Jugendschutzbericht

Online-Mutproben machen Giffey Sorgen

Kinder und Jugendliche lassen sich über soziale Medien immer öfter zu waghalsigen „Wettbewerben“ verleiten – mit erheblichen Gesundheitsgefahren.

Von Thomas Hommel Veröffentlicht:
Bundesfamilienministerin Franziska Giffey ruft Social-Media-Anbieter dazu auf, die Persönlichkeitsrechte junger Menschen im Internet besser zu schützen.

Bundesfamilienministerin Franziska Giffey ruft Social-Media-Anbieter dazu auf, die Persönlichkeitsrechte junger Menschen im Internet besser zu schützen.

© Kay Nietfeld/dpa

Berlin. Nagellackentferner auf der Haut anzünden, einen Maiskolben von einer drehenden Bohrmaschine essen, auf fahrende Züge springen: Was nach schlechten Scherzen klingt, macht als Mutproben in sozialen Medien wie Facebook & Co. immer öfter die Runde. „Viele der Wettbewerbe gelten als hip und unterhaltsam, können jedoch ernsthafte Gesundheitsschäden verursachen“, heißt es im kürzlich vorgestellten Jugendschutzbericht 2019 des von Bund und Ländern getragenen Kompetenzzentrums jugendschutz.net. Das Zentrum setzt sich für den Schutz junger Menschen im Internet ein.

Mitmachdruck schafft Nachahmer

„Gefährliche Online-Challenges verbreiten sich in Social Media rasend schnell und finden durch den Mitmachdruck schnell Nachahmer“, warnte Stefan Glaser, Leiter von jugendschutz.net. Bei den Mutproben gingen Kinder immer höhere Risiken ein. Auch indirekte Folgen der Teilnahme an riskanten Challenges seien nicht zu unterschätzen. „Es zeigt sich, dass Videos missglückter Versuche besonders viele Klicks bekommen und hämisch kommentiert werden.“ Die User würden mit Spott und Schadenfreude überzogen, so Glaser.

2019 registrierte jugendschutz.net in seinem Bericht insgesamt knapp 7000 sogenannte Verstoßfälle – rund 500 mehr als im Vorjahr. Den größten Zuwachs verzeichnet der Bericht im Bereich der Selbstgefährdung (plus 77) und bei Gewaltdarstellungen (plus 72 Prozent). Die Studie spricht von teils „drastischer Gewalt“, die Heranwachsende „massiv ängstigen und verstören“ könne. Den größten Anteil nehmen erneut Darstellungen sexualisierter Gewalt mit 37 Prozent ein.

„Update für das 21. Jahrhundert“

Knapp 4200 Verstoßfälle beziehen sich den Angaben zufolge auf „hoch frequentierte“ Social-Media-Dienste: 20 Prozent auf Instagram, 19 Prozent auf YouTube, 18 Prozent auf Facebook und 13 Prozent auf Twitter.

Bundesfamilienministerin Franziska Giffey rief die Anbieter dazu auf, die Persönlichkeitsrechte junger Menschen im Internet besser zu schützen. „Die notwendige Technik ist da, aber unser Jugendschutz ist noch nicht so weit“, sagte die SPD-Politikerin.

Der Jugendschutz brauche dringend „ein Update für das 21. Jahrhundert“, so Giffey. Eine entsprechende Gesetzesänderung werde derzeit vorbereitet. Voraussichtlich im Herbst wolle das Kabinett darüber befinden.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Glasglobus und Stethoskop, eingebettet in grünes Laub, als Symbol für Umweltgesundheit und ökologisch-medizinisches Bewusstsein

© AspctStyle / Generiert mit KI / stock.adobe.com

Klimawandel und Gesundheitswesen

Klimaschutz und Gesundheit: Herausforderungen und Lösungen

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein MRT verbraucht viel Energie, auch die Datenspeicherung ist energieintensiv.

© Marijan Murat / dpa / picture alliance

Klimawandel und Gesundheitswesen

Forderungen nach Verhaltensänderungen und Verhältnisprävention

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

© Frankfurter Forum für gesellschafts- und gesundheitspolitische Grundsatzfragen e. V.

Das Frankfurter Forum stellt sich vor

Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Studie VISION-DMD: motorische Funktion TTSTAND-Geschwindigkeit unter Vamorolon 6mg/kg/Tag im Vergleich zu Placebo (erstellt nach [13])

© [M] Springer Medizin Verlag GmbH; Santhera Germany GmbH

Therapie der Duchenne-Muskeldystrophie mit Kortikosteroiden über alle Altersstufen

Grundlagen und Real-World-Erfahrungen mit Vamorolon

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Santhera Germany GmbH, München
Detailansicht eines Windrades: Bringt eine ökologisch nachhaltige Geldanlage auch gute Rendite? Anleger sollten auf jeden Fall genau hinschauen.

© Himmelssturm / stock.adobe.com

Verantwortungsbewusstes Investment

„Nachhaltig – das heißt nicht, weniger Rendite bei der Geldanlage!“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank)
Tab. 1: Empfohlene Anfangsdosierungen von Ruxolitinib bei akuter und chronischer GvHD in Abhängigkeit vom Alter

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [5, 6]

Graft-versus-Host-Erkrankung

JAK1/2-Hemmung jetzt für Kinder unter zwölf Jahren und in neuer Darreichungsform möglich

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novartis Pharma GmbH, Nürnberg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Evolution der Therapiesteuerung

Diabetesmanagement: Das Ende des HbA1c-Werts?

Lesetipps
Gemeinsam mit seiner Frau Eva Dengler hat Lothar Müller den Side entwickelt.

© Amdorfer Obsthof

Porträt

Der Onkologe und sein Apfel-Cider

Stethoskop auf Geldmünzen

© oppoh / stock.adobe.com / Generated by AI

EBM-Abrechnung 2026

Vorhaltepauschale 2.0: Bei 10 Kriterien ist für jeden was dabei