Ernährung

Mehrheit der Bürger präferiert Nutri-Score

Im Urteil der Bundesbürger ist die Nutri-Score-Ampel im Vergleich zum „Wegweiser Ernährung“ von Bundeslandwirtschaftsministerin Klöckner verständlicher. Zudem erleichtert er die Auswahl gesunder Lebensmittel.

Helmut LaschetVon Helmut Laschet Veröffentlicht:
Die Vorteile des Nutri-Scores sind aus Sicht der befragten Verbraucher hoch.

Die Vorteile des Nutri-Scores sind aus Sicht der befragten Verbraucher hoch.

© Philippe Turpin / picture Alliance; Ärzte Zeitung

BERLIN. Zwischen 87 und 90 Prozent der Deutschen ab 18 Jahren sind der Meinung, dass die Nutri-Score-Ampel auffallend ist, eine sinnvolle Farbgebung hat und schnell erfassbar ist. Diese Eigenschaften billigen hingegen nur zwischen zwei und fünf Prozent dem vom Max- Rubner-Institut im Auftrag des Bundeslandwirtschaftsministeriums entwickelten Kennzeichnungsmodell „Wegweiser Ernährung“ zu.

Dies ist das Ergebnis einer Repräsentativbefragung des Meinungsforschungsinstituts Forsa unter 1003 Bundesbürgern über 18 Jahre im Auftrag von ärztlichen Berufsverbänden, medizinischen Fachgesellschaften und der Verbraucherorganisation foodwatch.

„Die Verbraucher wollen den Nutri-Score. Diese Nährwert-Ampel hat zuvor in über 35 wissenschaftlichen Studien ihre Wirksamkeit bewiesen“, sagte Barbara Bitzer, Sprecherin des Wissenschaftsbündnisses DANK und Geschäftsführerin der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) bei der Vorstellung der Umfrageergebnisse am Mittwoch in Berlin.

Nur in einem Punkt punktet das Klöckner-Modell

Lediglich in einem Punkt schneidet der „Wegweiser Ernährung“ mit 50 zu 32 Prozent besser ab als der Nutri-Score: Er liefert mehr Informationen – diese sind allerdings auch auf der Verpackung der Lebensmittel aufgeführt. Der Preis für die Detail-Informationen ist: Der Wegweiser wird von 60 bis 65 Prozent der Verbraucher als verwirrend und kompliziert bewertet.

Von besonderer Bedeutung ist, dass die Botschaft von den problematischen Zielgruppen – Menschen aus unteren sozialen Schichten mit niedrigem Bildungsgrad, Übergewicht und Adipositas – verstanden wird. Diese Funktion erfüllt der Nutri-Score deutlich besser als der „Wegweiser Ernährung“: Zwischen 80 und 90 Prozent dieser Teilpopulation, für die eine Nährwert-Ampel zur Orientierung besonders wichtig wäre, halten sie für verständlich und schnell erfassbar.

Adipositas ist ein Treiber für Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs. Eine entscheidende Rolle spielt der Sozialstatus.

Prof. Hans Hauner TU München, Vorsitzender der Deutschen Diabetes Stiftung und Beirat der Deutschen Adipositas-Gesellschaft

Professor Berthold Koletzko, Vorsitzender der Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin sagte dazu: „Wenn Eltern einen geringen Bildungsstand haben oder übergewichtig sind, dann haben ihre Kinder ein deutlich erhöhtes Risiko, ebenfalls dick zu werden.“ Inzwischen sei der Anteil der adipösen Kinder aus Unterschichten 4,3-mal so hoch wie der aus Oberschichten.

Vorreiter Frankreich und Belgien

Die Organisationen fordern seit langem verbindliche Maßnahmen gegen Fehlernährung und eine verständliche Nährwertkennzeichnung in Ampelfarben. Dies entspreche auch den Vorgaben des Koalitionsvertrages zu einem Nährwert-Label. Weil es keine verbindlichen EU-Regeln gibt, haben inzwischen mehrere Länder Ampelkennzeichnungen auf freiwilliger Basis eingeführt wie Belgien und Frankreich.

Versuche einzelner Unternehmen, den Nutri-Score eigenständig einzuführen, haben Rechtsstreitigkeiten ausgelöst. Diese Unsicherheiten für die Hersteller müssten beseitigt werden.

Von der Einführung der Nährwert-Ampel erhoffen sich die Medizin- und Verbraucherorganisationen nicht nur eine Änderung des Verbraucherverhaltens. Wahrscheinlich wichtiger sei eine Reformulierung der Lebensmittel und ihrer Inhalte. Begleitet werden müsse die Kennzeichnung von einem Werbeverbot für die Zielgruppe der Kinder und einem neuen Verbrauchssteuermodell für gesunde und ungesunde Lebensmittel, forderte Barbara Bitzer.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Lebensmittelampel: Eindeutiges Urteil

Ihr Newsletter zum Thema
Lesen sie auch
Mehr zum Thema

Glosse

Großer Bruder, kleine Uhren

Das könnte Sie auch interessieren
Der Gesundheitsdialog

© Janssen-Cilag GmbH

J&J Open House

Der Gesundheitsdialog

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

© Springer Medizin

Johnson & Johnson Open House-Veranstaltung am 26. Juni 2025 beim Hauptstadtkongress

Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
J&J Open House beim Hauptstadtkongress

© [M] Springer Medizin Verlag

Video zur Veranstaltung

J&J Open House beim Hauptstadtkongress

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

© Aleksandr | colourbox.de

Fatal verkannt

Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

© polkadot - stock.adobe.com

Vitamin-B12-Mangel

Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
B12-Mangel durch PPI & Metformin

© Pixel-Shot - stock.adobe.com

Achtung Vitamin-Falle

B12-Mangel durch PPI & Metformin

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Studie DECLARE-TIMI 58: primärer Endpunkt „kardiovaskulärer Tod oder Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz“ in der Gesamtkohorte

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [4]

Diabetes mellitus Typ 2

Diabetes mellitus Typ 2 Präventiv statt reaktiv: Bei Typ-2-Diabetes mit Risikokonstellation Folgeerkrankungen verhindern

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Porträt: Dr. Jörg Sandmann | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

© Porträt: Dr. Jörg Sandmann | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

„ÄrzteTag extra“-Podcast

Der hypogonadale Patient in der Hausarztpraxis

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Besins Healthcare Germany GmbH, Berlin
Neues Wocheninsulin für Typ-2-Diabetes

© Springer Medizin Verlag

Neues Wocheninsulin für Typ-2-Diabetes

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novo Nordisk Pharma GmbH, Mainz
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Willkommenskultur

Neu im Team? Was Praxen beim Onboarding beachten sollten

Lesetipps
Impfung gegen Gelbfieber: Ist eine Auffrischung nötig?

© Porträt: privat | Spritze: Fied

Sie fragen – Experten antworten

Impfung gegen Gelbfieber: Ist eine Auffrischung nötig?

Mammografie-Screening bei einer Patientin

© pixelfit / Getty Images / iStock

Prävention

Mammografie-Screening: Das sind Hindernisse und Motivatoren