Mehr Beratung der Frau: ja! Aber ist auch Zwang nötig?

BERLIN (fst). Begleitet von Forderungen aus der Ärzteschaft, von Kirchen und Verbänden hat der Bundestag gestern Möglichkeiten diskutiert, die Zahl der Spätabtreibungen zu reduzieren.

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Im vergangenen Jahr beendeten 229 Frauen in Deutschland die Schwangerschaft nach der 22. Woche. Die fünf dem Bundestag vorliegenden Gesetzentwürfe und Anträge haben gemeinsame Ziele, nehmen jedoch ganz unterschiedliche Wege. Das wurde gestern in der eineinhalbstündigen Debatte des Bundestags deutlich.

Es gehe um umfassende Hilfe in einer Situation, in der betroffene Paare "außer sich sind", sagte die frühere Bundesfamilienministerin Renate Schmidt (SPD). Sie unterstützt einen mehrheitlich von der Union getragenen Entwurf, der eine Beratungspflicht für Schwangere vorsieht. Der Entwurf verschärft die Vorgaben für beratende Ärzte und sieht eine dreitägige Bedenkfrist zwischen Diagnose und möglicher Abtreibung vor.

Der von 208 Abgeordneten favorisierte Entwurf trifft bei der Bundesärztekammer auf Unterstützung. Es könne nicht Sinn eines Gesetzes sein, nur "Teilmengen des Problems" zu lösen, schreibt BÄK-Vize Dr. Frank-Ulrich Montgomery in einem Gastkommentar für die "Ärzte Zeitung". Damit wendet sich Montgomery gegen Anträge, die nur das Gendiagnostikgesetz oder die Mutterschaftsrichtlinien ändern wollen. Eine SPD-Mehrheit lehnt den Zwang zur ärztlichen Beratung ab.

Nur manchmal blitzten gestern Konflikte aus alten Abtreibungsdebatten auf. Die Links-Abgeordnete Kirsten Tackmann etwa warf ihren Kollegen vor, sie wollten Frauen "unter Generalverdacht" stellen. Dabei seien mehr Hilfen für Schwangere statt Druck nötig, forderte sie. Ab Januar werden die Entwürfe in den Bundestagsausschüssen beraten.

Lesen Sie dazu auch den Gastkommentar: Dr. Frank-Ulrich Montgomery: Es geht um Hilfe für Frauen

Lesen Sie dazu auch: Spätabtreibung - welche Beratung braucht eine Frau, die ein behindertes Kind erwartet? Was Parlamentarier trennt und eint Abtreibungsrecht - was derzeit gilt

Die Debatte zur Spätabtreibung - Auszüge aus den Bundestagsreden: Wir sind gegen die Beratungspflicht Es geht um umfassende Hilfe Es darf keinen Automatismus geben! Die Beratung soll ergebnisoffen sein Frauen sollen auch "Nein" sagen können Ist jede Untersuchung wirklich nötig? Mehr Unterstützung statt mehr Druck

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