Qualitätssicherungskonferenz des G-BA

G-BA-Mitglied Maag: Vorgaben zu Mindestmengen trotz Klinikreform notwendig

Mindestmengenvorgaben könnten sich mit einer gelungenen Krankenhausreform erledigen, heißt es aus der Regierungskommission. Und: Bei Personalvorgaben dürfe die Realität nicht aus dem Blick geraten.

Veröffentlicht:
Zeigte sich skeptisch im Hinblick auf die Darstellung, in der künftigen Krankenhauswelt könnten Mindestmengen überflüssig werden: Karin Maag, unparteiisches Mitglied im Gemeinsamen Bundesausschuss.

Zeigte sich skeptisch im Hinblick auf die Darstellung, in der künftigen Krankenhauswelt könnten Mindestmengen überflüssig werden: Karin Maag, unparteiisches Mitglied im Gemeinsamen Bundesausschuss.

© GBA

Berlin. Mitglieder der Krankenhausreform-Regierungskommission nutzten die Qualitätssicherungskonferenz des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA), den Bundesländern ins Gewissen zu reden. Eine gelungene Umgestaltung der Krankenhauslandschaft führe zu mehr Effizienz und Qualität in der Gesundheitsversorgung. Sie könne langfristig auch Mindestvorgaben überflüssig machen, sagte Kommissionsmitglied Dr. Heidemarie Haeske-Seeberg am Donnerstag in Berlin.

Damit es so weit komme, müssten die Bundesländer aber ihre Aufgabe bei der Krankenhausplanung ernst nehmen. Wenn gut geplant werde und die mit der Reform beabsichtigte Leistungskonzentration stattfinde, „braucht man vielleicht irgendwann keine Vorgaben für Mindestmengen mehr“, so Haeske-Seegberg. Eine Aussage, für die sie später Widerspruch von Karin Maag, unparteiisches Mitglied im G-BA, erntete. Routine bei komplexen Eingriffen könne nicht ersetzt werden. Zudem seien die Mindestmengenvorgaben, die derzeit für neun Prozeduren existierten, überschaubar, so Maag.

Bei Personalvorgaben den Fachkräftemangel mitdenken

Die Kommission habe der Regierung und den Ländern empfohlen, zunächst strukturelle „investitionsintensive und qualitätsentscheidende“ Mindestqualitätsvorgaben für die Leistungsgruppen festzulegen und erst später, in einer zweiten Phase, weitere wünschenswerte Qualitätsvorgaben niederzuschreiben wie etwa Personalvorgaben.

Haeske-Seegberg mahnte, die Vorgaben realitätsnah zu gestalten, damit sie flächendeckend eingehalten werden könnten. Bei Personalvorgaben sei es wenig sinnvoll, Kriterien festzulegen, die angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels nicht einzuhalten seien und einen Rattenschwanz an Bürokratie nach sich zögen. „Die Realitäten können wir nicht verleugnen“, so Haeske-Seegberg.

Welche Aussagekraft haben Zertifikate?

Die Kommission unterstütze mit ihren Empfehlungen das Ziel, ein datengestütztes Qualitäts- und Versorgungsmonitoring aufzubauen, das zeige, in welchen Regionen und Einrichtungen es Defizite gebe. Nahziel sollte sein, auch Patientenerleben und Patientensicht miteinzubeziehen. Gelöst werden müsse zudem das Problem, dass die Aussagekraft von Zertifikaten derzeit noch eingeschränkt sei und für Patienten keinen echten Erkenntnisgewinn brächten.

In Bezug auf das Krankenhaustransparenzregister, das im kommenden Frühling an den Start gehen soll, zeigte sich Qualitätsmanagementexpertin der Sana Kliniken in Ismaning davon überzeugt, dass es in Zukunft aktueller sein wird als die Portale der Krankenkassen. Ein Vorteil sei zudem, dass das IQTIG dafür mehr Daten verarbeiten dürfe als die Kassen.

Staatssekretärin Sabine Dittmar bezeichnete die Diskussion, die im Zusammenhang mit dem Transparenzgesetz um die Veröffentlichung von Qualitätsergebnissen und -indikatoren sowie in Verbindung mit dem Frühchenbeschluss des G-BA um Mindestmengen geführt werde, als „irritierend“. Sie brachte nicht nur Lob für die Arbeit des G-BA mit, sondern auch die Botschaft an die Bundesländer, ihrer Verpflichtung nachzukommen, für eine ausreichende Investitionsfinanzierung der Kliniken zu sorgen.

Professor Jochen Schmitt, Professor für Sozialmedizin und Versorgungsforschung an der TU Dresden und ebenfalls Mitglied der Regierungskommission, betonte, dass im stationären Bereich nicht alles so bleiben könne wie es ist. „Irgendjemand muss bereit sein, sich zu bewegen“. (juk)

Mehr zum Thema

Kabinett beschließt Reformgesetz

Lauterbach: Klinikreform rettet zehntausende Menschenleben

Das könnte Sie auch interessieren
Verschiedene Gesichter

© Robert Kneschke / stock.adobe.com / generated with AI

Seltene Erkrankungen

GestaltMatcher – Per Gesichtsanalyse zur Orphan Disease-Diagnose

Künstliche Intelligenz gilt auch in der Medizin als Schlüsseltechnologie, mit deren Hilfe zum Beispiel onkologische Erkrankungen stärker personalisiert adressiert werden könnten.

© Kanisorn / stock.adobe.com

EFI-Jahresgutachten 2024 übergeben

KI: Harter Wettbewerb auch in der Medizin

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Tag der Privatmedizin 2023

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Studie bescheinigt hohe Spezifität

Feiert das Belastungs-EKG ein kardiologisches Comeback?

Brustkrebsgefahr bei Adipositas

Prospektiv bestätigt: Bariatrische Operation senkt Brustkrebsrisiko

Lesetipps
Es zeichne sich ab, so Professorin Anne Letsch vom Onkologischen Zentrum Campus Kiel des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein, dass das biologische Geschlecht, aber auch Gender als soziales Rollenkonstrukt, an vielen Stellen Krebs und Krebsversorgung beeinflussen.

© [M] lera_efremova / stock.adobe.com

Gendermedizin in der Onkologie

Den geschlechtsspezifischen Unterschieden bei Krebs auf der Spur

Die Wahrscheinlichkeit, VHF-Trigger außerhalb des Pulmonalvenensystems zu finden, beträgt 5,9 Prozent bei einem PRE2SSS2-Score von 0–1, 19,2 Prozent bei einem Score von 2–4 und 40,0 Prozent bei einem Score von 5–6.

© plo / stock.adobe.com

Herde außerhalb der Pulmonalvenen

Score gibt Risiko für weitere Trigger von Vorhofflimmern an

Betroffene mit Reizblase haben ihn immer im Blick – den schnellsten Weg zur nächsten Toilette.

© Alex / stock.adobe.com

Harndrang und häufiges Wasserlassen

Reizblase: Da mischt oft die Psyche mit