Mehr Zeit und Qualität für Kinder mit ADHS

Bis zu 700 Euro erhalten Ärzte für die Behandlung von ADHS-Patienten. Grundlage ist ein Vertrag der KV Nordrhein mit der AOK Rheinland.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Bekommen mehr Aufmerksamkeit: Kinder mit ADHS.

Bekommen mehr Aufmerksamkeit: Kinder mit ADHS.

© Effinger / fotolia.com

DÜSSELDORF. In Nordrhein soll die Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit einer Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) auf eine qualitativ neue Stufe gestellt werden. Ein Vertrag der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNo), des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte und der AOK Rheinland/Hamburg sieht die leitliniengerechte und interdisziplinäre Behandlung der Patienten durch Kinder- und Jugendärzte und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten vor. Ergänzt wird die Vereinbarung durch einen Modulvertrag mit den Berufsverbänden der Psychotherapeuten.

In Nordrhein gibt es schätzungsweise 40 000 junge Patienten mit ADHS, 12 000 sind bei der AOK Rheinland/Hamburg versichert.

"Wir sind sicher, dass wir mit dem Vertrag eine bessere Versorgung der Kinder erreichen", sagt KVNo-Vorstand Bernhard Brautmeier. Zentrale Elemente der Vereinbarung sind eine umfassende Diagnostik, Schulungen für die Eltern, die koordinierte Zusammenarbeit von Ärzten und Psychotherapeuten, eine Ausweitung der psychotherapeutischen Behandlungskapazitäten und ein streng kontrollierter Medikamenteneinsatz.

Beteiligen können sich Kinder- und Jugendärzte, die in den letzten beiden Jahren pro Quartal mindestens 30 ADHS-Patienten behandelt haben. Sie verpflichten sich, an mindestens zwei Qualitätszirkeln zum Thema teilzunehmen. Die qualifizierten Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten müssen einmal monatlich eine Samstagssprechstunde anbieten. Die Behandler verpflichten sich zur Zusammenarbeit und zum Austausch. Patienten können im Alter von sechs bis 17 Jahren, in Ausnahmefällen bis zum 21. Geburtstag eingeschrieben werden.

Der zusätzliche Aufwand für Diagnostik, Therapie und Koordination wird von der AOK extrabudgetär vergütet. Die Ärzte können in der Spitze pro Patient auf 700 Euro im Jahr kommen. "Wir investieren in mehr Zeit für die Patienten und den Austausch zwischen den Behandlern", sagt AOK-Vorstand Cornelia Prüfer-Storcks.

"Bislang haben sich viele Pädiater des Themas nicht angenommen, weil die Bezahlung grottenschlecht war", sagt der Vorsitzende des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte in Nordrhein Dr. Thomas Fischbach. Der Vertrag schaffe ein Regelwerk für die Zusammenarbeit von Ärzten und Psychotherapeuten. Auch Bernhard Moors vom Bündnis der Kinderpsychotherapeuten begrüßte die Kooperation. "Bei ADHS-Kindern macht es Sinn, von Anfang an fachübergreifend zusammenzuarbeiten."

Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Staatsanwaltschaft ermittelt auch gegen Praxisinhaberin

Verdacht auf Kindesmissbrauch gegen falschen Therapeuten

Kommentar

Nina Warkens Gesellenstück in symbolischer Politik

Das könnte Sie auch interessieren
Was die MS-Behandlung auszeichnet

© Suphansa Subruayying | iStock

Lebensqualität

Was die MS-Behandlung auszeichnet

Anzeige | Merck Healthcare Germany GmbH
Unsichtbare MS-Symptome im Fokus

© AscentXmedia | iStock

Lebensqualität

Unsichtbare MS-Symptome im Fokus

Anzeige | Merck Healthcare Germany GmbH
Prognostizierbares Therapieansprechen?

© Stockbyte | gettyimages (Symbolbild mit Fotomodellen)

Antidepressiva

Prognostizierbares Therapieansprechen?

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Depression und Schmerz gehen häufig Hand in Hand

© brizmaker | iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Depressionsscreening

Depression und Schmerz gehen häufig Hand in Hand

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema

ADHS im Erwachsenenalter

Wechseljahre und ADHS: Einfluss hormoneller Veränderungen auf Symptomatik und Diagnose

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MEDICE Arzneimittel Pütter GmbH & Co. KG, Iserlohn
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
ADHS bei Erwachsenen: Mit wenigen Schritten zur Verdachtsdiagnose

© Springer Medizin Verlag

ADHS bei Erwachsenen: Mit wenigen Schritten zur Verdachtsdiagnose

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MEDICE Arzneimittel Pütter GmbH & Co. KG, Iserlohn
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Willkommenskultur

Neu im Team? Was Praxen beim Onboarding beachten sollten

Lesetipps
Menschen laufen am Strand

© KOTO - stock.adobe.com

Nicht-medikamentöse Behandlung

Sport bei Kniegelenksarthrose? Move it or loose it!

Impfung gegen Gelbfieber: Ist eine Auffrischung nötig?

© Porträt: privat | Spritze: Fied

Sie fragen – Experten antworten

Impfung gegen Gelbfieber: Ist eine Auffrischung nötig?