergeben.

© Zerbor/stock.adobe.com

Berlin. Trotz Corona: Die Zufriedenheit mit dem Gesundheitssystem in Deutschland ist im „Allzeithoch“. 46 Prozent der 2001 Teilnehmer am „Meinungspuls“ der Techniker Krankenkasse sind mitten in der Pandemie „vollkommen zufrieden“. Zählt man diejenigen dazu, die zum Zeitpunkt der Umfrage im Januar 2021 nur „zufrieden“ waren, wächst die Zustimmung auf 90 Prozent.

Zumindest bis in den Januar hinein fand eine satte Mehrheit von 70 Prozent sogar die Corona-Politik noch gut. Vor vier Jahren, also noch vor dem Amtsbeginn des aktuellen Gesundheitsministers Jens Spahn (CDU), hatten sich lediglich 29 Prozent rundum glücklich zu ihrer Gesundheitsversorgung geäußert.

Mehr einzahlen? Warum nicht?

Noch überraschender wirkt das Ergebnis, wenn man zur Kenntnis nimmt, das 90 Prozent beziehungsweise 93 Prozent der Befragten mit steigenden Beiträgen in der Kranken- und Pflegeversicherung rechnet. Überzeugend ist auch die Mehrheit derer, die lieber mehr in die GKV einzahlen wollen, als auf Leistungen zu verzichten. Dafür haben sich 70 Prozent ausgesprochen.

2017 zeigten sich ebenso viele Befragte von einem Beitragssatzschub überzeugt. Sie haben recht behalten. In die Zusatzbeiträge der Krankenkassen ist im vergangenen Jahr Bewegung gekommen, die Beiträge zur Pflegeversicherung kennen seit Einführung 1995 nur eine Richtung. 2019 gab es eine Beitragssatzerhöhung um 0,5 Prozent. Kinderlose bezahlen auf den Beitrag 0,25 Prozent vom Brutto obendrauf.

Baas: „Teure Gesetzgebung“

Die Finanzkraft der GKV treibt auch den Vorstandsvorsitzenden der Techniker um: „Die Qualität der Gesundheitsversorgung hängt maßgeblich davon ab, ob es der künftigen Regierung gelingt, die Finanzierung der Gesetzlichen Krankenversicherung für die Zukunft zu sichern“, sagte Dr. Jens Baas am Mittwoch.

Die reinen Pandemiekosten bereiten ihm dabei weniger Sorgen. Die hätten aus den Rücklagen finanziert werden können. Stattdessen habe die Koalition Teile der Finanzreserven der Kassen mit herangezogen, um die „teure Gesetzgebung“ der vergangenen Jahre zu bezahlen. In der Folge sind die Rücklagen über alle Kassen gerechnet nach Angaben des GKV-Spitzenverbandes auf unter eine Monatsausgabe gesunken.

Strukturen auf den Prüfstand

Die Gesetzgebung werde auch in den kommenden Jahren weiter Fernwirkung zeigen. Der künftigen Regierungskoalition werde nach Amtsantritt nur wenig Zeit bleiben, um die Finanzierung der GKV neu aufzustellen. Baas regte an, Beitragszahler über eine Senkung der Mehrwertsteuersätze auf Gesundheitsausgaben zu entlasten. Auch im Preisfindungsverfahren für Arzneiinnovationen sieht Baas zu hebende Potenziale.

Zudem müsse die Politik die Versorgungsstrukturen in den Blick nehmen, insbesondere den mit derzeit rund 82 Milliarden Euro im Jahre kostenträchtigsten Teil: Die Pandemie dürfe nicht dazu führen, dass die Prozesse in den Krankenhäusern nicht mehr hinterfragt würden. Es müsse weiter geprüft werden, welche Teile der stationären Versorgung künftig von ambulanten Strukturen übernommen werden könnten.

Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Umgang mit Multimorbidität in der Langzeitpflege

© Viacheslav Yakobchuk / AdobeStock (Symbolbild mit Fotomodellen)

Springer Pflege

Umgang mit Multimorbidität in der Langzeitpflege

COVID-19 in der Langzeitpflege

© Kzenon / stock.adobe.com

Springer Pflege

COVID-19 in der Langzeitpflege

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Dr. Iris Dötsch Fachärztin für Innere Medizin, Diabetologin und Ernährungsmedizinerin hat die Hauptstadtdiabetologinnen, eines neues Netzwerk für Frauen in der Diabetologie, gegründet.

© snyGGG / stock.adobe.com

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen