Großbritannien

Klinikkapazitäten in Schottland werden wieder knapp

In der Pandemie wurden viele elektive Op verschoben, auch in Schottland. Jetzt haben vier Regionen dort abermals alle nicht dringenden Op abgesagt. COVID-19 ist wohl nicht der einzige Grund dafür.

Arndt StrieglerVon Arndt Striegler Veröffentlicht:
A person walks passed an advertising board in Glasgow showing a Thank You NHS poster, as lockdown measures for mainland Scotland continue.

Danke, NHS! Mit einem Plakat in Glasgow wird der Gesundheitsdienst gelobt. Jetzt müssen trotzdem wieder Op verschoben werden.

© Andrew Milligan / PA Wire / picture alliance

Glasgow. In Schottland werden Mitten im Sommer die Betten und OP-Kapazitäten knapp. Das dürfte auch eine Folge der Corona-Pandemie sein. Gleich vier schottische Gesundheitsverwaltungen sagten jetzt bis mindestens zum Monatsende alle nicht dringlichen Eingriffe ab.

Wie die Gesundheitsverwaltungen der Regionen Lothian, Ayrshire, Arran und Highlands am Freitag bekannt gaben, sollen „bis mindestens Ende August“ nur noch dringliche Operationen durchgeführt werden. Hunderte kleinere Operationen wurden in diesen vier Regionen inzwischen abgesagt. Neue Termine dafür gibt es noch nicht.

Der Schritt ist für diese Jahreszeit höchst ungewöhnlich und er zeigt nach Ansicht gesundheitspolitischer Beobachter in Schottland, wie ernst die Lage im schottischen Gesundheitswesen tatsächlich ist. Schottland hat wie England mit dem National Health Service (NHS) ein staatliches Gesundheitswesen.

Fehltage beim Personal

Es gibt mehrere Gründe für die abgesagten Operationen. Zum einen warten in Schottland genau wie im restlichen Großbritannien pandemiebedingt tausende Patienten auf eine Operation, nachdem diese wegen stark steigender COVID-19-Zahlen seit vergangenem Jahr verschoben worden waren. Dabei ist es so, dass hier nun zunächst nur die dringlichsten Eingriffe nachgeholt werden – alle anderen Patienten müssen weiter warten.

Ein weiteres Problem sind krankheits- und urlaubsbedingte Abwesenheiten von Klinikmitarbeitern. Sowohl Ärzte als auch Pflegepersonal fehlen. Die Personaldecke in den schottischen Kliniken war ohnehin schon dünn.

In der Region Lothian sollen jetzt 400 Krankenschwestern und -pfleger zusätzlich eingestellt werden. „Wir brauchen mehr Ärzte und auch mehr Pflegepersonal, sonst wird es viele Jahre dauern, bis wir alle wegen COVID-19 gecancelten Operationen nachgeholt haben“, sagt Professor Alex McMahon vom dortigen NHS.

Orthopädie muss warten

Und: „Aufgrund strenger Hygiene Maßnahmen, die eine weitere direkte Folge der Pandemie sind, mußten die Kliniken außerdem die Zahl der einbestellten Patienten deutlich reduzieren.“ All dies sei ein „schlimmer Faktoren-Mix“.

Angesichts dieser Versorgungsengpässe im stationären Sektor seien Prioritäten, wer zuerst versorgt wird, wichtiger denn je, so Dr. Crawford McGuffie. In der Region Lothian und auch in anderen schottischen Verwaltungsbezirken werden daher zunächst Krebspatienten und Notfallpatienten stationär versorgt. Orthopädische Eingriffe werden dagegen erst einmal pausiert.

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