Internisten basteln am Ausbau ihrer starken Stellung

Die Internisten sind sich ihrer herausragenden Stellung in der hausärztlichen Versorgung bewusst - und auf der Suche nach der richtigen Versorgungsstruktur.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:
BDI-Vize von Römer beklagt "inhumanen Schnelldurchlauf" der Patienten in den Krankenhäusern.

BDI-Vize von Römer beklagt "inhumanen Schnelldurchlauf" der Patienten in den Krankenhäusern.

© BDI

BERLIN. Ihre Ausbildung prädestiniert Internisten geradezu für die ambulante medizinische Versorgung chronisch kranker und multimorbider Patienten. Darüber waren sich die Experten für Innere Medizin beim vierten Internistentag in Berlin schnell einig.

Etwa 80 Prozent aller chronischen Erkrankungen fielen in die Zuständigkeit internistischer Fachgebiete, sagte der Vizepräsident des Bundesverbands Deutscher Internisten Dr. Wolf von Römer.

Multimorbidität verlangt vom Hausarzt, den Patienten durch das Gesundheitswesen zu führen. Dies verlange die Versorgungslogik, und daran müsse sich auch die künftige Vergütungslogik orientieren, sagte der Medizinjournalist Dr. Albrecht Kloepfer.

Zuvor müssen sich die Internisten in der Ausbildung stärker mit diesen gewaltig aufkommenden Morbiditätsformen auseinandersetzen.

Selbstverständnis überdenken

Viele Internisten kommen erst in der Praxis in Kontakt mit chronisch kranken oder multimorbiden Menschen. Dies liege am "inhumanen schnellen Durchlauf" der Patienten im Krankenhaus, sagte von Römer.

Vor diesem Hintergrund gehen die Internisten daran, sich auf neue Versorgungsansprüche einzustellen. Dies erfordert unter Umständen ein Umdenken im Selbstverständnis.

Weitgehende Übereinstimmung herrschte bei der Veranstaltung in Berlin darin, dass die Zersplitterung des Fachs in spezialisierte Unterdisziplinen einer weiteren Aufwertung der Inneren Medizin in der hausärztlichen Versorgung entgegensteht.

Plassmann gegen Trennung von Haus- und Facharzt

"Der Internist, der alles im Griff hat, geht verloren", sagte Walter Plassmann, stellvertretender Vorsitzender der KV Hamburg bei einer Diskussionsveranstaltung.

Um auch Fachärzten die Möglichkeit zu eröffnen, Lotsen im Gesundheitswesen zu sein, sollte die Trennung zwischen Haus- und Fachärzten wieder aufgehoben werden.

Gemeinsam ließe sich eine strukturierte hausärztlich internistische Versorgung multimorbider Patienten auf die Beine stellen, waren sich die versammelten Fachleute einig.

Behandlungspfade im ambulanten Sektor

Der frühere BDI-Vizepräsident Professor Malte Ludwig forderte den Verband auf, dafür Vorschläge zu erarbeiten. "Die Politik tut‘s nicht", sagte Ludwig.

Konkret schweben den Internisten die Entwicklung von Behandlungspfaden für die ambulante Versorgung nach dem Vorbild der DMP vor. Darüber sollen sich niedergelassene Internisten verschiedener Arbeitsschwerpunkte bei der Behandlung multimorbider Patienten untereinander verständigen.

Wenn eine solche Struktur stehe, könne auch über die Vergütung gesprochen werden, regte Ludwig an. Die Debatte über die Vergütung an den Anfang des Prozesses zu stellen, sei kontraproduktiv.

Lesen Sie dazu auch: Internisten für Kooperation

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