Brandenburg

Ministerin sieht Nachholbedarf bei Digitalisierung

Digitalisierung für Ministerium kein Selbstzweck, sondern ein Hilfsmittel sei, um die flächendeckende Versorgung.

Von Benjamin Lassiwe Veröffentlicht:
Ursula Nonnemacher (Grüne), Ministerin für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz von Brandenburg.

Ursula Nonnemacher (Grüne), Ministerin für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz von Brandenburg.

© Monika Skolimowska / dpa

Potsdam. Brandenburgs Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) hat der deutschen Gesundheitsbranche und den Krankenhäusern im Land „erheblichen Nachholbedarf“ in der Digitalisierung attestiert. „Wir tragen noch immer die Arztberichte brav zum Fachspezialisten, die Rezepte in die Apotheke und die Krankschreibungen zum Arbeitgeber“, sagte Nonnemacher am Donnerstagnachmittag auf dem Neujahrsempfang des „Verbunds christlicher Kliniken Brandenburg“. „Das sollte sich ändern und das wird sich ändern.“

Es gebe noch immer keine strukturierte greifbare Sammlung der medizinischen Vita eines Patienten. „Es geht darum, medizinisches Wissen verfügbar zu haben, wann immer eine Frage auftaucht und ein akuter Zustand Beratung braucht.“ Allerdings dürfe man bei aller Digitalisierung eines nicht aus den Augen verlieren. „Die Digitalisierung ersetzt den Menschen nicht, sie erweitert vielmehr seine Möglichkeiten.“

Rückgrat der gesundheitlichen Versorgung

Dem 2010 gegründeten Netzwerk gehören 14 christliche Krankenhäuser in Brandenburg an. Nonnemacher betonte in ihrem Grußwort, dass die christlichen Einrichtungen ebenso für eine wohnortnahe Grundversorgung wie für fachklinisch hochspezialisierte Spezialversorgung stünden. Sie seien „das Rückgrat der gesundheitlichen Versorgung in der Fläche.“ Die Ministerin verwies in diesem Zusammenhang darauf, dass sich die Brandenburger Kenia-Koalition in ihrem Koalitionsvertrag für den Erhalt aller Krankenhausstandorte als Gesundheitsstandorte ausgesprochen habe. „Dafür stehe ich auch ganz persönlich“.

Der Abteilungsleiter im Potsdamer Gesundheitsministerium, Michael Zaske, betonte ebenfalls, dass die Digitalisierung für das Ministerium kein Selbstzweck, sondern ein Hilfsmittel sei, um die flächendeckende Versorgung „besser und weiter sicherstellen“ zu können. Der Ärztemangel sei in Brandenburg in aller Munde. „Wir möchten sicherstellen, dass es wohnortnahe, schnelle Erstdiagnose gibt“, sagte Zaske. „Wir schaffen das durch Zusammenarbeit, Vernetzung und dadurch, dass das gemeinsame Wissen schnell zur Verfügung steht.“ Das gehe aber nur, indem niedergelassene Ärzte und Krankenhäuser zusammenarbeiten. Dazu müssten auch organisatorische Voraussetzungen geschaffen werden. „Wir müssen real weg vom Fernbehandlungsverbot, wir müssen Videosprechstunden und die Vergütung telemedizinischer Leistungen ermöglichen“, sagte Zaske. „Wir müssen in jeder Ecke des Landes Leistungen verfügbar haben.“

Zu wenig Geld für Investitionen

Dagegen beklagte der Geschäftsführer des Unternehmensbereichs Gesundheit des Evangelischen Diakonissenhauses Berlin Teltow Lehnin, Karsten Bittigau, dass im Medizinsektor alle Akteure über zu wenig Geld für Investitionen verfügten. „Aber jeder investiert – und jeder nutzt unterschiedliche Standards.“ Es fehlten klare Vorgaben für die Player. „Es gibt keine einheitlichen Standards, da sind uns andere Länder wirklich um Längen voraus.“ Deutschland sei ein digitales Entwicklungsland. Die Digitalisierung scheitere daran, dass die einzelnen Lösungen nicht miteinander kommunizieren könnten.

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