BÄK-Chef Reinhardt
„Kreative Lösungen“ für Landarztmangel statt Panik schieben
Kein Arzt auf dem Land weit und breit – und was tun? Der BÄK-Präsident kann sich alternative Lösungsansätze vorstellen, wie Landarztquoten für bestimmte Regionen.
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Ja, wo ist der Arzt? Auf dem Land jedenfalls anscheinend immer seltener zu finden, wie Auswertungen zeigen.
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Berlin. BÄK-Präsident Klaus Reinhardt wirbt für „kreative Lösungen“, um dringend benötigte Hausärzte für ländliche Gebiete zu gewinnen. „Man könnte darüber nachdenken, einen Teil der Medizinstudienplätze nach Regionen mit einem besonderen Bedarf an Ärztinnen und Ärzte zu verteilen“, sagte der Chef der Bundesärztekammer der Deutschen Presse-Agentur. Beispielsweise könnte ein bestimmter Anteil der Plätze an Bewerber aus dem Hochsauerland, dem Bayerischen Wald oder der Uckermark gehen – unabhängig vom Abiturnotenschnitt.
„Menschen, die selbst in der Region groß geworden sind, haben vielleicht eher die Neigung, nach dem Studium dorthin zurückzukehren“, sagte Reinhardt. „Sie kennen und mögen die Region und wissen, dass man dort gut leben kann.“ Dies könnte ein weiterer Baustein sein, die Versorgung zu sichern. Helfen könnten sicherlich auch digitale Angebote.
Reinhardt: „Nicht in Panik verfallen“
Reinhardt betonte: „Wichtig ist, angesichts des wachsenden Mangels an Arztstunden nicht in Panik zu verfallen, sondern die Herausforderungen ernsthaft anzugehen.“
Anreize bei der Studienplatzvergabe gibt es bereits. Als erstes Land hat Nordrhein-Westfalen eine „Landarztquote“ eingeführt. Wer sich verpflichtet, zehn Jahre als Hausarzt in einer unterversorgten Region zu arbeiten, kann sich auf einen von rund 170 Landarzt-Studienplätzen bewerben - unabhängig vom üblichen Numerus clausus. Die Quote soll zunächst für knapp acht Prozent der Medizin-Studienplätze gelten.
Bayern plant eine ähnliche Landarztquote, die für bis zu 5,8 Prozent der Medizinstudienplätze gelten soll. „Ein guter Arzt muss nicht zwingend ein 1,0-Abitur haben. Denn im Berufsleben sind auch Fähigkeiten wie Sozialkompetenz und Empathie gefragt“, sagte Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) am Dienstag. Der Landtag muss noch zustimmen, die Quote soll zum Wintersemester 2020/21 kommen.
Große regionale Unterschiede bei Hausarzt-Versorgung
Beim Versorgungsangebot mit Hausärzten, die für viele Menschen die ersten Anlaufstellen sind, gibt es große regionale Unterschiede. Das dichteste Netz hat laut Bundesarztregister mit Stand Ende 2018 Kaufbeuren in Bayern mit 95,9 Hausärzten berechnet auf 100.000 Einwohner. Am wenigsten Hausärzte in diesem Verhältnis gab es Ende 2018 in Herford in Nordrhein-Westfalen mit 50,4. Im Vergleich der Länder am höchsten ist die Dichte in Hamburg mit 74,1 Hausärzten je 100.000 Einwohner, Mecklenburg-Vorpommern (72,9) und Berlin (72,2). Am geringsten ist die Hausarztdichte in Westfalen-Lippe (59,9), Hessen (64,9) und Sachsen-Anhalt (65,2). (dpa)