BVKJ

Mit Fragebögen gegen Krankheiten

Schon in den ersten Lebensjahren werden für viele Kinder die Weichen falsch gestellt. Ungesundes Essen und falsches Verhalten mindern oft die Chancen für ein gesundes Leben. Nun wollen die Pädiater gegensteuern.

Raimund SchmidVon Raimund Schmid Veröffentlicht:

BERLIN. Bei der Vorsorge für Kinder und Jugendliche wird am 1. Juli ein neues Kapitel aufgeschlagen: Für junge Patienten der Barmer GEK wird die primäre Prävention ein Bestandteil der Früherkennungsuntersuchungen. Basis dafür ist ein neuer Selektivvertrag, den der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) und die BARMER GEK beim 43. Kinder- und Jugendärztetag in Berlin vorgestellt haben.

BVKJ-Präsident Dr. Wolfram Hartmann bezeichnete diesen Vertrag als "historisch", da mit neuen Instrumentarien wie zum Beispiel Eltern-Fragebögen Entwicklungsrisiken frühzeitig entdeckt werden können.

Der Barmer GEK sei es daher hoch anzurechnen, dass sie mit diesem Vertrag als erste Kasse bundesweit aus dem Regelversorgungssystem ausgeschert sei, so Hartmann.

Dr. Rolf-Ulrich Schlenker, stellvertretender Vorstandvorsitzender der Barmer GEK, begründete diesen Schritt mit Erkenntnissen aus der Versorgungsforschung. Daraus hätte sich ergeben, dass die Beratungsfunktion und die "Risikobewertung" des Kinderarztes bisher deutlich zu kurz gekommen seien.

Auch bei der Unfallprävention, komplexen Erziehungsfragen und bei der Vorbeugung chronischer Erkrankungen habe es gravierende Defizite gegeben.

Um diese Defizite abzubauen, wurde die Dauer für alle Vorsorgen von der U2 bis zur J2 von 20 auf 30 Minuten verlängert und das Honorar von 33 Euro auf 50 Euro erhöht. Darüber hinaus kann der Arzt künftig ein Präventionsrezept ausstellen, wenn er mangelnde Bewegung oder nicht altersgemäße Stressfaktoren feststellt.

Neu ist auch eine so genannte "Transitionspauschale", mit der der Übergang chronisch kranker Kinder und Jugendlicher in die medizinische Erwachsenenversorgung verbessert werden soll. Dabei ist eine persönliche Kontaktaufnahme des Pädiaters mit dem neuen Arzt vorgesehen.

Hartmann forderte die anderen Krankenkassen und die Gesundheitspolitiker auf, auf den "Präventionszug" rasch aufzuspringen. Gerade das Bundesgesundheitsministerium sei nun in Zugzwang - allerdings habe man dort bei Vorsorgeprogrammen für Kinder keinen akuten Handlungsbedarf gesehen und hätte auf die Selbstverwaltung verwiesen.

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